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FJØRT im Interview

"Deutsch ist intensiver"

Autor(en): Joanna Alencar Baban am Freitag, 11. März 2016
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Quelle: M94.5

David, Frank und Chris von FJØRT

FJØRT zählen zu den vielversprechendsten Rockbands der deutschen Hardcore-Szene. Mit ihrem neuen Album „Kontakt“ haben sie die Erwartungen erfüllt.

 
Es würde sich anbieten auf Englisch zu singen, um eine internationale Fanbase zu schaffen, aber ihr singt auf Deutsch. Warum? 
Chris: Wir haben auch vor FJØRT schon lange Musik gemacht und haben dort auch ausschließlich englische Texte geschrieben. Letztendlich war FJØRT ein Neubeginn, sowohl musikalisch als auch textlich, um da auch bewusst deutsche Texte auszuprobieren. Ich habe schon viele deutsche Texte geschrieben, weil das viel mehr Spaß macht als englische Texte zu schreiben. Bei englischen Texten hast du eine Wand des „Nicht so ganz“- Verstehens und bei deutschen Sachen weiß man genau, was gemeint ist, das heißt man kann sich nicht so gut verstecken. Dafür ist es umso direkter und intensiver und man kann sehr präzise beschreiben, was man eigentlich sagen möchte. Man kann auch aus konventionellen grammatikalischen Strukturen ausbrechen. Das sind Spielarten, die man nur in der Muttersprache machen kann. 
 
Ihr habt in eurer Musik die typischen Screamo-Elemente drin, aber trotzdem versteht man den Text sehr gut. Wie wichtig ist euch, dass die Hörer eure Inhalte vermittelt bekommen? 
Chris: Das ist uns sehr wichtig. Wir haben bewusst ein Auge drauf gehabt beim neuen Album, dass die Texte schnell beim Hörer ankommen und akkustisch verständlich sind; dass wir auf die Aussprache geachtet haben und die Texte nicht nur ein Beiwerk sind, sondern dass auch beim ersten Hören Sätze und Worte hängen bleiben, die Bilder und Assoziationen im Kopf auslösen. Das ist bei den meisten Bands im harten Genre eher zweit- oder drittrangig. Bei uns soll in erster Linie sehr direkt Inhalt vermittelt werden. 
 
 
Wie hat sich die Post-Hardcore/ Rock-Szene in Deutschland bzw. München eurer Meinung nach entwickelt? 
David: Relativ gut. Es war sehr viel im elektronischen Bereich los in den letzten vier Jahren, was ich verstehen kann. Wir leben in der jungen Generation ein sehr schnelles Leben durch soziale Medien, durch Stress in der Arbeit oder im Studium. Aber ich glaube diese Zeit ist ausgeklungen. Leute sind momentan interessierter sich mit aktuellen Themen zu befassen und das passiert ja im Rock-Bereich allgemein. Es gibt viele Bands, die genau wie wir Texte schreiben, die Einen zum Nachdenken anregen. Das finden die Menschen im Moment weitaus interessanter. Dadurch kommt es auch dazu, dass mehr Leute sich nicht mehr nur berieseln lassen, sondern sich mit Themen befassen wollen. 
Als Rock-Band ist der Süden immer sehr schwierig und München ist die schwierigste A-Stadt in Deutschland, aber wir mögen das trotzdem, weil wir Menschen unsere Musik präsentieren wollen. Das ist ja das Wichtigste, dass diese Menschen auch was mitnehmen können. 
 
Es gibt viele Bands, die immer poppiger werden um kommerzieller zu sein. Findet ihr das verständlich? 
David: Ich kann diesen Eindruck verstehen, aber das sehen Außenstehende oft auch gar nicht. Die haben ihre Lieblingsplatte von einer Band, aber als Band selbst gehst du in den Proberaum und willst etwas Neues machen, weil du keinen Bock hast dich zu wiederholen. Da kommt als Band immer eine Entwicklung. 
Chris: Diesen Bergriff "Pop" würde ich auch nicht als Schimpfwort gebrauchen. Du darfst auf keinen Fall im Proberaum sagen „das machen wir kategorisch nicht“. Das wäre genauso eine Einschränkung wie zu sagen „wir müssen etwas Bestimmtes machen“. Deswegen sehen wir das sehr locker und machen so weiter wie bisher. 
 
Seid ihr lieber im Studio oder unterwegs auf Tour? 
Chris: Alles hat seine Zeit. Wir haben das Album geschrieben, es aufgenommen, dann auf den Release gewartet und dann auf die Tour. Wir können es gar nicht mehr erwarten die neuen Songs zu spielen. Nach 1-2 Jahren kommt dann wieder der Punkt, wo man Lust hat sich in Ruhe hinzusetzen und auf dem Papier Musik zu machen. 
 
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