The Zero Theorem
Neues von Terry Gilliam - Geht ihm langsam die Puste aus?
Großes Star-Geschütz fährt er auf, doch "The Zero Theorem" will doch nicht so recht abheben. Geht Terry Gilliam langsam die Puste aus?
Es geht mal wieder um die größte aller existenziellen Fragen, den Sinn des Lebens. Nichts anderes ist das „Zero Theorem“, das Problem, dem Quohen Lethe auf den Grund gehen will. Der verschrobene, bleiche Glatzkopf ist der Protagonist von Terry Gilliams neuestem Streich und wird gespielt von einem wie immer großartigen Christopher Waltz. Er ist die beste Arbeitskraft seiner wenig vertrauenswürdigen Firma: ein kapitalistisches Unternehmen, das die Welt regiert und einen Eremit nach dem Sinn des Lebens forschen lässt. So kennt man Terry Gilliam, Mitglied von Monthy Python und Kultregisseur von Filmen wie “Brazil“ oder „12 Monkeys“.
„Genau das ist der Punkt! Worum geht es? Verstehst du?“
In seiner neusten dystopischen Zukunftsvision löst man Fragen philosophischer Natur, wie sollte es auch anders sein, vor einem Bildschirm. Immer wieder sieht man Quohen dabei zu, wie er eine Art dreidimensionales Tetris für Verrückte spielt. Mit einem überdimensionierten Controller fügt der Protagonist blaue Klötze in gigantische Konstrukte ein, die immer wieder kurz vor ihrer Fertigstellung kollabieren. Und der Versuch, Ordnung in das endlose Chaos zu bringen, beginnt von Vorne.
„Wir wollen doch nur einzigartig sein!“
Aber nicht nur das Programm, mit dem die schrullige Hauptfigur arbeitet, ist kräftezehrend und verwirrend. Die ganze Welt von „Zero Theorem“ ist ein chaotischer und konfuser Ort. Draußen wird man auf Schritt und Tritt von beweglichen Werbetafeln verfolgt, alles ist quietschbunt, irgendwie zu groß, unpraktisch und leicht neben der Spur. Kein Wunder, dass Quohen Lethe langsam verrückt wird, sich immer stärker verbarrikadiert und von der Außenwelt abschottet.
„Die Null muss hundertprozentig bewiesen werden!“
Wir Zuschauer aber hätten gerne noch viel mehr von dieser schrillen Welt kennengelernt. Die paranoide und aufgekratzte Ästhetik des Films ist charmant und originell. Der Look ist futuristisch und gleichzeitig Retro, sympathisch und gleichzeitig beängstigend.
Allerdings sind die Schauplätze des Films sehr limitiert. Seine Wohnung, sein Arbeitsplatz, eine Straße und ein kitschiger Strand in einer virtuellen Realität, sehr viel mehr gibt es nicht zu sehen. Ein Umstand, der wahrscheinlich dem geringen Budget von knapp 11 Millionen Dollar geschuldet ist.
„ Alles endet damit, dass es Nichts ist.“
Aber als Ausrede für ein Drehbuch, dem in der zweiten Filmhälfte deutlich die Puste ausgeht, funktionert das geringe Budget nicht. Weder Christoph Waltz als Eremit mit Persönlichkeitsstörung, noch Matt Damon als gruseliger Firmenchef, der die Weltherrschaft anstrebt, können über die Schwächen in der Dramaturgie hinwegtäuschen. Da lässt sich nichts schön reden, manchmal wird einem bei „The Zero Theorem“ einfach langweilig.
„Warum willst du beweisen, dass alles umsonst ist?“
„The Zero Theorem“ ist auf morbide Art und Weise sympathisch und Christoph Waltz spielt super, aber am Ende des Tages ist Gilliams Sci-Fi-Klassiker „Brazil“ einfach verrückter, bizarrer, größer und eindrucksvoller. Dabei ist „Brazil“ mittlerweile 30 Jahre alt. Ein Neuaufguss davon, ohne frischen Wind oder innovativen Funken, das braucht im Jahre 2014 eigentlich niemand. Ach ja, und die Frage nach dem Sinn des Lebens bleibt natürlich unbeantwortet.
"The Zero Theorem" kommt am 27. November 2014 in die deutschen Kinos.