Tipps fürs Studium
Übertreibs mal nicht, Studiosus!
Manchmal ist der Grad zwischen Euphorie und Überambitioniertheit schmal. Zehn kleine, nicht ganz ernst gemeinte Anzeichen des Wahnsinns.
Das Semester geht bald wieder los! Du bist so aufgeregt! Endlich wieder Seminare, Kaffeepausen in der Cafeteria, Kommilitonen treffen, den Prof ausquetschen und Fachschaftssitzungen besuchen! Schön, dass dir dein Studium so gut gefällt. Aber Obacht: zwischen Genießen und Reinsteigern besteht ein Unterschied. Wenn die folgenden zehn Anzeichen auf dich zutreffen, übertreibst du es wirklich ein bisschen:
1. Du kannst vor Semesterbeginn vor Aufregung kaum schlafen
Yippieh, am 15. Oktober geht es wieder los! Eine kleine Schultüte mit Traubenzucker, einem neuen Spitzer und dem aktuellen Studentenausweis hast du dir schon gebastelt. Du bist bereits eine Woche vorher aufgeregt und überlegst, was du an dem großen Tag anziehen sollst. Schließlich willst du möglich lässig und intellektuell aussehen. Dabei soll aber keiner merken, dass du zu viel Zeit auf dein Outfit verschwendet hast.
2. Uniparties sind für dich das Event des Jahres
Als wäre die Frage nach dem Outfit für den ersten Unitag nicht schon schlimm genug, stehen bald auch schon die ganzen Fachschaftsparties vor der Tür. Und die ganzen Aktionstage, an denen man spätere Arbeitgeber treffen kann! Da muss man einen guten Eindruck schinden. Vor lauter Nervosität rennst du dreimal um den Innenhof der Uni und kommst völlig verschwitzt im Lichthof an: Jung, dynamisch, ambitioniert.
3. Die Sache mit dem Vor– und Spitznamen
Du besuchst die Vorlesung bei Prof. Dr. Maximilian Mustermann, den du super cool findest. Wenn du über ihn redest – was du sehr oft tust – nennst du ihn stets beim Vornamen „Max“, als ob ihr euch schon ewig kennt. Dabei weiß Max noch nicht einmal, dass du existierst und dir freche Spitznamen wie etwa „Musti“ ausdenkst.
4. Die Sache mit den Abkürzungen
Dein Studium ist toll. Du liebst es, darüber zu reden. Und da du das so oft tust, brauchst du Abkürzungen, um mehr Infos in einen Satz zu bekommen. Der Tractatus logico-philosophicus von Ludwig Wittgenstein wird zu „Wittgis TLP“ und als VWLer sind dir Abkürzungen wie "Micro" und "Macro" schon zu basic: „Orgathe“ ist kein libidosteigernder Kräuteraufguss, sondern Organisationstheorie der VWL. Wenn du als „Zahni“ von „Anpräp“ redest, denken alle „Ah, jetzt wissen wir, wieso du so komisch bist: Du hast dir beim Feiern was Falsches geschmissen!“. Aber nein, du redest liebevoll von den Anatomische Präperierübungen.
5. Angewandte Wissenschaften
Du liebst dein Studium und überträgst es gerne auf dein Privatleben. Deine Freundin will auf ihr „Oh man, ich habe zugenommen“ nur ein herzliches „Überhaupt nicht“ hören. Du, als alter Mathematiker fängst stattdessen eine Kurvendiskussion an. Und wenn dich (Germanist) jemand fragt, ob dieser Kriminalroman, der in Bayern spielt, empfehlenswert sei, überreichst du eine 15-seitige Hausarbeit zu „Kruzifix, der Präfix: Über linguistische Morphologie in Falks 'Sauerkrautkoma'.“
6. Apropos Buch: deine Lieblingslektüre…
...ist das Vorlesungsverzeichnis. Nirgends kann man besser schmökern. Spannender als jeder Roman! Und diese ganzen Verästelungen der Handlung, toll! Außerdem gibt es oft Ortswechsel: vom Hauptgebäude in den Schweinchenbau und schon hat man eine ganz andere Atmosphäre. Manchmal gibt es sogar einen unerwarteten Twist in Form einer neuen Prüfungsordnung. Gänsehaut!
7. Lebensziel: Karriere an der Uni
Du hast schon viel gehört über die angebliche Schlangengrube der Universität, an der du so gerne arbeiten möchtest. Deswegen streckst du die Ellebogen raus und ölst die Schleimspur. Tipp: Lass es! Aufmerksamkeit bekommt man auch durch sinnvolle Beiträge und gute Hausarbeiten.
8. Zitier‘ mir das Lied vom Tod
Du zitierst nicht nur in jeder Hausarbeit Prof. Dr. Mustermann (Max, wir erinnern uns), sondern auch dich selber. Mindestens dreimal. Damit möchtest du auf deine genialen Arbeiten hinweisen, wirkst aber ein bisschen behämmert.
9. Du wohnst in der Bibliothek
Die freundliche Empfangsdame kennt dich besser als deine Mitbewohner. Seit Wochen versuchen deine Freunde in der WhatsApp-Gruppe, dich zu einem Treffen zu bewegen. Du schreibst dann gerne Sachen wie „Tut mir Leid, Leute, ich bin in der Bib, morgen auch. Aber wir können uns ja gerne für 17 Minuten auf einen Kaffee treffen?“ Dabei ist noch nicht mal Prüfungszeit. Außerdem verschickst du gerne Updates wie „War heute zehn Stunden lang in der Bib!!!“ mit diversen Smileys dahinter: Den angespannte Oberarm, den Collegehut, das Buch, den Stift…
10. Du liest alles, was mit der Uni zu tun hat
Zum Beispiel: Diese zehn leicht bis stark überspitzten Anzeichen, dass man es auch übertreiben kann. Genieße die restliche vorlesungsfreie Zeit und viel Spaß und Erfolg im neuen Semester!