Trettmann im Interview
Eine Stimme wie ein fluffiger Cyborg
Mit dieser Bezeichung würde sich Trettmann zumindest in seinem Datingprofil beschreiben - wenn er eines brauchen würde.
Der Rapper Trettmann kann sich seit seinem Albumrelease zu #DIY vor Lob kaum noch retten. Die Einen bezeichnen es als „das beste Album 2017", für den Rest hält dieser Titel auch noch länger. Nichtsdestotrotz zeigt sich der gebürtige Karl-Marx-Städtler (heute Chemnitz) sehr bescheiden. Neben seinem musikalischen Werdegang gibt Trettmann im Interview zudem einen Einblick in sein Leben in der DDR.
Am Ziel angekommen
In dem Track „Gottseidank“ sagst du: „Keinen Plan wie das hier anfing, doch Gottseidank, dass wir da sind.“ Wann hast du denn gemerkt, dass du da bist? [01:36]
Eigentlich in den letzten zwei Jahren. Ich mache jetzt schon eine Dekade lang Musik und vor allem beim Track „Was soll's“ mit Megaloh und dem Lied „Skyline“ ging das alles los. Und nach den drei Kitschkrieg EPs war es dann klar – es läuft!
Wo bleibt der Weggefährte?
Du hast mit Megaloh auch eine ganze Kollabo-Platte gemacht, aber warum war er denn nicht mit auf deinem Album #DIY drauf. [02:11]
Weil wir gerade eine EP zusammen gemacht hatten. Außerdem hat er zu der Zeit auch eine Platte rausgebracht, auf der ich auch nicht drauf bin. Es geht auch nicht darum, wer bei wem auf welcher Platte drauf ist. Wir featuren uns nach wie vor, es ist alles offen, wir spielen Shows zusammen und alles nice.
Neuen oder Altes
In allen möglichen Medien wird immer nur dein neuestes Album gelobt, dabei machst du mittlerweile seit 2006 Musik, hast schon diverse EPs rausgebracht und insgesamt viele Songs veröffentlicht. Wie wichtig ist es dir, dass die Leute auch deine alten Sachen kennen? [02:42]
Ich bin da eigentlich mit allem cool. Die älteren Leute sind eben schon früher darauf gestoßen, aber das kann man ja niemandem vorwerfen, wenn man vorher noch nichts davon gehört hat. Ich nehme es lieber wohlwollend zur Kenntnis, wenn Leute den alten Kram in Kommentaren zitieren, aber bin da vollkommen frei. Also auch wer mich nicht kennt: Liebe.
Erfahrung mit rechter Gewalt
Du bist aufgewachsen in der DDR. Ich habe gelesen, dass du dort Erfahrung mit rechter Gewalt machen musstest. [06:04]
Ja, da führte kein Weg dran vorbei, da es diese Leute dort einfach gab. Wann immer du ausgegangen bist, in die Disco, oder den letzten Busanschluss genommen hast, bestand die Möglichkeit, dass du diese Leute triffst und eben aufgrund deines, was weiß ich, z.B. roten Basecaps anders aussahst. Und wenn du dann einen schlechten Tag erwischt hast, warst du dran.
Stimmt es, dass du auf Demos gegen Rechts gehst? [07:26]
Ja, als in Leipzig dieser Ableger der „Pegida“, die „Legida“ am Start war, da bin ich schon hingerannt und habe Flagge gezeigt.
Persönlicher Favorit
Angenommen alle deine Tracks würden gelöscht werden und du dürftest der Welt nur einen einzigen Song von dir hinterlassen, welcher würde das sein? [07:46]
Schwierig. Wahrscheinlich denken die Leute ich würde „Grauer Beton“ wählen, vor allem auch wegen dem Hintergrund des Liedes. Aber ich finde „Skyline“ ist mein persönlicher Favorit.
Tour ohne München
Im März gehst du auf Tour und spielst dabei drei mal in Köln, aber kein einziges mal in München. Warum nicht? [09:20]
Es ging vor allem bei dieser Tour um Städte, in denen der Bedarf wirklich da ist oder wo ich noch nicht gespielt habe. Und Köln will es halt wissen mit drei ausverkauften Shows. München war beim letzten mal einer der Orte, die nicht ausverkauft waren, was aber wohl auch daran lag, dass es der erste Tourstopp war. Das soll jetzt aber überhaupt kein Vorwurf sein, ich werde auf jeden Fall wieder kommen. Heute ist nicht aller Tage Abend.