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Kreisky am 27. Mai im 59:1, präsentiert von M94.5
Schmäh, schmutzig, charmant
Wahrhaft ein Konzert von dem man sagen kann: Verzweifelt, wenn ihr es verpasst habt! Die österreichische Band Kreisky hat das 59:1 mit ihrem gewohnt rotzigen Schmäh zum Beben gebracht. Die vier Wiener traten in smartem, dunklen Aufzug vor ihr Publikum und legten ohne große Worte sofort los. Bald lief der Schweiß in Strömen und das nicht nur auf der Bühne.
Nach ein paar schnellen, heftigen Nummern, kommt es zu einem plötzlichen Einbruch, mit dem Einsatz von „Menschen brauchen Liebe“, bei dem sich die Band erst nach und nach in Ekstase spielt. Während die Lichterorgel das Publikum abschließend im Blitzlichtgewitter ertränkt und die Gitarre nur so kreischt, haucht Frontman Franz Adrian Wenzl die letzte Strophe ins Mikrofon: „... was wir anzünden und wen wir anzünden ist doch letztlich ganz egal! Monika, hast du es warm.“ Einen Augenblick später ist die wehmütig, resignierte Stimmung jedoch schon vergessen und geht in erneutem Tumult unter.
Spätestens bei „In der Prärie“ wird das theatralische Vermögen Wenzls offensichtlich, so verleiht er durch stimmliche und gestische Interpretation dem Text eine nahezu fassbare Präsenz. Auch die arrogant provokative Pose des Rockstars beherrscht er perfekt, bis hin zur Haltung der Hände und dem obligatorischen lasziven Kreisen der Hüften. Ein Gedanke, der besser nicht zu laut geäußert werden sollte, in Anbetracht von Kreiskys größtem Hit: „Scheisse Schauspieler“, der das Publikum sichtlich mitreißt.
Schließlich nähert sich das Konzert seinem Ende und nach einem kleinen Wutanfall, verursacht durch das Überengagement der Klimaanlage, geben Kreisky schönerweise zweimal Zugabe. Beim letzten Lied „Die Menschen sind schlecht“ wandert Wenzl noch durchs Publikum und gibt jedem die Chance einmal „dann geh' ich auch!“ ins Mikrofon zu schreien. Schließlich verlässt er die Bühne, während seine Bandkollegen die Saiten ihrer Instrumente mit ihren Handtüchern schlagen. Das Publikum bleibt sichtlich euphorisch zurück, „Halleluja“.