Marion Uschold
von 2004 bis 2008 bei M94.5 (u.a. Moderation, Nachrichten)
2008 - 2010 Volontärin bei Antenne Bayern
heute: freie Redakteurin und Moderatorin Der Sommer 2007 ging zu Ende und ein Musik-Highlight warf seinen Schatten voraus: Die MTV Europe Music Awards würden dieses Jahr in München stattfinden. Unbedingt wollten wir von der M94.5-Musikredaktion über den spektakulären Musikevent in unserer Stadt berichten. Stoff für zahlreiche und bunte Geschichten rund um die riesige Preisverleihung würde es genügend geben.
Schon Wochen vor der Veranstaltung schickten wir unsere Akkreditierungsanfrage an MTV. Dann warteten wir - wochenlang vergeblich. Keine Antwort von MTV. Wir waren nicht akkreditiert. Zuerst war die Enttäuschung groß. Doch wir wollten die Sache nicht so einfach hinnehmen. Wir wollten trotzdem hingehen. Vielleicht ließe sich ja am Rande des Events die ein oder andere spannende Geschichte für unsere Hörer erzählen. Und, wer weiß, vielleicht kamen wir doch näher an die Stars und das eigentliche Geschehen ran. Versuchen wollten wir es.
Bernhard Simek und ich schmissen uns vorsichtshalber in Schale. Kleid mit tiefem Ausschnitt, lässiger Anzug, Sonnenbrille, Hut – das sollte langen. Wir sahen aus wie Stars. Dazu muss man sagen: Bernhard sah mit seinem Lockenkopf dem britischen Popstar Mika durchaus ähnlich. Vielleicht würde das helfen. Mit Mikrofon und Aufnahmegerät in der Tasche und mit einer ordentlichen Portion Mut marschierten wir in Richtung Olympiahalle. Doch, wie anders auch nicht zu erwarten, kamen wir nicht weit. Das halbe Gelände war mit einem zwei Meter hohen Zaun gesichert. Irgendwo durchmogeln ging also nicht. Wir mussten durch einen der offiziellen Eingänge, wenn wir reinwollten. Natürlich nahmen wir den am strengsten bewachten, der für die Stars vorbehalten war. So selbstbewusst wie man eben ist, wenn man nichts zu verlieren hat, gingen wir auf die erste Absperrung zu. Locker lässig sagten wir zu den drei muskelbepackten Security-Typen: „We have to go to our tourbus“. Es klappte. Sie nickten. Wir hatten die erste Hürde genommen. Äußerlich cool lachten wir uns innerlich ins Fäustchen. Nun standen wir zwischen den Tourbussen und noch ahnten wir nicht was noch alles passieren würde. Klar war uns nur, wir würden auf jeden Fall eine Geschichte mit in die Redaktion bringen. Und wir waren ein Teil davon. Noch unter dem direkten Eindruck des gerade Geschehenen und voller Adrenalin in der Stimme sprachen wir einen ersten Take ein, schilderten unsere erste Etappe auf dem Weg in die Olympiahalle. Denn klar war - jetzt wollten wir mehr! Doch wie? Wir kauerten zwischen den Bussen, während wir in der Halle schon die tosende Menge feiern hörten. Also nochmal durchatmen. Wir schlenderten zwischen den Bussen hervor und gingen schnurstracks weiter in Richtung VIP-Halleneingang. Ein Security versperrte uns den Weg: „Pässe!“. Wir schauten ihn mit großen fragenden Augen an: „Excuse me“? Nachdem wir einige Minuten in Englisch auf ihn einredeten, wovon der arme Sicherheitsmann anscheinend nichts verstand, gab er verzweifelt auf und lies uns vorbei. Eigentlich kaum zu glauben, dass bei so einer Veranstaltung Securities den VIP-Eingang bewachen, die offenbar kein Wort Englisch können. Doch wir hatten keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Wir marschierten weiter und waren nun tatsächlich in der Halle. Drinnen eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Meine Tasche sollte durchleuchtet werden. Mist! Das Mikrofon war in der Tasche. Doch wir hatten keine Wahl. Augen zu und durch. Wir waren drin und das Mikrofon offenbar unentdeckt. Rechts eine Art Anmeldung. Geradeaus der direkte Zugang für VIP. Wohin? Anmeldung? Angemeldet sind wir nicht. Also Eingang! „Your passes please!“ „Oh, we haven’t got our passes … our passes has our manager ... ähm ... öhm Paul Walker.“ “Walker? Des is doch der Süße” sagt die eine Security-Dame in bayerischer Dialekt-Färbung zur anderen. Uns stockte der Atem. Was hatten wir jetzt nur angestellt? Keine Panik. Wir mussten nur zur Anmeldung. Da gab es natürlich auch keine Pässe, weil wir ja nicht angemeldet waren. Nun standen wir da. Aufgeben so kurz vor dem Ziel? Nein! Lauter beschäftigte Menschen wuselten um uns rum, dazwischen Stars und Sternchen. Wir überlegten. Was tun? Handy raus und wichtig tun: „Hey Paul – what the f***. There are no passes ... “ Das Telefonat verschaffte uns Zeit. Wir entdeckten rechts von uns eine Tür - unbewacht. Bernhard und ich verständigten uns mit den Augen. Wir drehten uns um und marschierten durch. Bei jedem Schritt spürten wir von hinten eine Hand, die uns packt und aus der Halle zerrt. Doch es geschah - nichts. Schweißnasse Hände, ein rasendes Herz, aber jetzt gab es kein Weg mehr zurück – es gab nur noch den Weg weiter. Wir irrten durch die Gänge in der Olympiahalle. Hinter diversen Türen befanden sich Securities. Wir fühlten uns wie in einem Gameboy-Spiel. Hinter jeder Tür eine neue Überraschung. Einige von den Sicherheitsleuten ließen uns einfach durch. Andere fragten nach den Backstage-Pässen. Wir brachten immer wieder die gleiche Ausrede - ach, die hat gerade unser Manager. Dann versteckten wir uns unter einer Treppe, packten das Mikrofon aus und zeichneten den nächsten Take auf. Wir schilderten, was wir gerade erst gesehen hatten. Zwangsläufig nicht vorbereitet aber dafür authentisch. Und weiter ging's. Hinter der Bühne angekommen setzten wir uns erst mal auf eine Art Theatron und blickten nach unten. Vor uns: Ein dicker und langer schwarzer Vorhang, der den Backstage-Bereich von der Bühne trennte. Und wir waren auf der „richtigen“ Seite – backstage. Wir hatten einen guten Blick Kameramänner, Tänzer, viele wichtige Leute aus dem Musik-Business und dazwischen Avril Lavigne, Mika und und und. Wir packten abermals das Mikrofon aus und plauderten munter darauf los. Unsere Hörer sollten eine echte Hinter-den-Kulissen-Reportage bekommen. Ironie des Schicksals: Wären wir akkreditiert worden, hätte das nicht funktioniert. Möglichst unauffällig sprachen wir also in unser Mikrofon, bis sich schließlich von links ein Security näherte. Das Mikrofon warfen wir in die Tasche und warteten äußerlich gelassen, was jetzt auf uns zukommen würde. Es folgte die Standardfrage: „Your passes?“ wir erwiderten ihn mit unserem Standardsatz: „Our manager's got our passes“ und marschierten weiter. Wir sahen uns noch ein wenig im Backstage-Bereich um und beschlossen unserem Ausflug ein Ende zu machen - freiwillig und nicht in Begleitung von mehreren Securities. Wir marschierten genauso lässig, wie wir reingekommen waren, aus dem VIP Ausgang wieder raus.
„Nie hätte ich euch das erlaubt!“ Wolfgang Sabisch, der M94.5-Programmchef, schüttelte einen Tag später den Kopf und lachte. Bernhard und ich waren uns einig. Unser Ausflug hatte sich gelohnt. Wir bastelten eine, wie wir fanden, richtig gute Reportage.Und die hat offenbar nicht nur uns gefallen. Denn ein Jahr später fanden wir uns in einem Luxuswagen mit Chauffeur in todschicken Klamotten wieder auf dem Weg zu einer Preisverleihung des "CNN Journalist Award" - und zwar als Nominierte in der Kategorie Radio. Es ging um den Titel des "Journalist of the Year". Diesmal durften wir ganz offiziell über den roten Teppich zum Haupteingang, wo übrigens auch unsere Einlasskarten hinterlegt waren.Es reichte zwar nicht ganz zum ersten Platz, zum Titel des "Journalist of the Year". Doch wir waren trotzdem mehr als zufrieden. Die schön gerahmte Urkunde "Auszeichnung mit dem CNN Journalist Award 2008" hat bei mir einen Ehrenplatz bekommen.Als Bernhard und ich einige Jahre zuvor bei M94.5 angefangen hatten, hatten wir nicht im Traum daran gedacht, was man dort alles erleben würde. Es gäbe noch so viele Geschichte zu erzählen...
Marion Uschold
2008 - 2010 Volontärin bei Antenne Bayern
heute: freie Redakteurin und Moderatorin Der Sommer 2007 ging zu Ende und ein Musik-Highlight warf seinen Schatten voraus: Die MTV Europe Music Awards würden dieses Jahr in München stattfinden. Unbedingt wollten wir von der M94.5-Musikredaktion über den spektakulären Musikevent in unserer Stadt berichten. Stoff für zahlreiche und bunte Geschichten rund um die riesige Preisverleihung würde es genügend geben.
Schon Wochen vor der Veranstaltung schickten wir unsere Akkreditierungsanfrage an MTV. Dann warteten wir - wochenlang vergeblich. Keine Antwort von MTV. Wir waren nicht akkreditiert. Zuerst war die Enttäuschung groß. Doch wir wollten die Sache nicht so einfach hinnehmen. Wir wollten trotzdem hingehen. Vielleicht ließe sich ja am Rande des Events die ein oder andere spannende Geschichte für unsere Hörer erzählen. Und, wer weiß, vielleicht kamen wir doch näher an die Stars und das eigentliche Geschehen ran. Versuchen wollten wir es.
Bernhard Simek und ich schmissen uns vorsichtshalber in Schale. Kleid mit tiefem Ausschnitt, lässiger Anzug, Sonnenbrille, Hut – das sollte langen. Wir sahen aus wie Stars. Dazu muss man sagen: Bernhard sah mit seinem Lockenkopf dem britischen Popstar Mika durchaus ähnlich. Vielleicht würde das helfen. Mit Mikrofon und Aufnahmegerät in der Tasche und mit einer ordentlichen Portion Mut marschierten wir in Richtung Olympiahalle. Doch, wie anders auch nicht zu erwarten, kamen wir nicht weit. Das halbe Gelände war mit einem zwei Meter hohen Zaun gesichert. Irgendwo durchmogeln ging also nicht. Wir mussten durch einen der offiziellen Eingänge, wenn wir reinwollten. Natürlich nahmen wir den am strengsten bewachten, der für die Stars vorbehalten war. So selbstbewusst wie man eben ist, wenn man nichts zu verlieren hat, gingen wir auf die erste Absperrung zu. Locker lässig sagten wir zu den drei muskelbepackten Security-Typen: „We have to go to our tourbus“. Es klappte. Sie nickten. Wir hatten die erste Hürde genommen. Äußerlich cool lachten wir uns innerlich ins Fäustchen. Nun standen wir zwischen den Tourbussen und noch ahnten wir nicht was noch alles passieren würde. Klar war uns nur, wir würden auf jeden Fall eine Geschichte mit in die Redaktion bringen. Und wir waren ein Teil davon. Noch unter dem direkten Eindruck des gerade Geschehenen und voller Adrenalin in der Stimme sprachen wir einen ersten Take ein, schilderten unsere erste Etappe auf dem Weg in die Olympiahalle. Denn klar war - jetzt wollten wir mehr! Doch wie? Wir kauerten zwischen den Bussen, während wir in der Halle schon die tosende Menge feiern hörten. Also nochmal durchatmen. Wir schlenderten zwischen den Bussen hervor und gingen schnurstracks weiter in Richtung VIP-Halleneingang. Ein Security versperrte uns den Weg: „Pässe!“. Wir schauten ihn mit großen fragenden Augen an: „Excuse me“? Nachdem wir einige Minuten in Englisch auf ihn einredeten, wovon der arme Sicherheitsmann anscheinend nichts verstand, gab er verzweifelt auf und lies uns vorbei. Eigentlich kaum zu glauben, dass bei so einer Veranstaltung Securities den VIP-Eingang bewachen, die offenbar kein Wort Englisch können. Doch wir hatten keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Wir marschierten weiter und waren nun tatsächlich in der Halle. Drinnen eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Meine Tasche sollte durchleuchtet werden. Mist! Das Mikrofon war in der Tasche. Doch wir hatten keine Wahl. Augen zu und durch. Wir waren drin und das Mikrofon offenbar unentdeckt. Rechts eine Art Anmeldung. Geradeaus der direkte Zugang für VIP. Wohin? Anmeldung? Angemeldet sind wir nicht. Also Eingang! „Your passes please!“ „Oh, we haven’t got our passes … our passes has our manager ... ähm ... öhm Paul Walker.“ “Walker? Des is doch der Süße” sagt die eine Security-Dame in bayerischer Dialekt-Färbung zur anderen. Uns stockte der Atem. Was hatten wir jetzt nur angestellt? Keine Panik. Wir mussten nur zur Anmeldung. Da gab es natürlich auch keine Pässe, weil wir ja nicht angemeldet waren. Nun standen wir da. Aufgeben so kurz vor dem Ziel? Nein! Lauter beschäftigte Menschen wuselten um uns rum, dazwischen Stars und Sternchen. Wir überlegten. Was tun? Handy raus und wichtig tun: „Hey Paul – what the f***. There are no passes ... “ Das Telefonat verschaffte uns Zeit. Wir entdeckten rechts von uns eine Tür - unbewacht. Bernhard und ich verständigten uns mit den Augen. Wir drehten uns um und marschierten durch. Bei jedem Schritt spürten wir von hinten eine Hand, die uns packt und aus der Halle zerrt. Doch es geschah - nichts. Schweißnasse Hände, ein rasendes Herz, aber jetzt gab es kein Weg mehr zurück – es gab nur noch den Weg weiter. Wir irrten durch die Gänge in der Olympiahalle. Hinter diversen Türen befanden sich Securities. Wir fühlten uns wie in einem Gameboy-Spiel. Hinter jeder Tür eine neue Überraschung. Einige von den Sicherheitsleuten ließen uns einfach durch. Andere fragten nach den Backstage-Pässen. Wir brachten immer wieder die gleiche Ausrede - ach, die hat gerade unser Manager. Dann versteckten wir uns unter einer Treppe, packten das Mikrofon aus und zeichneten den nächsten Take auf. Wir schilderten, was wir gerade erst gesehen hatten. Zwangsläufig nicht vorbereitet aber dafür authentisch. Und weiter ging's. Hinter der Bühne angekommen setzten wir uns erst mal auf eine Art Theatron und blickten nach unten. Vor uns: Ein dicker und langer schwarzer Vorhang, der den Backstage-Bereich von der Bühne trennte. Und wir waren auf der „richtigen“ Seite – backstage. Wir hatten einen guten Blick Kameramänner, Tänzer, viele wichtige Leute aus dem Musik-Business und dazwischen Avril Lavigne, Mika und und und. Wir packten abermals das Mikrofon aus und plauderten munter darauf los. Unsere Hörer sollten eine echte Hinter-den-Kulissen-Reportage bekommen. Ironie des Schicksals: Wären wir akkreditiert worden, hätte das nicht funktioniert. Möglichst unauffällig sprachen wir also in unser Mikrofon, bis sich schließlich von links ein Security näherte. Das Mikrofon warfen wir in die Tasche und warteten äußerlich gelassen, was jetzt auf uns zukommen würde. Es folgte die Standardfrage: „Your passes?“ wir erwiderten ihn mit unserem Standardsatz: „Our manager's got our passes“ und marschierten weiter. Wir sahen uns noch ein wenig im Backstage-Bereich um und beschlossen unserem Ausflug ein Ende zu machen - freiwillig und nicht in Begleitung von mehreren Securities. Wir marschierten genauso lässig, wie wir reingekommen waren, aus dem VIP Ausgang wieder raus.
„Nie hätte ich euch das erlaubt!“ Wolfgang Sabisch, der M94.5-Programmchef, schüttelte einen Tag später den Kopf und lachte. Bernhard und ich waren uns einig. Unser Ausflug hatte sich gelohnt. Wir bastelten eine, wie wir fanden, richtig gute Reportage.Und die hat offenbar nicht nur uns gefallen. Denn ein Jahr später fanden wir uns in einem Luxuswagen mit Chauffeur in todschicken Klamotten wieder auf dem Weg zu einer Preisverleihung des "CNN Journalist Award" - und zwar als Nominierte in der Kategorie Radio. Es ging um den Titel des "Journalist of the Year". Diesmal durften wir ganz offiziell über den roten Teppich zum Haupteingang, wo übrigens auch unsere Einlasskarten hinterlegt waren.Es reichte zwar nicht ganz zum ersten Platz, zum Titel des "Journalist of the Year". Doch wir waren trotzdem mehr als zufrieden. Die schön gerahmte Urkunde "Auszeichnung mit dem CNN Journalist Award 2008" hat bei mir einen Ehrenplatz bekommen.Als Bernhard und ich einige Jahre zuvor bei M94.5 angefangen hatten, hatten wir nicht im Traum daran gedacht, was man dort alles erleben würde. Es gäbe noch so viele Geschichte zu erzählen...
Marion Uschold