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Eine Symphonie ohne Grauen

Only Lovers Left Alive

Autor(en): Jan Borner am Montag, 23. Dezember 2013
Quelle: © Pandora Film Verleih, 2013

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Jim Jarmush, die amerikanische Independentfilm-Ikone, versucht sich in einem zurzeit äußerst populären Genre: Dem Vampirfilm.

Jim Jarmush, die amerikanische Independentfilm-Ikone, versucht sich in einem zurzeit äußerst populären Genre: Dem Vampirfilm.

Damit das zusammen passt, muss sich wenigstens einer von beiden kräftig verändern, entweder Jim Jarmush oder der Vampir. Dass sich die Fiktion Vampir in letzter Zeit gewandelt hat ist ja bereits allgemein bekannt. Vom hässlichen Langfinger Nosferatu hin zu Schwiegermutters Liebling Edward. Damals jagten die Vampire noch die Frauen. Seit Edward Cullen ist es umgekehrt. Jim Jarmush setzt jetzt noch ein neues Bild hinzu. Das des vorsichtigen, nachdenklichen, melancholischen Vampirs, geheimnisvoll weil tiefgründig. Der Vampir als Künstler, als Träger der menschlichen Kultur und der Idealvorstellung Liebe. Also aufgepasst Vampire! Jim Jarmush kommt und versucht euch zu verwandeln!

Der Vampir und die Musik

„Only Lovers Left Alive“ dreht sich um Adam und Eve, zwei Vampire, die schon seit vielen Jahrhunderten potentiell unsterblich sind. Die Namen verraten es schon: Die beiden sind ein Paar. Sie führen eine Fernbeziehung zwischen Tanger und Detroit, zwischen historischer Altstadt und musikalischem Underground. Eve ist selbstsicher und bodenständig, schätzt die Geschichte und das Leben. Adam hingegen löst sich auf in seiner Musik, in einer Art minimalistischem Garage Punk, der dem ganzen Film seine melancholische Stimmung gibt. Musiziert Adam mal nicht, dann denkt er an Selbstmord. Denn wenn das Leben sinnlos ist, dann erst recht, wenn es unendlich lange weiter geht.

„Ewige Liebe“ wird buchstäblich

Eve bekommt Wind von Adams düsterer Stimmung und fliegt nach Detroit (Im Flugzeug! Mit Fledermäusen hat der Film nichts zu tun). Hier kommt die Liebe ins Spiel, die der Titel verspricht. Aber eine ruhige, gesetzte Liebe, eine die auf Vertrautheit und Gesprächen beruht, geduldig statt begierig. Und warum auch nicht!? Die beiden haben schließlich eine ganze Ewigkeit um die Liebe auszuleben. Das ist schön, romantisch und ein bisschen langweilig. Wirkliche Leidenschaft kommt erst auf, als dem philosophischen Debattieren und Musizieren durch wachsenden Blutdurst ein Ende gesetzt wird. Bisher lebten beide von Blutkonserven aus dem Krankenhaus, frei von Krankheit und moralischer Schuld. Aber die Quellen für sauberes Blut versiegen und Adams Gedanken wandern vom Selbstmord zum Mord. Schon komisch...wie hungrig man nach dem Leben wird, wenn man anfängt zu verdursten. Und wie ekstatisch und intensiv die Liebe wird, erst dadurch, dass sie endlich ist.

"Only Lovers Left Alive" läuft ab dem 25.Dezember in den deutschen Kinos und lohnt sich sowohl für Vampir- als auch für Jim Jarmush-Fans.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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