Platten vor die Säue
Beach House - 7
Beach House takes care of you! Der Dream Pop von Victoria Legrand und Alex Scally ist immer noch schön - und jetzt auch richtig spannend!
Beach House ist eine dieser wenigen Bands, auf die noch wirklich Verlass ist. Wenn ein neues Beach House Album erscheint kann man sich eigentlich sicher sein: Das wird ein gutes Album werden! Zugegeben, man könnte der Band durchaus vorwerfen, musikalisch ein wenig auf der Stelle zu treten und keine wirklichen Überraschungen mehr parat zu haben. Aber dafür musste man bisher auch nie befürchten, wirklich enttäuscht zu werden. Und wo Arcade Fire dem treuen Hörer mit Everything Now ein Medley all ihrer schlechtesten Ideen vorsetzen und Alex Turner jetzt lieber Musik für Hotel-Lobbys macht, sind Beach House zur Stelle und trösten uns mit einem Album, dass einfach gut ist. Und an vielen Stellen sogar noch überrascht!
Lautere Träume
7 heißt das neueste Werk des Dream-Pop Duos aus Baltimore und wer hätte es gedacht? Es ist ihr mittlerweile siebtes Album! Aber sobald die ersten Töne den Lautsprecher verlassen, ist klar: Beach House träumen ab jetzt deutlich lauter. Der Opener Dark Spring erinnert mit den wirbelnden Drums und der shoegazigen Gitarre weniger an die Cocteau Twins, als vielmehr an My Bloody Valentine oder Slowdive. Pay No Mind walzt mit seinem Bass-Syntheziser als musikalisches Equivalent zu einem Gletscher langsam und majestätisch vor sich hin und auf der zweiten Hälfte von Dive gibt es keinen Zweifel, dass Beach House gerade wirklich wach(!) sind.
Sowohl Victoria Legrand (Gesang, Synthesizer), als auch Alex Scally (Gitarre) spielen auf dem Album ihre Stärken aus. Die Stimme der gebürtigen Französin war schon immer ein Alleinstellungsmerkmal, aber auf 7 rückt ihre Fähigkeit ganz unverhohlen eingängige Pop-Hooks zu schreiben noch weiter in den Vordergrund. Gleichzeitig ist der Klangteppich, den Alex Scally mit dem Gebrauch seiner Gitarreneffekte erzeugt, dichter und detailverliebter denn je. Wenn auf Lemon Glow die Gitarre mit einem Stereo-Effekt immer tiefer in die Gehörgänge zu fließen scheint, kann man zurecht behaupten, dass Scally einer der besten Gitarristen im modernen Indie-Rock ist.
Alles im Kopf
Hypnotische Songs wie "Drunk in L.A." und "Black Car" schaffen es mit repetitiven Synthie-Figuren und stetig wachsender Intensität, den Hörer vollends in den Bann dieses Albums zu ziehen. Aber bei all dem, was 7 richtig macht, ist es leider nicht das "perfekte" Beach House Album, dass es fast hätte sein können. Der Song "L'Inconnue" wirkt mit seinem verhallten A-Capella-Intro und dem französischen Kinderreim zur Mitte hin, eher wie eine Skizze oder ein zu lang geratenes Interlude. Außerdem leidet 7 ein wenig an Kopflastigkeit. Mit anderen Worten: die Stücke auf der ersten Hälfte der Platte sind (außer "L'Inconnue") alle so gut und abwechslungsreich, dass die zweite Hälfte zwangsläufig einen schwächeren Eindruck macht. Zum Glück endet die Platte dann aber mit dem siebenminütigen "Last Ride" wieder auf einem Höhepunkt.
7 ist ein wirklich schönes Album geworden, dem der Spagat zwischen Fan-Service und Innovation mit Bravour gelingt. Mit Teen Dream oder Bloom haben Beach House zwar vielleicht schon bessere Alben gemacht, aber dafür sind sie jetzt nicht mehr nur eine verlässliche Band, sondern auch eine aufregende!
Gesamtwertung: 4 von 5 Punkten.
"7" von Beach House erscheint am 11.05.2018 auf Bella Union.