Munich International Festival of Film Schools (13-19 November)
Seit Montag, dem 14.November, können sich Filmbegeisterte die volle Dröhnung auf dem internationalen Festival der Filmhochschulen geben. Etliche Hochschulen aus aller Welt sind vertreten. Anders als bei anderen Filmfestivals handelt es sich bei den Werken ausschließlich um Kurzfilme von Studenten.
Seit Montag, dem 14.November, können sich Filmbegeisterte die volle Dröhnung auf dem internationalen Festival der Filmhochschulen geben. Etliche Hochschulen aus aller Welt sind vertreten. Anders als bei anderen Filmfestivals handelt es sich bei den Werken ausschließlich um Kurzfilme von Studenten. Jeden Tag vier Programme mit jeweils vier bis fünf Filmen innerhalb von zwei Stunden. In den Pausen heißt es dann: frische Luft schnappen, mehr Kaffee konsumieren, schnell noch etwas essen und ab in die Dunkelheit. Spot on!
Schon der Trailer des Festivals, ein einzelnes Standbild, macht klar, dass nun alle Aufmerksamkeit auf die Filme gerichtet wird. Unsere Augen bleiben nicht verschont.
In „Venus“ taucht der Zuschauer in die fiktive Welt der Knetmassemännchen Caroline und Rasmus. In acht Minuten begleiten wir das glubschäugige, von jeglicher Sinneslust verlassene Pärchen in einen Swinger Club. Regisseur Tor Fruergaard hat sich selbst für seine Recherche in dieses zwielichtige Milieu begeben. Sein Einwand am Schluss der Frage und Antwort-Runde: die Boxershorts habe er jedoch angelassen. Ein geschmackvoller Film, der ein intimes Thema mit Hilfe von Knetmasseanimation ideal löst.
Ein anderer Animationsfilm „Guf Shlishi“ (Third Person) aus Israel widmet sich den alltäglichen Problemen, die es mit sich bringt, eine Frau zu sein: das dünne Rippengestell – ein Model - das sich sehnt einfach einmal drauf loszuessen. Oder die Businessfrau, die sich ein Kissen unter ihren Dress steckt, um einmal das Gefühl zu haben wie es sich wohl anfühlt schwanger zu sein. Und zuletzt die verheiratete Mutter, die sich nach ihrem alten Körper sehnt und einfach mal ungehemmt im Bikini an einer Stange tanzen will. Liron Hadad, die Zeichnerin des Films, und ihre Cutterin, Rotem Aharon, wollen auf das Image des weiblichen Körpers in der Gesellschaft hinweisen. Ein tiefgründiges Thema, das auf humorvolle Art umgesetzt wurde.
Auf die Tränendrüse drückt der Tscheche Jan Seitel im Spielfilm „People Involved“. Emily, eine junge Britin, verliert ihren tschechischen Freund bei einem Unfall, an dem sie Mitschuld trägt. Sie beschließt daraufhin nach Prag zu gehen um die Eltern des Verstorbenen aufzusuchen. Binnen nur weniger Minuten wird der Zuschauer auf eine Gefühlsodysee geschickt. Man ist fast chancenlos gegen die aufkommenden Trauergefühle. Das Problem an dem Film ist leider, dass er in seiner emotionalen Stärke fast schon ein bisschen überladen wirkt. Selbst klassische Tragödien gönnen dem Zuschauer Verschnaufpausen! In „People Involved“ bleibt uns leider keine Zeit mal durchzuatmen. Nach 26 Minuten sind die Tempopackungen meiner Sitznachbarinnen aufgebraucht und die Pulliärmel nass. Gut, dass das Filmfest ein breites Spektrum an Filmen hat. So kann man sicher sein, dass man bei dem nächsten Screening wieder eine andere Geschichte zusehen bekommt.
Besonders der Dokumentarfilm „Si Seguismos vivos“ (If Still Alive) hat einen polarisierenden Nachhall im Kinosaal hinterlassen. Es wurde vehement diskutiert, ob der Film einen respektvollen oder respektlosen Einblick in ein Altersheim auf Kuba gewährt. In jedem Fall ermöglicht das auf den Film folgende Gespräch mit Regisseur und Publikum eine gute Plattform für Fragen und Antworten.
Der Sitzfleischmarathon geht nun in die zweite Runde. Noch bis Freitag, den 18.11., kann man das Filmfest besuchen. Start 14:30 Uhr. Ende gegen 22:00 Uhr. Am 19.11. gibt es noch die HFF Specials und am Abend werden die Gewinner gekürt. Bleibt nur zu hoffen, dass der Kaffee nicht ausgeht!