Filmfest 2017
Ein Tag nur im Kino
Eigentlich kann man doch gar nicht genug Filme anschauen, oder? Aber wie fühlt man sich nach einem Tag, den man nur im Kinosessel verbracht hat?
Es ist soweit! Der erste Tag des Münchner Filmfests und für mich auch gleich mal der stressigste. Ich habe mir vorgenommen, sechs Filme an einem Tag zu schauen. Mehr geht wegen Entfernungen zwischen den Kinos und der Länge der Filme praktisch nicht. 10:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Das ist die Vorgabe. Ich bin entschlossen: Das muss doch machbar sein, ich muss mich ja schließlich nur in einen kühlen Kinosaal setzen. Easy!
Und so beginnt mein Tag. Um 10:00 Uhr geht's los mit der Pressevorführung zu "Fühlen sie sich manchmal ausgebrannt und leer?". Mein Kollege Moritz ist auch direkt mit am Start. Auch er hat sich vorgenommen, die 6-Filme-Marke zu knacken. Mal schauen, wer von uns weiterkommt.
Erster Film: Alles gut soweit! Ich fühle mich fit, die Augen sind noch schön rund und schon vor 12 Uhr habe ich mir meine Portion Lachen für den Tag abgeholt.
One down, five more to go
Und direkt der zweite Streich. "Luft" ist an der Reihe. Ein Film mit viel filmischer Ästhetik. Zart wie ein Lufthauch kommt der Film an, bläst mich aber auch nicht wirklich weg. Moritz dagegen hat "Luft" wohl in die Wolken getragen, denn er ist begeistert.
Aufgrund immenser Meinungsverschiedenheiten bei dem letzten Streifen werde ich mir den nächsten Film wohl lieber alleine anschauen. Auf zur Eröffnung des Kinderfilmfests: "Die Königin von Niendorf".
Konzert der Kinder
Ich merke schnell, dass ich in einem Kinderfilm gelandet bin. Fast alle Münchner Grundschulklassen scheinen einen Wandertag zum Filmfest zu unternehmen. Als der Film "Die Königin von Niendorf" losgeht, will jedes Kind das Letzte sein, das klatscht, und so beginnen die ersten drei Minuten mit andauernden einzelnen Klatschern als Hintergrundgeräusch. Ein Film, der nicht unbedingt fesselt und mich nur noch ein wenig müder macht. Ist wirklich erst Halbzeit? Als ich wieder zurück zur HFF hetze, gönne ich mir eine notwendige Ladung Koffein.
Halbzeit
Ich habe mich wieder gefangen, bin bereit und sehr gespannt auf den Eröffnungsfilm von Cannes: "Les Fantòmes D'Ismaèl".
Die sentimentale Fassung des Films, wie uns eine Mitarbeiterin des Filmfests erklärt. Gut finde ich den Streifen dennoch, aber auch anstrengend. Dauernd wird in der Zeit gesprungen und mein schon angematschtes Hirn hat Schwierigkeiten, alles zu verfolgen und zu verstehen. Aber: Das Gefühl bei "Les Fantòmes D'Ismaèl" stimmt einfach.
Keine Zeit, keine Zeit
Weiter zum Gasteig. Ich muss einen kleinen Sprint einlegen, damit ich es noch rechtzeitig schaffe. Bei diesem schwül-heißen Wetter kein Tageshighlight! Der nächste Film aber defintiv auch nicht. "Der lange Sommer der Theorie" ist philosophisches Gelaber der Extraklasse. Ein paar originelle Ideen hat der Film schon, zum Beispiel das Kommentieren des eigenen Filmes durch Interviews mit Experten. Aber die Monologe der linken WG-Küche sind nach bereits vier Filmen einfach zu viel! Wenn diese Stühle im Gasteig nicht auch noch so schrecklich unbequem wären, dann hätte ich ein erholsames Schläfchen vor dem letzten Film des Tages machen können. Aber auch so weckt mich "Hounds of Love" schnell wieder auf.
Angst um Mitternacht
Denn der Psychothriller verlangt einem alles ab. Unerwartete Wendungen sucht man vergeblich, trotzdem geht die Geschichte um ein Serienkiller-Ehepaar in Australien durch Mark und Bein. Der beste Film des Tages. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Mit diesem krönenden Abschluss geht es um Mitternacht nach Hause. Der Tag war härter, als ich dachte. Auf dem Rückweg fallen mir fast die Augen zu und eine halbe Stunde später kann ich mich endlich in mein Bett fallen lassen. Aber: Es ist nur die Ruhe vor dem Sturm! Morgen geht es weiter. Noch 8 Tage Film non-stop.