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Knuddeln für Knete

Autor(en): Lisa Deml am Montag, 17. Februar 2014
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Quelle: © Johan Fredriksson(Johan Fredriksson)

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Japan geht auf Kuschelkurs: Weil immer mehr Menschen einsam sind in der Großstadt, kann man sich jetzt Kuscheleinheiten mieten.

Japan geht auf Kuschelkurs: Weil immer mehr Menschen einsam sind in der Großstadt, kann man sich jetzt Kuscheleinheiten mieten.

 

56 € oder 6000 Yen, so viel kostet eine Stunde schmusen im Soineya in Tokio, dem ersten Kuschelcafé der Welt. Soll der Kuschelpartner in Aktion treten und den Kunden beispielsweise am Rücken streicheln oder den Kopf kraulen, kommen alle 3 Minuten nochmal 1000 Yen (10€) oben drauf. Ob Free Hugs, Kuschelparties oder bezahlte Schmusestunden - der unschuldige Körperkontakt erfährt eine neue Blütezeit.

 

Kuscheln in der Großstadt

 

Kleine Kojen in rosa, grünes oder blaues Licht getaucht, japanische Mädchen in Teddybearkostümen und plüschige Hello Kitties als Dekoration. Als Olli Schulz Anfang des Monats im Rahmen seiner Show Schulz in the box in Tokios cuddle café aufwachte, fühlte er sich eher in einen bulgarischen Hinterhof versetzt. An der Tür jeder Koje ist ein Kuschelmenü befestigt, das die Auswahl der buchbaren Zärtlichkeiten verkündet wie bei McDonalds die Burgervariationen angeboten werden. Olli Schulz war dem ganzen nicht geheuer, aber das Geschäft der Knuddelvermarkter boomt. Japanische Mädchen werden mittlerweile auf der Straße gecastet, um der Nachfrage gerecht zu werden. Jobbeschreibung: Schlafen. Anforderungen: Zwischen 16 und 30 Jahren alt. Jegliche Art von sexuellem Kontakt ist untersagt.

 

Interaktiver und weniger streng reglementiert gestalten sich die sogenannten Kuschelparties. Auf am Boden verteilten Matratzen dürfen die Teilnehmer stundenlang schmusen – so lang sie wollen und mit wem sie wollen. Seitdem die erste Cuddle Party vor 10 Jahren von einem New Yorker Sexualtherapeuthen ins Leben gerufen wurde, erobern sie die Herzen im Sturm. Monatliche Knuddelabende in München, Berlin und anderen Großstädten behaupten sich gegen die zunehmende Anonymität in Metropolen.

 

Streicheleinheiten für den Blutdruck

 

Das Schmusen lässt nicht nur das Herz höher schlagen, sondern hält es sogar gesund. Wie US-Wissenschaftler der University of North Carolina herausgefunden haben, verringern schon 10 Minuten bloßes Händchenhalten den Blutdruck und den Pulsanstieg und stärken somit das Herz-Kreislaufsystem. Der Austausch von Zärtlichkeiten erhöht den Oxytocin-Spiegel, der das Stresslevel senkt und die Gedächtnisleistung erhöht – vorausgesetzt es handelt sich um eine eng vertraute Person. Knuddeln mit fremden Personen, kann allerdings eine gegenteilige Wirkung haben. Statt in Kuschelcafés und Co sollte man doch lieber im eigenen Umkreis knuddeln.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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