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Kai Schächtele

Autor(en): Marcel Stuht am Montag, 8. August 2011
Von 1996 bis 1999 bei M94.5 (Moderator, CvD)
Heute: Journalist und Buchautor
Im Nachhinein muss man natürlich fragen, wie man es soweit hatte kommen lassen können. Als ich zum ersten Mal vor dem Mikrophon saß, fühlte ich mich wie ein Mann, den man ohne Umweg aus dem Passagierraum ins Cockpit gesetzt und ihm den Steuerknüppel in die Hand gedrückt hatte. Ein paar Jahre davor war ich zum Studium nach München gekommen mit dem Ziel, Radiomoderator zu werden. Und jetzt saß ich da, vor mir ein Mischpult mit gefühlt tausend Reglern, neben mir ein blinkender Computerbildschirm und hatte nur einen Gedanken im Kopf: Um Gottes willen!

Radio hatte mich fasziniert, seit ich in meiner Heimatstadt Augsburg zum ersten Mal SDR 3 gehört hatte, wie der Sender vor der Fusion des Süddeutschen mit dem Südwest-Rundfunk hieß. Es war vor allem das lockere Vor-sich-hin-Parlieren der Moderatoren, an dem ich mich nicht satt hatte hören können: Matthias Holtmann, Thomas Müller, Wolfgang Heim – das waren meine Helden. So einer wollte ich auch werden. Umso ernüchternder gerieten meine eigenen Parlierversuche an diesem Vormittag im Studio von M 94,5 in der Oettingenstraße. Als die rote Lampe leuchtete und die Musik langsam leiser wurde, fing es in meinem Kopf an zu zischen und zu ziepen, ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. An das, was ich danach vor mich hin stammelte, kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, mein Gehirn hat diese Erinnerung unmittelbar nach der Sendung gelöscht – reiner Selbstschutz.

Doch gerade diese Sendung war für Typen wie mich konzipiert worden. Es war die Übungsstrecke zwischen zehn und zwölf am Vormittag. Der Jingle, der darin am häufigsten zum Einsatz kam, geht so: Man hört ein Fahrzeug, das in hoher Geschwindigkeit von einem Lautsprecher zum anderen rast und am Ende gegen eine Mauer kracht – gefolgt von einer Stimme, die sagt: „M 94,5 – wir üben noch.“ Es dauerte Monate, bis ich einigermaßen unfallfrei durch einen solchen Vormittag kam. Ich hatte ja nicht nur mit meiner Nervosität zu kämpfen, sondern auch mit der Tatsache, dass ich als in Sindelfingen geborener und in Augsburg groß gewordener Schwabe eine komplett neue Sprache zu lernen hatte: hochdeutsch.

Meine Anfänge bei M 94,5 liegen nun zwölf, 13 Jahre zurück. In den folgenden Jahren gelang es mir, meine Nervosität genauso unter Kontrolle zu bringen wie meinen Dialekt. Dass ich nach dem Studium dem Radio trotzdem den Rücken kehrte, ist nicht die Schuld des Senders. Es war im Sommer 2002, als ich im Büro des Chefreporters von SWR 3 saß und spürte, dass das Radio, für das ich mich einst begeistert hatte, schlicht nicht mehr existierte, Ich hatte es geschafft, als sogenannter Event-Reporter für den Sender arbeiten zu dürfen, der das Hort meiner Idole abgelöst hatte. Meine Aufgabe bestand vor allem darin, auf von SWR 3 präsentierten Konzerten und Open Airs die Hörer zu bitten, ihrer Begeisterung Luft zu machen. Der Chefreporter und ich kamen überein, dass ich dafür nicht der richtige Mann war. Danach entschied ich, dem Radio den Rücken zu kehren. Die Zeit bei M 94,5 war aber trotzdem nicht vergebens. Schließlich spreche ich nun zwei Fremdsprachen fließend: Englisch und Deutsch.

Kai Schächtele
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