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Hummmel - Fruchtstand [Redcan/Gutfeeling]

Platte des Monats August 2011

Autor(en): Matthias Hacker am Donnerstag, 11. August 2011
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bzzzzzz_______Z  ist Schlachtruf, Musikgenre, Geheimsprache und Lebensphilosophie von Hummmel. Das Performanceprojekt stellt die Platte des Monats August. bzzzzzz_______Z  ist Schlachtruf, Musikgenre, Geheimsprache und Lebensphilosophie von Hummmel. Und mit bzzzzzz_______Z wäre auch schon alles gesagt. Wer aber das Performanceprojekt und Bandduo Hummmel noch nicht kennt oder live gesehen hat, den wird bzzzzzz_______Z nicht viel jucken. Aber Hummmel sind einfach nur bzzzzzz_______Z. Sie treten zum Beispiel nur im gelb-schwarzen Hummel-Kostüm auf.

Hummmel: „Welche Kostüme? Das ist nur unser Sommerkleid!“

Sie können einfach nicht aus ihrer Haut raus. Wahrscheinlich auch der Grund wieso die Band ein Werbeangebot eines namensverwandten Sportkartikel-Herstellers dankend abgelehnt hat. Das war 2007 noch im Jahr der ersten Platte „Bestäubung“. Mit einem McClusky-Cover haben die Beiden nur einen kleinen Einblick in ihre mysteriöse Identität und musikalische Sozialisation zugelassen. Und seit vier Jahren nun bestäuben Hummmel die Welt mit Alben, die sie "Knospe", "Bestäubung" und "Blütenpracht" nennen. "Fruchtstand" heißt ihr aktuelles und viertes Werk. Und schon beim zweiten Song „Hin Und Her“ wird die Marschrichtung klar vorgegeben.

„Wir sind Hummmel und wir brummen weiter hin und her!“

Es ist ihre erste Veröffentlichung auf den Münchner Labels Redcan und Gutfeeling und Hummmel scheiden wieder die Geister damit. Auf viele Menschen wirken Hummmel immer noch bizarr. Die Hummmel-Maskerade ist aber eben auch die Persiflage einer Musikmodekultur. Ob trendy Indie-Röhrenjeans, Glitzerflecken im Gesicht oder all das, was Lady Gaga zur Stil- und Popikone macht, wird von den Beiden auf die Spitze getrieben. Es lässt sich viel interpretieren und genau das zeigt wiederum die Wirkmächtigkeit der „hummmel`schen Erscheinung“.

Hummmel: „Wir sind ernsthafte Musiker, na schau uns doch mal an, wir lieben Musik, Schwachsinn und die Leute vor den Kopf zu stoßen. Dass das vor allem live so gut funktioniert, verstehen wir selber nicht. Aber das wirkt vermutlich authentisch, wenn die Leute zwei Typen sehen, die einfach das machen wozu sie Lust haben.“

Was sie von ausgebluteten Bands unterscheidet, ist ihre besonderer Impetus. Als hätten sie sich selbst in den Hintern gestochen. Hummmel sind Punk 2011. Witzig, selbstgenügsam und -ironisch, subversiv, avantgardistisch, uniform. Und Hummmel bleiben anonym. Sie haben kein Gesicht, dass uns Sympathie oder Anthipathie entlockt. Sie zeigen uns nicht durch ein Augenzwinkern, dass sie all das ironisch meinen würden. Hummmel sind vielmehr als Gesamtkunstwerk zu begreifen und sie kreisen dabei ständig um sich selbst. Sie sind Getriebene der eigenen Biologie, was vor allem in den minimalistischen, monothematischen und dadaistischen Texten zu hören ist. Gedankengänge eines Insekts - Antworten auf Fragen, die sich ein Mensch so nie stellen würde.

„Wir sind Hummmel und wir brummmen weiter hin und her.“ „Flieg mit mir – Flieg auf die Wiese mit mir“ „Du brauchst Hummmel, mehr als Hummel dich“ ( „Fruchtstand“ 2011)

Hummmel setzen nicht auf große Reden, sondern bestäuben unser Gehirn mit „Stich“-Worten.

Hummmel: „Wir haben auch Songs mit einer richtigen Story, aber meistens streichen wir das am Schluss immer zusammen, weil das andere nicht auszuhalten ist. Und vieles ist viel besser, schneller und präziser kurz gefasst erzählt, lässt aber Interpretationsspielraum auf.“

Spielraum lassen sich Hummmel bei der Zukunftsplanung hingegen nicht. Schon 2007 bei der Bandgründung haben sie festgelegt: Nach 10 Alben ist Schluss. Und kurz vor Halbzeit bei Album vier ist nach gut 30 Minuten Schluss.

Hummmel: „Die Leute, die uns schätzen, schätzen uns eigentlich immer nur eine halbe Stunde, danach wirds zu anstrengend. Aber sie wollen diese halbe Stunde immer wieder. Und wir wiederum wollen auf den kommenden Platten noch stärker reduzieren.“

bzzzzzz_______Z  eben. Ihre beiden Labels deklarieren den Hummmelsound mit Post-Math-Wave-Pop. Was das sein soll, wissen Hummmel selber nicht. Sie hören aber viel unterschiedliche Musik, die auf Fruchtstand mit surrt. Schon die puristische Instrumentierung mit Schlagzeug, Bass, Synthesizer lässt sie zu den Münchner Death From Above 1979 werden. Kurze heftige Songs mit viel Effekten und einer anorganischen Athmosphäre. Sprachlich reihen sie sich mit der lautmalerischen assoziativen Sprache gleich hinter 1000 Robota ein. Danach trifft man sich gern mit den Battles zum experimentierfreudigen Jammen im Proberaum. Und Buzz Osbourne von den Melvins und Mike Patton sitzen wohlgefällig nickend im Proberaumeck. Wie Mediengruppe Telekomander Elektropop mit Neue Deutsche Welle kombinieren, mischen Hummmel Noiserock mit Jazzcore und Funkmetal. 14 blümerante Hymnen für den Hummelstock und diese wundersame Popgleichung geht endlich wieder auf.

www.hummmel.com/ →

www.m945.de/gaestelisteeintrag/gaesteliste-hummmel... →

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