Es ist so verführerisch sich in all den Postern und Werbefilmchen zu verlieren, die flimmern und einem zuflüstern: „nimm mich, du weißt, dass du mich brauchst“. Unwiderstehlich sind die Tuben und Fläschchen mit den schönen Designs und verheißungsvollen Versprechen. Ein, zwei, zehn Euro mehr für eine Marke zahlen und schon bist du ein anderer Mensch. Ist es nicht so, dass diese Helferlein benötigt werden, um Zähne weißer und Haare glänzender zu machen? Wer in dieser Welt bestehen möchte, durch keinen Pickel Aufsehen erwecken will, der muss Teil der Konsumwelle werden und dem Kaufrausch beiwohnen.

Hat Oscar Wilde, der Meister der Zitate, recht wenn er sagt:

“Crying is for plain women. Pretty women go shopping.”?

Gegenmittel für Gewissensbisse?

Vielleicht gibt es doch bessere Alternativen als Weinen und Shoppen: wie wäre es mit selber machen?

Wir hören doch immer wieder, wie wir als Konsumenten die Welt beeinflussen. Dahinter steckt eine einleuchtende Idee: was wir nicht kaufen, wird nicht produziert. Wenn wir also aufhören unser Geld bei Marken zu lassen, die Kinderarbeit unterstützen und die Umwelt verschmutzen, scheint das ein vernünftiger Ansatz zu sein. Es gibt ja genug Möglichkeiten schöne Kleidung aus zweiter Hand zu bekommen. Nur: was tun bei Kosmetikprodukten, die es nicht einfach Second-Hand zu kaufen gibt? Die Gewissensbisse plagen ja doch, wenn beispielsweise die Mikropartikel in Waschcremes und Co. das Ökosystem Meer zerstören.

Auf bestem Weg zur Kräuterhexe?

Da beginnt das Zweifeln über die eigenen Konsumentscheidungen, aber so einfach ist es nicht einfach allem zu entsagen. Wir können ja schlecht über Nacht zu Kräuterhexen werden und uns selbst Tinkturen brauen. Aber auch für die Laien unter uns, gibt es viele Möglichkeiten Kosmetika günstig und mit wenig Zeitaufwand herzustellen. Hier kommen zwei Anleitungen, für das Selbermachen von täglichen Basics: Zahnpasta und Wimperntusche. Funktioniert wirklich, wir haben es ausprobiert! (Geheimtipp: im Herbst eignen sich Kastanien wunderbar als Grundlage für Shampoo und Waschmittel).

How To: Zahnpasta

• 4-5 EL Bio-Kokosfett

• 2-3 EL Natron

• einige Tropfen Teebaumöl (kann auch Pfefferminzöl sein, je nach Geschmack)

Fett schmelzen, alles mischen und beim Erhärten immer wieder umrühren. Bei Zimmertemperatur lagern (bleibt schön weich). Aus Hygienegründen sollte die Kokoszahnpasta mit einem kleinen Löffel vom Topf auf die Zahnbürste befördert werden. Nicht direkt eintauchen, dann kann die Zahnpasta auch von mehreren Zähneputzern benutzt werden.

How To: Wimpertusche

• 2 gestrichene Teelöffel Heilerde

• 2 gestrichene Teelöffel Aktivkohle (für braun Kakaopulver nehmen)

• 1 gestrichener Teelöffel Aloe-Vera-Gel

  • 2 Teelöffel Wasser

  • 1 Mascarabürste (ausgewaschen)

Wichtig: Da keine Konservierungsstoffe enthalten sind, hält sich die Mascara ungefähr 4 Wochen. Damit nicht ständig neue Wimperntusche gerührt werden muss, empfiehlt es sich etwas einzufrieren. Die trockenen Zutaten mit einem Löffelchen verrühren, dann das Gel und das Wasser zugeben. Kurz quellen lassen, und fertig. Ganz ohne Tierversuche, Chemie, Plastik und großes Geld.

Ausprobiert und Überzeugt?

Wen diese Anleitungen inspiriert haben, kann gerne weiter herumexperimentieren. Neben Zahnpasta und Wimperntusche sind auch Seife oder Lippenstifte prädestiniert zum Selbermachen. Mehr gute Tipps finden sich unter anderem auf:

https://utopia.de/

https://experimentselbstversorgung.net/

https://langsamerleben.wordpress.com/