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Philip Seymour Hoffman als deutscher Agent

Quelle: Senator Film Verleih

A most wanted man

Der Thriller "A Most Wanted Man" über Geheimdienste und islamistische Fanatiker zeigt den Oscar-Preisträger in seiner letzten Rolle.

Der Thriller "A Most Wanted Man" über Geheimdienste und islamistische Fanatiker zeigt den Oscar-Preisträger in seiner letzten Rolle.

Wenn ein Film am 11. September in die Kinos kommt, dann liegt das entweder daran, dass dieser Tag 2014 zufällig auf einen Donnerstag fällt, oder aber der Inhalt des Films hat mit islamistischem Terror zu tun. "A Most Wanted Man", der letzte Film mit Philip Seymour Hoffman in einer Hauptrolle vor seinem Selbstmord, handelt von der Jagd der internationalen Geheimdienste nach islamistischen Fanatikern. Die Jagd in Anton Corbijns neuem Film konzentriert sich auf zwei Gruppen: Die aktiven Terroristen, die für ihren Glauben oder ihre Auftragsgeber töten, und die geheimen Geldgeber, die die finanziellen Mittel für den Terror bereitstellen. Damit ist der Film top aktuell und verdeutlicht dem Publikum, wer der größte Feind des Westens ist: Die reichen Unterstützer, die unauffällig in den westlichen Ländern leben.

Issa Karpov, der schöne Islamist

Zunächst konzentrieren sich die deutschen Agenten auf Issa Karpov, halb Russe, halb Tschetschene, und gläubiger Moslem. Issa, gespielt von Grigoriy Dobrygin, gelangt illegal nach Hamburg. Er hat von seinem russischen Vater Geld geerbt. Das große, jedoch illegale Vermögen liegt in einem Schließfach einer Hamburger Bank. Über Issas Vermögen schafft es der Geheimdienst schließlich, eine Geldquelle in Deutschland aufzudecken, die den islamistischen Terror im Ausland unterstützt.

Issa ist von Folter und Gewalt gebrochen. Sein Bart, seine Kopfbedeckung und sein regelmäßiges Beten zeichnen das Bild eines Fanatikers. Leider merkt man schnell, dass sich hinter dem verschmutzen Gesicht und dem Bart ein wahrer Schönling verbirgt, und so glaubt man in der zweiten Hälfte des Films für einen Moment, alles würde in einer Liebesgeschichte von Issa und Annabel Richter enden, die von der ebenfalls schönen Rachel McAdams gespielt wird. Annabel Richter ist eine deutsche Anwältin, die sich für politische Flüchtlinge einsetzt und Issa hilft, bis sie der deutsche Geheimdienst überrascht. 

Bitte auf deutsch anschauen!

Und hier beginnt das Problem dieses Thrillers, der eigentlich so viel Potential hat: Der Kopf der deutschen Geheimdienst-Ermittler wird gespielt von Philip Seymour Hoffmann. Er ist "Günther Bachmann", ein Name, der dem Amerikaner nur schwer über die Lippen geht. Seymoure passt so gar nicht in sein deutsches Ermittlerteam: Da ist Nina Hoss in einer derart langweiligen Rolle, die ihrem schauspielerischen Talent nicht gerecht wird, und der unvermeidbare Daniel Brühl, der wie immer sich selbst spielt: einen langweiligen Deutschen. Den dunkelhaarigen Kostja Ullmann hat der Regisseur stereotyp "Rasheed" genannt, damit das Team auch einen Ausländer hat. Und dann ist da auf einmal auch noch Willem Dafoe als Thomas Brue, der Banker, bei dem sich Issas Schließfach befindet. Seine Nationalität wird im Film nicht geklärt, er ist einfach ein extrem reicher Banker in extrem teuren Anzügen.

Doch es gibt eine Rolle, die ganz wunderbar besetzt ist und den Zuschauer überrascht: Herbert Grönemeyer spielt einen Vorgesetzten der Geheimdienst-Ermittler, sehr authentisch im grauen Behörden-Mantel. 

Sieht man den Film im Original, so stört man sich sehr schnell daran, dass die deutschen Schauspieler englisch reden müssen, aber trotzdem Deutsche spielen, und dass man dem bekannten Amerikaner Seymour Hoffman den Deutschen einfach nicht abnimmt. "A Most Wanted Man" sollte von Deutschen Kinobesuchern deshalb besser in der deutschen Synchronisierung angeschaut werden.

Nach einem kleinen Spannungsabfall kommt der große Knall

Trotz der unsensiblen Besetzung ist "A Most Wanted Man" ein guter Film. Vorlage war das Buch "Marionetten" von John le Carré, dem Meister der Spionagegeschichten ("Dame, König, Ass, Spion", "Der ewige Gärtner"). Der Regisseur Anton Corbijn schien die Brisanz des 2008 erschienenen Romans erkannt zu haben und mit den jüngsten Entwicklungen im Irak wird der Film umso aktueller. 

Die Handlung des Films springt meistens zwischen dem rastlos arbeitenden Agenten Günther Bachmann und dem verschüchterten Issa Karpov hin und her. Als die Geschichte komplizierter wird, flacht leider die Spannung ab und droht in langatmigen Gesprächen zwischen Bachmann und seinen Kollegen zu versanden. Doch am Ende gibt es einen großen Kanll, der den Kinobesucher hell wach werden lässt. Es soll hier nicht verraten werden, was passiert, doch so viel sei gesagt: Es trifft den deutschen Nerv im deutsch-amerikanischen Konflikt um Überwachung und Bevormundung und lässt den nicht-amerikanischen Zuschauer mit einem Gefühl zwischen Verärgerung und Machtlosigkeit zurück.

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