In the Sky with Drug Use

Lucy

Quelle: 2014 Universal Pictures International

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Arthouse trifft B-Movie: Scarlett Johansson spielt die Hauptrolle in einem der aberwitzigsten und unterhaltsamsten Filme des Jahres

Arthouse trifft B-Movie: Scarlett Johansson spielt die Hauptrolle in einem der aberwitzigsten und unterhaltsamsten Filme des Jahres.

Morgan Freeman hat es schwer dieser Tage. Der einzige Schauspieler auf der Welt, dem man wohl je die Darstellung von Gott höchstpersönlich abgenommen hat, scheint sich in den letzten Jahren in einer Art Schleife verfangen zu haben, die ihn dazu zwingt, immer wieder den Charakter zu spielen, der nach etwa zwanzig Minuten auftaucht und die Handlung des Films erklärt. Nach Die Unfassbaren, Transcendence und einer Sprechrolle in The Lego Movie ist es auch in Lucy wieder an ihm, uns mit seiner zartweichen Butterstimme zu erläutern, was hier eigentlich los ist. Nur diesmal ist sein Job bedeutend anspruchsvoller. Denn die Grundidee von Lucy gehört zu dem Abgefahrensten und Bizarrsten, was in den letzten Jahren die Traumfabrik an der West Coast verlassen hat - und das in einer Welt, in der sich alle paar Jahre auf der Leinwand Autos in Roboter verwandeln.  

Scarlett Johansson ist Lucy, eine junge amerikanische Studentin in Taiwan. Ihr recht gewöhnliches Leben wird eines Tages unsanft unterbrochen, als ihr neuer Freund sie zwingt, einem hiesigen Gangsterboss eine Ladung neuartiger synthetischer Drogen zu übergeben. Ungewollt gerät Lucy ins Kreuzfeuer und als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist ihr ein Beutel der Drogen in den Bauch eingenäht - sie soll ein unfreiwilliger Drogenkurier werden. So weit, so schlimm. Doch nach einem gewalttätigen Vorfall in ihrer Gefangenschaft gelangt die sonderbare Droge in Lucys Blutkreislauf - und sorgt dafür, dass sie sich langsam, aber sicher in eine Art X-Men-Superheldin verwandelt.

Der Mythos, dass der Mensch nur zehn Prozent seiner Gehirnkapazität nutzt, ist schon seit Jahren widerlegt. Dennoch ist diese Annahme die Grundidee von Lucy und das, was Morgan Freemans Charakter Professor Norman uns immer wieder weismachen will. Was würde passieren, wenn ein Mensch hundert Prozent erreicht? Nun, wenn man dem Film Glauben schenkt, würde ein Mensch bei zwanzig Prozent an der Decke schweben, bei dreißig Prozent nur mit Gedankenkraft elektronische Geräte kontrollieren können und bei fünfzig Prozent andere Menschen mit einem Fingerschnips in Tiefschlaf versetzen. Dazu kommt ein Intellekt, der bis an den Anfang des Universums zurückdenken kann - und dorthin führt uns der Film auch. Bei allem B-Movie-Stil beschäftigt sich Lucy auch mit der Geburt und dem Schicksal der Menschheit, nicht viel anders als ein Arthouse-Regisseur wie Terrance Malick das in seinen Filmen tut. Nur eben mit schnelleren Schnitten und einem lauteren Soundtrack.

Lucy ist - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Trip. Es war selten in der Kinogeschichte so schwer, sich während eines Films zu langweilen, dafür sorgen die unzähligen Überraschungen und Tricks, die B-Movie-Experte und Regisseur Luc Besson auf Lager hat. Und wenn zwischen Verfolgungsjagden, Traumsequenzen und Schießereien doch einmal Zeit zum Luftholen bleibt, dann für ein Bild der Milchstraße oder das eines Geparden, der eine Gazelle erlegt. Man erlebt es sehr selten, dass ein Film sich in einer Sekunde von einem Actionthriller mit absurder Prämisse in ein Sinnieren über den Sinn des Lebens verwandeln kann, ohne dabei den Halt zu verlieren. Allein dafür - und für die atemberaubend in Szene gesetzten Bilder, in denen sich Scarlett Johansson gewohnt sicher zurechtfindet - ist Lucy sehenswert. Lucy ist sicher kein Oscar-Kandidat, macht aber so viel Spaß, dass es fast wehtut.

LUCY von Luc Besson, mit Scarlett Johansson, Morgan Freeman und Choi Min-sik started am 14. August in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

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