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Gitarrenlegende Zakk Wylde im Interview

„Du bist dein eigener Boss!"

Quelle: M94.5 / Lukas Unterbuchner

Zakk Wylde live mit Black Label Society

Ozzy Osbourne-Zögling und Black Labbel Society-Mastermind Zakk Wylde verrät im Interview, was Gitarrenhersteller Gibson und Coca Cola gemeinsam haben.

Zakk Wylde ist einer der letzten großen Gitarrenhelden und wird in einem Atemzug mit Legenden wie Tom Morello, Slash oder Kirk Hammett genannt. Bereits im zarten Alter von 19 Jahren ergatterte der Amerikaner den heißbegehrten Platz an der Gitarre beim Prince of Darkness, Ozzy Osbourne, bei dem er - nach einigen Unterbrechungen - nun auch zur letzten, 2018 anstehenden Welttournee wieder in die Saiten greift.

Aber auch mit seiner Band Black Label Society ist Zakk Wylde nicht gerade arbeitsscheu und veröffentlichte 2018 unter dem Titel Grimmest Hits das mittlerweile zehnte Studioalbum. So hat die Gitarrenlegende im Rahmen der Grimmest Show On Earth Tour mit seiner Band auch Halt im Münchner Backstage gemacht.

Diese Chance hat sich der M94.5 Magic Moshroom natürlich nicht entgehen lassen und Zakk Wylde vor dem Konzert zum Interview getroffen. Dabei drehte sich das Gespräch nicht nur um die Wunder von Social Media, sondern auch um den Stellenwert, den die elektrische E-Gitarre heutzutage noch besitzt.

Du hast dein Schicksal in der Hand!"

Zakk, du bist in den Sozialen Medien wie Instagram und Twitter sehr aktiv. Welche Rolle spielt Social Media für dich? 

Social Media bietet die Chance, möglichst viele Leute zu erreichen und sie wissen zu lassen, was so abgeht. Wenn ich jetzt wieder 18 Jahre alt wäre und eine Band hätte, müsste ich mir zum Beispiel keine Sorgen mehr machen, ob die Radiostationen meine Songs spielen. Es wäre mir egal, da es ja Social Media gibt. Es ist mittlerweile wirklich egal. Wenn du’s jetzt ins Radio schaffst ist das eine super Sache, aber wenn du es nicht schaffen solltest, geht die Welt auch nicht unter. Du kannst dich auf deine Band konzentrieren, deine Anhängerschaft vergrößern und dich auf das fokussieren, was du am liebsten machst, nämlich Musik! Mach deine Band zu deinem Beruf und sei dein eigener Boss! Du hast dein Schicksal in der Hand und das will ja jeder, oder? Normalerweise sind ja immer die anderen Schuld, entweder die Musikfirmen, die Labels, oder jemand anderes. Nein, du solltest selber alles im Griff haben.

Deshalb hast du auch deine eigene Gitarrenfirma?

Ja, auf jeden Fall. Genauso wie mit Wylde Audio oder mit den Gitarren. Das eigene Finish, die Form, ich habe alles unter Kontrolle. Deshalb würde ich Social Media auch nie wieder missen wollen.

Solo und Song gehören untrennbar zusammen

Wenn man sich deine Alben so anhört, hat man das Gefühl, dass du den Shredding-Anteil in deinen Solos immer mehr reduzierst und dich einem melodischeren Stil hinwendest. Ist dieser Wandel bewusst herbeigeführt oder eine ganz natürliche Veränderung?

Wie mans nimmt. Ich habe die Soli immer so geschrieben, dass sie zum Song passen. Egal ob Songs wie "No More Tears", "Mama I’m Coming Home", "Miracle Man" oder "Parry Mason", ich versuche es immer wie ein Schulprojekt anzugehen: Dann setze ich mich mit einem kleinen CD-Player hin und spiele immer wieder den Rhythmuspart ab. Wenn dann das Solo kommt, schreibe ich in der Regel einen Anfang, Mittelteil und Schluss. Wenn der Anfang dann etwas Markantes hat, baue ich darauf auf. Hör dir die ganzen berühmten Soli an, sei es das Solo von "Stairway To Heaven", "Hotel California", die Songs von Randy oder Bark At The Moon, dort sind die Soli immer untrennbar mit dem Song verbunden. Das gehört für mich einfach dazu.

Also der berühmte Song im Song.

Ganz genau! Wenn ich mir Songs von Tony Iommi oder Jimmy Page anhöre, dann warte ich immer auf die Soli im Song. Aber so geht es mir eigentlich bei allen meinen Lieblingsgitarristen, egal ob John McLaughlin, Al Di Meola, Frank Marino oder Robin Trower (Jazz Gitarristen), du willst einfach ihre Soli hören!

Gibson und Fender sind wie Coca Cola und McDonalds!"

Matt Belamy, der Gitarrist und Sänger von Muse hat in einem Interview mal gesagt, dass sich die Gitarre von einem Lead-Instrument immer mehr zu einem strukturellen Instrument verwandelt. Das ist auch bei der Firma Gibson zu beobachten, die mit schwachen Verkaufszahlen zu kämpfen hat und kurz vor der Insolvenz steht. Wie denkst du darüber?

Ich weiß, aber das macht die Gitarre eben so besonders. Du musst dir einfach auf Instagram die unzähligen talentierten Gitarristen anschauen. Also meiner Meinung nach geht es der Gitarre bestens und sie ist präsenter denn je. Ich denke aber auch, dass es Gibson wieder gut gehen wird. Die haben zu viel unnötiges Zeug herausgebracht. Aber Gibson und Fender sind wie Coca Cola und McDonalds, deshalb mache ich mir da keine Sorgen. Gibson war immer wie eine Familie für mich und ich habe jede Menge Freunde dort drüben. Ich weiß zwar jetzt nicht genau, wie die Lage bei ihnen ist, aber Gibson wird es wieder gut gehen. Das wäre, als würde ich jetzt sagen, dass Mercedes, BMW oder Volkswagen den Bach runtergehen.

Drei Akkorde die alles verändern!

Du hast bei Ozzy Osbourne schon in jungen Jahren angefangen. Da muss er auch einen großen Einfluss auf dich als Musiker gehabt haben. Inwiefern hat sich das bemerkbar gemacht?

Also auf meine Entwicklung hatten auf jeden Fall am meisten Tony Iommi mit Black Sabbath und damit auch Ozzy, Geezer und Bill einen gewaltigen Einfluss. Aber so geht es, denke ich allen, da sie echte Gitarrenlehrer sind. Ebenfalls wie Jimmy Page, Randy Rhoads oder Ritchie Blackmore: Musiker, die ich wirklich verehrt habe und die für mich wie Lehrer waren, von ihnen habe ich mir alles einverleibt und mit ihrer Musik geübt. Also praktisch den ganzen Tag hören und anschließend verarbeiten. Auch wenn du dir ein Beatles Album anhörst und es langsam in deine DNA übergeht. Sobald du dann einen Song produzierst kommst du auf die Idee, etwas wie in "A Day in The Life" zu machen - hör dir da einfach nur die Drumsounds an! Oder das Ende von "When The Levee Breaks". Natürlich übernimmt man das nicht eins zu eins, aber man bezieht sich auf das ganze Wissen, dass man sich durch diese Songs angeeignet hat. Stell dir vor, du hörst dir All Along The Watchtower an. Das sind einfach nur drei Akkorde, mehr nicht. Und dann schreibst du auf einmal "Knocking on Heavens Door", was ja auch nur drei Akkorde sind. Es klingt zwar überhaupt nicht so wie "All Along The Watchtower", aber du bist davon inspiriert worden. Jeder andere würde sich denken: Was kann ich mit nur drei Akkorden machen? Und auf einmal schreibst du "Knocking On Heavens Door". Ich hätte alles, was ich geschrieben habe ohne diese Inspiration nie geschafft. Der letzte Funke also, der alles entflammt.

Ozzy macht die Ansage

Um eine Frage komme ich einfach nicht herum, wird es ein neues Album von dir mit Ozzy geben?

Ich weiß es gar nicht. Das hängt von Ozzy ab. Gerade konzentrieren wir uns auf die anstehende Tour. Aber wenn ich zum Beispiel jamme und Ozzy ein Riff hört, das ihm gefällt fragt er mich danach. So wie früher eigentlich. Sobald Ozzy Lust hat ein neues Album zu machen, fragt er normalerweise an, ob ich ein paar Songs parat habe, auch mal etwas ruhiges wie bei "Mama, I’m Coming Home" und dann meint er einfach: „Spiel das mal und ich singe dazu!“ Aber letzten Endes liegt die Entscheidung bei Ozzy.

Platte des Monats

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Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
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