Ein Konzertereignis im Hansa 39: Ein Mann, seine Geige, die Loop Station und vielleicht eine Band
Live: Owen Pallett im Feierwerk
Owen Pallet beim Haldern Pop Festival 2013
Er präsentiert sich als Musiker mit klaren, manchmal unsympathischen Ansichten. Seine Musik dagegen ist vertrackt und darf geliebt werden.
Er präsentiert sich als Musiker mit klaren, manchmal unsympathischen Ansichten. Seine Musik dagegen ist vertrackt und darf geliebt werden.
Darf man über die Musik von Owen Pallett schreiben? Eigentlich nicht. Zu sehr steht man damit im Verdacht, eigene Vorstellungen auf Owen Palletts Person zu projizieren. Er stilisiert sich nicht zur Projektionsfläche, wie andere Künstler das bisweilen tun, er will immer noch als Person wahrgenommen werden und für seine Fans zugänglich sein: Er gehört zur raren Spezies der Künstler, die auf Twitter selbst antworten.
Pallett als Musik-Analyst
Seine Musik zu analysieren ist ohnehin müßig, wenn man liest, wie er selbst Pop-Songs zerpflückt, zum Beispiel von Lady Gaga oder Daft Punk. Dank seines musiktheoretischen Wissens zeigt der Kanadier, wie einfach so manchner Hit gestrickt ist. Was er schreibt, ist kritisch und klingt gleichzeitig versöhnlich: Wenn ihn etwas nicht anspricht, muss das nicht heißen, dass es schlecht ist. Wo ein Titel wie der andere klingt, ist Markenidentität vielleicht einfach wichtiger als Kreativität.
Owen Pallett - Lewis Takes Off His Shirt by domino
Musik-Nerd mit Loop Station
Seine eigenen Songs sind nicht so simpel aufgebaut, dafür aber auch nicht so hitverdächtig wie die Gegenstände seiner Musik-Analysen. Markenidentität existiert aber auch bei Owen Pallett: Seine Falsett-Stimme und die Geige, die er als Streich-, Zupf- und Schlaginstrument nutzt. Der hypnotisch repetitive Charakter seiner Stücke, der sich vielleicht schlicht aus der Arbeit mit der Loop Station erklären lässt. Es ist nicht immer neu, was Pallett macht: Gelegentlich glaubt man, den Anfang von The Who's Baba O'Riley zu hören oder ein Stück von Philip Glass. Sein Ideenreichtum aber ist unbestreitbar - für seine aktuelle Platte In Conflict hat er sich über drei Jahre Zeit gelassen, ein Prager Sinfonieorchester engagiert und Brian Eno, nicht etwa als Produzenten, sondern als Sänger.
Owen Pallett ist anders
Auch sonst macht Pallett vieles anders: Er hat keine Scheu davor, dem Musik-Business regelmäßig verbal eins vor den Latz zu knallen. Dass er dabei unsympathisch rüberkommt, scheint ihm völlig egal zu sein. Er kritisiert Radiohead für ihre Zurückgezogenheit und David Bowie als Monsterkapitalisten. Er scheut sich nicht davor, seine Homosexualität als wichtige Basis seiner Musik zu bezeichnen. Er ändert den Namen, unter dem seine Musik erscheint - statt des Künstlernamens Final Fantasy benutzt er mittlerweile seinen bürgerlichen Namen. Er kooperiert mit verschiedenen Künstlern von Arcade Fire über Robbie Williams und Linkin Park bis hin zu Mika. Sogar zu einer Oscar-Nominierung hat er es mittlerweile gebracht: Zusammen mit Arcade Fire war er für den Soundtrack zum Film Her verantwortlich. Am beeindruckendsten dürfte aber nach wie vor seine Bühnen-Präsenz bleiben: Früher nicht mehr als ein Mann, seine Geige und die Loop Station, heute gelegentlich sogar mit Band - diese Unsicherheit wird erst am 1. Dezember aufgelöst.
Owen Pallett live im Hansa 39 (Feierwerk)
Am Montag, 1. Dezember 2014
Support: Foxes in Fiction
Tickets: 16 Euro zzgl. Gebühren im Vorverkauf, 20 Euro an der Abendkasse
Einlass: 20 Uhr
Beginn: 21 Uhr
präsentiert von M94.5