Home > Politik > Aufruf zum (in) Schwarz Fahren
Interview mit Utopisten

Aufruf zum (in) Schwarz Fahren

Quelle: Sascha Lohan

Das Künstlerkollektiv "Einmal Utopie Bitte"

Laut Duden ist eine Utopie ein undurchführbar erscheinender Plan. Die Münchner Gruppe „Einmal Utopie bitte“ will genau das ändern.

„Einmal Utopie bitte“ – das sind die Schauspieler und Liedermacher Robert Heigl, Lucie Mackert und Peter Fischer. Das Künstlerkollektiv ruft vom 13. bis 20. Dezember zum Protest gegen die erneute Fahrpreiserhöhung der MVG auf. Wir haben sie getroffen und mit Ihnen über die Umsetzbarkeit von Utopien und ihre Aktion #schwarzfahrtage gesprochen.

 

Wozu genau ruft Ihr mit  Eurer Aktion #Schwarzfahrtage“ auf?

Zum Schwarzfahren (lacht). Natürlich nicht im eigentlichen Sinne. Wir bitten darum schwarz angezogen zu fahren, ein Selfie von sich zu machen und es auf Facebook unter dem Hashtag #schwarzfahrtage zu posten. Es geht uns darum, zu sensibilisieren. Die Preise werden jedes Jahr teurer. Das ist für die Gesellschaft schon ritualisiert und wird kaum mehr wahrgenommen. Der Aufschrei ist klein. Wir wollten einfach den Focus mehr darauf lenken und sagen: Halt Stopp! Das muss nicht normal und akzeptiert sein. Vielleicht gibt es ja andere Varianten.

 

Die Subkultur hat es schwer in München. Solche öffentlichen Aktionen sind rar. Habt Ihr euch darüber Gedanken gemacht?

Eigentlich nicht.  Wir sind nun mal hier in München und deswegen machen wir es hier. Es geht uns darum einfach mal das, worüber wir nachdenken, nach Außen zu tragen. Vielleicht fällt es hier auch mehr auf. Jede Stadt ist anders. Der Münchner allgemein neigt ja zur Gemütlichkeit. Man muss mal schauen, wie bereit der Münchner ist sich mobilisieren zu lassen für die Utopie.

Foto: Sascha Lohan

Wie habt Ihr Euch darüber informiert, ob Eure Utopie des fahrscheinlosen oder auch fahrscheinfreien Nahverkehrs überhaupt möglich ist?

Wir sind natürlich keine Wirtschaftsexperten. Wir haben die ganze Sache auch nicht durchgerechnet oder uns komplett neue Konzepte überlegt. Wir haben sehr viel im Internet recherchiert und gesehen, dass es viele Informationen und ernst gemeinte, stichhaltige Vorschläge zu diesem Thema gibt. Es gibt in Europa schon einige Städte, in denen der fahrscheinfreie Nahverkehr praktiziert wird. Allen voran Tallin, die estnische Hauptstadt. Für die ganz genaue praktische Umsetzung sehen wir uns aber gar nicht zuständig. Uns geht’s vor allem darum zu fragen: Könnte es eine andere, bessere Lösung für ein Problem, unabhängig von dem Ist- Zustand geben? Wir wollen Denkräume aufmachen. Es gibt rational gesehen so viele gute Gründe, warum der Nahverkehr für die Menschen kostenfrei sein sollte. Und das hat uns erst einmal gereicht, um die Idee zu präsentieren. Man kann Mobilität inzwischen wie Wasser als Grundrecht ansehen. Die hohen Fahrpreise schließen ökonomisch schlechter gestellte Menschen aus.  Und die Klimafrage sollte auch gleich mitgedacht werden.

 

Bleiben wir beim Thema Umwelt und Mobilität. Die Staus, auch bei uns in München, nehmen zu und somit auch die Umweltbelastung. Das Elektroauto wird als neuer Heiland gepriesen, aber was ist dann mit den Arbeitsplätzen in der Automobilbranche? Ist jetzt vielleicht auch der beste Zeitpunkt, um über Utopien nachzudenken?

Das ist ein wesentlicher Punkt. Man hat das Gefühl dass vieles im Wandel ist und zusammenbricht. Wir wissen ja, dass es irgendwie so nicht mehr weitergehen kann und wir auf einen Wendepunkt zusteuern. Es macht sich eine gesellschaftliche Ohnmacht breit. Wie soll es weiter gehen? Aber wir haben jetzt auch die Möglichkeit uns zu überlegen, was wir wollen und wo es mit unserer Stadt hingehen soll. Am 23. November ist beispielsweise das Bürgerbegehren für saubere Luft in München gestartet. Dabei geht es darum der anhaltenden Luftverschmutzung in München  Einhalt zu gebieten, weil es so einfach nicht weiter geht. Die Stadt weiß anscheinend nicht was zu tun ist. Und dann passiert einfach gar nichts.

 

Wie Ihr vielleicht wisst stand nach einer größeren Preissteigerung das Semesterticket für Studenten zur Abstimmung. Die Studierenden haben bei der Wahl FÜR das Semesterticket der MVG gestimmt.

Das Semesterticket ist ein super schönes Beispiel für einen solidarisch finanzierten Nahverkehr. Viele Leute zahlen, und so wird es in der Summe für alle billiger. Das ist ja schon eine Grundidee um die es uns geht. Und auch der, der nicht fährt profitiert. Die Stadt ist sauberer und die Straßen freier.

 

Über dieses Thema berichten wir im Plenum, unserem politischen Magazin, am Dienstag, 13.12. von 19-20 Uhr, und in der Wiederholung am Mittwoch, 14.12.2016 von 13-14 Uhr.

 

Foto: Sascha Lohan

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie