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Beach Slang im Interview

Here to punch you right in the heart

Quelle: M94.5 / Francesco Collini

Beach Slang im Strom

Mit diesem Satz eröffnete Frontman James Alex das Konzert im Strom. Ein Interview mit einem ewigen Teenager, der Trump "fucking terrifying" findet. 

Mit zweitem Namen könnte er „Spontan“ heißen. James Alex, der Frontman von Beach Slang, hatte im Oktober 2016 plötzlich keine Band mehr. Als Ex-Gitarrist Ruben Gallego wegen sexueller Belästigung angezeigt wurde, hat Alex ihn aus der Band geworfen. Neben Gallego flog auch Schlagzeuger JP Flexner raus und die europäische Tour musste abgesagt werden.
Unter solchen Umständen muss man sich als Musiker erstmal neu erfinden. Das ist Alex perfekt gelungen. Zunächst ist er alleine durch die USA getourt und hat akustische Konzerte gespielt. Nun ist er wieder mit Band unterwegs und hat es endlich auch nach München geschafft. Wir haben uns mit ihm unter anderem über seinen turbulenten Herbst, die Punk-Rock-Philosophie und Donald Trump unterhalten.



[00:00] Ihr hättet schon im November in München spielen sollen, dann wurde die Tour wegen den Beschuldigungen gegen Ruben verschoben. Wie hast du diese Phase erlebt?

James Alex: Es war komisch und hart. Ich bin einer der sein Bier trinken will und mit seiner Gitarre rumspringen will. Es war wirklich seltsam, sich in einer solchen Situation zu befinden. Ich glaube das ist auch der Grund, warum ich alleine durch die USA getourt bin. Ich hatte das Bedürfnis, mit Leuten zusammen zu sein, die sich mit dieser Band verbunden fühlen. Sie wollten mit mir sprechen und ich habe das auch gebraucht. Das hat mehr geholfen, als einfach zu Hause zu sitzen. Die ganze Sache war ziemlich bedauerlich.

[00:59] Und wie war es, alleine zu touren und akustische Konzerte zu spielen?

Alex: Erschreckend, aber auch aufregend. Ich hab's mehr oder weniger vor Ort gelernt. Die erste Show war in Washington und bis zum Vormittag habe ich mich gefragt, ob das wirklich passiert. Dann habe ich mir aber gedacht, dass es einfach passieren muss. Ich bin ungefähr 20 Minuten vor Beginn am Venue angekommen, dann habe ich losgelegt und der Raum war einfach vollgepackt mit Liebe und Unterstützung und es war einfach eine der besten Shows, die ich je gespielt habe. Dabei habe ich realisiert, dass die Solo-Tour doch eine gute Idee war, auch wenn wir eigentlich eine Band sind und ich auf den bombastischen Sound verzichten musste. Wir haben alle das Beste daraus gemacht, obwohl das von einer richtig kranken Sache verursacht wurde. Ich habe wirklich viel Zuneigung gespürt, selbst wenn ich extrem viel Angst hatte. Ich habe auch gelernt, Solo-Musiker und Komiker zu respektieren. Die können sich nicht verstecken aber ich kann mich sonst hinter eine Klangwand flüchten. Ich habe definitiv mehr Mut als früher.

Im Herzen ein Teenager

[02:32] Kommen wir nun zum Album „A Loud Bash Of Teenage Feelings“. Du bist bekanntlich kein Teenager mehr. Woher kommt dieses Gefühl?

Alex: Das ist sehr metaphorisch. Es geht darum, mit dieser Seite von sich, die immer noch überraschen will, in Verbindung zu bleiben. Ich bin ja im Nordosten der USA aufgewachsen und dort wird von jungen Leuten erwartet, dass sie nach der Universität einfach alles zur Seite stellen, was sie in der Jugend geliebt haben. Ich bin einfach nicht so drauf und in dem Album geht es genau um diesen Kampf. Es ist komplett in Ordnung, sich immer noch zu begeistern und zu träumen. Das muss man nicht lassen, einfach weil man erwachsen ist.

[03:49] Der erste Vers auf dem Album ist „Play it loud, play it fast“ in dem Song „Future Mixtape For The Art Kids“. Ist das als Manifest für die kommenden Generationen gedacht?

Alex: Auf jeden Fall. Ich bin nun zu diesem einzigartigen Punkt in meinem Leben gekommen, wo ich auf mich und meine Freunde zurückblicken kann. Gleichzeitig kann ich aber auch in die Zukunft schauen. Mein Sohn ist fast zwei Jahre alt und wenn ich jetzt schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich das mache um ihn zu begleiten. Was ist, wenn ich in fünf Jahren sterbe? Er würde sich meine Musik anhören können und denken: „Meinem Dad ging's gut“. Ich möchte, dass er stolz auf mich ist. Ich möchte, dass er versteht, dass es im Leben wichtigere Sachen als Sparkontos und große Autos gibt und wie es sich anfühlt, einen Verstärker anzumachen und einen Akkord zu spielen. Ich will, dass er für die richtigen Sachen lebt und dass er sie repräsentiert. Zum Glück wurde ich durch meine Musik von dieser Gang von Romantikern umgeben, die für die richtigen Dinge im Leben steht. Es geht mir nicht um materielle Sachen, sondern um Momente.



Eine ehrliche Ausdrucksform

[05:37] Was macht deiner Meinung nach die Punk-Rock-Ästhetik so aktuell?

Alex: Es geht nicht darum, liberty spikes oder ein Flanellhemd zu haben. Es geht viel mehr um die Kompromisslosigkeit gegenüber dem, was dir wichtig ist. Damit meine ich nichts, was anderen Menschen schadet. Aber wenn du ein Maler bist, wirst du verdammt nochmal malen. Und wenn du Musiker bist, wirst du das machen und keiner wird dir sagen können, du kannst das nicht machen, einfach weil du 30, 40 oder 90 bist. Das, was dir als ehrliche Ausdrucksform wichtig ist, wie du dich anziehst, die Bücher, die du liest, deine Freunde, der Mut, sich nicht von sozialen Erwartungen formen zu lassen, dem Herz zu folgen: das ist Punk Rock für mich. Es kann eine sehr laute Rockshow sein, aber auch Akustikgitarren und spoken word können Punk Rock sein. Einfach den Mut zu haben, das Innere zu verfolgen: das ist Punk Rock.

[06:48] Und wie bist du zum Punk Rock gekommen?

Alex: Ich war einfach verloren. Ich hatte als Kind das Gefühl, dass nichts Sinn machte. Ich habe mich nie wohlgefühlt, bis ich zu einer Punk-Rock-Show eingeladen wurde. Da habe ich mich wirklich zu Hause gefühlt. Ich hatte einfach das Glück, dort die richtigen Menschen mit der richtigen Philosophie zu begegnen. Vor allem Joe Strummers Philosophie: seine Herangehensweise zu Musik und wie er andere Menschen behandelt hat ist einfach super. Also ich glaube, ich habe den Zugang zum Punk Rock durch die richtigen Alben, die richtigen Bücher aber vor allem durch die richtigen Freunde gefunden.

"Trump verkörpert das Böse."

[07:36] Ihr habt mittlerweile einen neuen Präsidenten. Was denkst du über ihn?

Alex: Er verkörpert das Böse. Es ist verdammt erschreckend! Am Tag, an dem er vereidigt wurde, sind wir weggeflogen, also wir haben es noch nicht persönlich erlebt. Wir hätten fast gehofft, er wäre geflogen, bevor wir heimgekommen wären – was noch möglich ist. Am Wahlabend haben uns viele Freunde weinend angerufen. Manche haben Angst, dass ihre Ehe nicht mehr anerkannt wird, manche um ihr leibliches Wohl. Wir hatten acht Jahre unter Obama, in denen wir dachten, die USA gehen endlich einen progressiven Weg und ich verstehe bis dato nicht, wie es so weit in die andere Richtung gehen konnte. Wir sind erschrocken aber wir kämpfen. Unsere Freunde haben in den Großstädten schonungslos demonstriert. Wir werden in den nächsten vier Jahre alles Mögliche tun. Er kann ja kein two-term Präsident werden. Aber wir entschuldigen uns beim Rest der Welt dafür.

[09:04] Wie könnt ihr Musiker ihm entgegenwirken?

Alex: Wir reisen viel und haben die Möglichkeit, Leute zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Dialog ist ja eine Waffe. Ich wünschte ich hätte eine konkrete Antwort. Wenn uns etwas angeboten wird, was wir gegen seine Maßnahmen machen können, sind wir auf jeden Fall dabei. Wie werden weiter darüber reden, wie schrecklich er ist und wir werden uns weiter für ihn entschuldigen. Was mir zurzeit am meisten Angst macht ist, wie er nicht nur unser Land sondern auch unsere Bürgerschaft neudefiniert. Mit Obama haben wir eben progressiv ausgesehen, jetzt eher wie ein Haufen Rassisten und alles, was phobisch ist, wird nun mit uns in Verbindung gebracht. Das ist einfach nicht repräsentativ. Ich persönlich kenne niemanden, der das repräsentiert, was er (Trump) repräsentiert. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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