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M94.5 Filmkritik

Suburbicon

Gardner Lodge (Matt Damon)
Quelle: © 2017 Concorde Filmverleih GmbH / H. B. Gayle

Gardner Lodge (Matt Damon)

Altmodisch und irgendwie doch aktuell, gewürzt mit skurrilem Humor: George Clooney setzt auch in "Suburbicon" auf den bewährten Coen-Stil.

Wenn Donald Trump seine Fans mit "Make America Great Again" aufstachelt, bezieht er sich damit auf eine Zeit, die in der Erinnerung fast nur aus neuen Einfamilienhäusern, Petticoats und Pastellfarben besteht. Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeuteten die 1950er Jahre für viele Familien in den USA vor allem wirtschaftlicher Aufschwung, technischer Fortschritt und soziale Sicherheit. Dass es hinter der schicken Hochglanz-Fassade der Vororte aber oft ganz schön düster aussah, zeigt George Clooney in Suburbicon.

Das Skript zu diesem grotesken Thriller stammt ursprünglich von den Coen-Brüdern (berühmt unter anderem für The Big Lebowski und No Country For Old Men). Das hatten die beiden Ende der 1990er Jahre schon an Clooney geschickt, der das Drehbuch noch mit einer kleinen Nebenhandlung versehen hat, die auf einer wahren Geschichte basiert: Die erste schwarze Familie in einer sonst komplett weißen Vorort-Idylle wird zunächst argwöhnisch beobachtet, das Misstrauen wächst sich nach und nach zu Krawallen aus. Die "besorgten Bürger" übersehen dabei völlig, dass Betrug, Erpressung und Mord nicht bei den neuen Nachbarn, sondern bei der vermeintlichen Bilderbuch-Familie nebenan passieren. 

Behäbig und trotzdem blutrünstig

Erzählt wird die Geschichte - wie man das von Coen-Filmen und anderen Clooney-Werken kennt - in einem für Hollywood untypisch behäbigen Tempo. Dafür kommt die Filmmusik umso dramatischer daher und wirkt gerade deswegen besonders altmodisch, als würde sie eigentlich zu einem Hitchcock-Film oder einem Radio-Hörspiel aus den 1940er Jahren gehören. Die Story eskaliert - auch das Coen-typisch - ins Blutrünstige und überrascht trotzdem immer wieder mit skurrilen Elementen: Matt Damon, blutverschmiert und gehetzt, auf einem viel zu kleinen Kinderfahrrad. Julianne Moore beim außerehelichen Sex auf einer Tischtennisplatte, was weniger sexy als vielmehr lächerlich wirkt. Oder ein Golfschläger, der sich nach vollendetem Mord nicht mehr aus dem Schädel der Leiche ziehen lässt.

Wenn schon Rassismus-Debatte, dann bitte richtig

Wer Filme wie Fargo, Barton Fink oder Confessions Of A Dangerous Mind mag, wird auch an Suburbicon seinen Spaß haben. Wie die tollpatschigen Figuren verzweifelt versuchen, ihre bürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten und dabei immer tiefer ins Verderben rutschen, ist dank des talentierten Schauspieler-Ensembles wirklich sehenswert. Die nachträglich hinzugefügte Nebenhandlung verleiht der Geschichte - insbesondere nach Charlottesville und der anschließenden Rassismus-Debatte in den USA - eine gewisse Brisanz. Allerdings bekommt sie zu wenig Raum und geht im großen Wirrwarr leider unter.

"Suburbicon" läuft ab 9. November 2017 in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

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