Deutsches Brot als Kulturerbe?
Mit dem Bäckerhandwerk bewirbt sich Deutschland um einen Platz unter den immateriellen Kulturerben der UNESCO.
Mit dem Bäckerhandwerk bewirbt sich Deutschland um einen Platz unter den immateriellen Kulturerben der UNESCO.
Im Gegensatz zum materiellen Weltkulturerbe, das von der UNESCO an Orte und Baudenkmäler verliehen wird, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit weltbedeutend sind, geht es beim immateriellen Kulturerbe um lebendige kulturelle Ausdrucksformen. Dazu zählen sowohl darstellende Künste und Rituale als auch das Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum. „Im Unterschied zum materiellen Weltkulturerbe spielt hier nicht die Universalität, sondern eher die regionale Verankerung eine wichtige Rolle“, betont Dieter Offenhäußer, Pressesprecher und stell-vertretender Generalsekretär der deutschen UNESCO-Kommission.
Beim immateriellen Kulturerbe handelt es sich um Ausdrucksformen, die über Generationen weitergegeben werden und somit Identität und Gemeinschaft stiften, wie beispielsweise der argentinische Tango, die französische Esskultur oder der Schamanismus in Korea. Um diese Praktiken weiterhin zu bewahren, hat die UNESCO 2003 das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Erst im vergangenen Jahr ist auch Deutschland dieser Konvention beigetreten, um die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland bekannt zu machen.
Da auch traditionelle Handwerkstechniken als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden können, soll jetzt das Deutsche Bäckerhandwerk nominiert werden. Mit mehr als 3000 Brotsorten, die es in Deutschland gibt, möchte der deutsche Bäckerverband auf der Liste des immateriellen Weltkulturerbes vertreten sein. Bis Ende des letzten Jahres wurden einige Vorschläge verschiedener Gruppen eingereicht. Zunächst wird nun in bestimmten Gremien, die sich aus Experten und Politikern zusammensetzen, entschieden, was auf eine deutsche Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. Ob es das deutsche Brot dann weiter auf die internationale UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes für Deutschland schafft, erfahren wir leider noch nicht so bald. Das wird nämlich frühestens 2016 feststehen. „Das wird dann nochmal eine ganz schwierige Entscheidung werden, denn dort kann Deutschland pro Jahr vielleicht ein, zwei, wenn's hochkommt vielleicht drei Kandidaten nominieren“, erklärt Dieter Offenhäußer, „und bei der Vielfalt von Ausdrucksformen des immateriellen Kulturerbes in Deutschland können sie sich vorstellen, dass da sehr viele auch eher mit traurigen Gesichtern aus diesem Rennen herauskommen.“