Den Ruedi will man hängen
… und den Kaspar lässt man laufen. Ruedi - das ist Rudolf Elmer. Schweizer Wikileaks Informant und Robin Hood im Kampf gegen Steuerhinterziehung. Kaspar Villiger, Präsident der UBS-Bank, darf Steuersünder an die Amerikaner verpetzen – und wird dafür nicht belangt.
Erst am Mittwochnachmittag wurde Rudolf Elmer wegen Verletzung des Bankgeheimnisses und mutmaßlicher Nötigung zu 240 Tagessätzen à 30 Franken (umgerechnet ca. 5600 Euro) verurteilt. Er war der Insider im Geschäft derer, die ihr Gehalt „steuerfrei“ verdienen. Bis 2002 leitete er eine Filiale der schweizer Julius Bär-Bank auf den Cayman Islands. Nachdem er ausgestiegen war, versuchte er gespeicherte Kundendaten an Steuerbehörden und Regierungen weiterzugeben – mit mäßigem Erfolg.
Auch die deutsche Regierung zeigte vor zwei Jahren kein Interesse an den Daten, die dem Staat möglicherweise Millionen an Steuernachzahlungen eingebracht hätten. Der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück wollte das offensichtlich illegal beschaffte Material nicht annehmen. Wer den Ruedi aber mit offenen Armen begrüßt, ist niemand anderer als Julian Assange, Gründer von Wikileaks. Am Montag übergab der Schweizer seine über Jahre hinweg gesammelten Daten, die jetzt in Zusammenarbeit mit Finanzämtern und Medien geprüft werden.
Genau dafür wurde Elmer jedoch am selben Abend seiner letzten Verhandlung verhaftet und darf sich nun wieder auf einen Prozess wegen Verstosses gegen das Bankgeheimnis einstellen.
Die Lockerung des Bankgeheimnisses hat jedoch schon letztes Jahr in der Schweiz begonnen. Kaspar Villiger, Chef der Großbank UBS, konnte einen Steuerstreit mit der US-Justiz durch die Zahlung von 780 Millionen und der Offenlegung von knapp 4500 Kontodaten mutmaßlicher amerikanischer Steuerhinterzieher beilegen.