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Platten vor die Säue

Lucius - Good Grief

Autor(en): Ralph Würschinger am Donnerstag, 10. März 2016
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Quelle: Mom+Pop Music

Lucius - Good Grief

Lass dir von deiner Traurigkeit nicht die Stimmung vermiesen. Kehre sie in etwas positives um. Was wie Therapiestunde klingt, ist das zweite Album von Lucius. 

Was ist in den zweieinhalb Jahren nach dem Debüt "Wildewoman" passiert? Zunächst einmal hat die Platte große Wellen geschlagen und Lucius auf eine fast zweieinhalb-jährige Live-Odyssee geschickt. Fluch und Segen für Newcomer, deren Leben komplett umgekrempelt wird. Für Frontfrau Holly Laessig beginnt eine Fernbeziehung zu ihrem Mann und für Kollegin Jess Wolfe das genaue Gegenteil - Ehemann Dan Moldad ist Teil der Band. Mit der Privatsphäre war's das aber erstmal. Andererseits bieten Extremsituationen hervorragenden Stoff für neue Texte. So finden zahlreiche Tagebucheinträge den Weg auf "Good Grief".

Winning Breaks

Dem Titel entsprechend ist der Inhalt der meisten Songs traurig, aber einige klingen auch sehr fröhlich. "Born Again Teen" ist eine schnelle Nummer, in der es um das Gefühl des Verliebtseins geht, das sich jedes Mal wie das erste Mal anfühlt. Zum Schluß heißt es "Could someone help me, please? I could just die." Viel aussagekräftiger für das Album ist aber der Opener "Madness". Er beginnt acapella mit den unisono gesungenen Worten von Jess Wolfe und Holly Laessig: "I had a dream / where you were standing there / with a gun up to my head." Dann schleichen sich langsam Streicher, Bass und Schlagzeug ein. Noch ist alles getragen und beinahe balladenhaft. Ein tiefer Synthie taucht auf, alles verstummt. Plötzlich bricht der Refrain los mit einem starken "Maybe". Unsicher oder zaghaft ist der Gesang bei keinem Song. Wie schon beim Vorgängeralbum steht das Frauenduo im Vordergrund. Im Song "Gone Insane"  trennen sich zum ersten Mal die selbst ernannten Zwillinge, wenn sie sich gegenseitig zurufen "Oh I can be the one who's gone insane."

Experimentierfreudigkeit

Dieser Bruch steht stellvertretend für "Good Grief", das zwischen Leichthaftigkeit und Pathos tanzt und sich als sehr dynamisch und abwechslungsreich darstellt. War der Blick bei "Wildewoman" in Richtung 60er Jahre gewandt, ist "Good Grief" näher am heute. Die Texte sind persönlicher, die Songs verletzlicher geworden ("My Heart Got Caught On Your Sleeve"). Eine Weiterentwicklung von Lucius, die zeigt, dass sich Mut auszahlt. Mit 11 Songs, die nie kürzer als dreieinhalb Minuten sind, nimmt die Band aber auf Albumlänge etwas Tempo raus. 

Diesem Urteil schließen sich auch die Blackout Problems an, obwohl sie sich im Video noch etwas neutraler geben.

 

 

Gesamtbewertung: 4 von 5 Punkten

Wer das Album und seinen Vorgänger live erleben möchte, sollte sich den 22. April freihalten. Denn M94.5 präsentiert das Lucius-Konzert im Strom.

Good Grief von Lucius erscheint am 11. März 2016 bei Mom+Pop Music

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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