Kommunikationsberufe
Journalist, Jurist, Kabarettist
Alt-OB Christian Ude im Interview mit IfKW-Dozent Dr. Bernhard Goodwin.
Vom SZ-Volontär zum OB und Kabarettisten - Aus der Reihe „Kommunikationsberufe“ des IfKW: Christian Ude im Interview im afk-Studio.
Das Studium ist vorbei, der Bachelor in Kommunikationswissenschaft ist geschafft. Aber was jetzt? Ein Job muss her. Nur welcher? Am besten einer, der etwas mit dem Studium zu tun hat. So öffnet sich das weite Feld der Kommunikationsberufe. Dafür will die Veranstaltungsreihe „Kommunikationsberufe“ des Instituts für Kommunikationsberufe an der LMU seine Studierenden begeistern.
OB Ude als lebendes Beispiel
Ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten deckt Alt-Oberbürgermeister Christian Ude ab. Den SPD-Politiker, Kabarettist, aber auch ausgebildeter Jurist und ehemaliger SZ-Redakteur begrüßte IfKW-Dozent Dr. Bernhard Goodwin im TV-Studio des Aus- und Fortbildungskanals afk vor rund 70 Studierenden der Kommunikationswissenschaften. Für Ude sei schon als zehnjähriger Junge das Ziel gewesen, einmal Oberbürgermeister von München zu werden. Trotzdem wählte er zuerst den Beruf des Journalisten: Mitarbeiter bei einer Schülerzeitung, Radiomoderator beim Jugendfunk des BR und anschließend die Aufnahme an der Deutschen Journalistenschule.
Neugierde und Einfluss
„Ich wollte es unbedingt werden, um da auch viele Einblicke zu gewinnen, tatsächlich Neugierde zu befriedigen. Das kann man auch in kaum einen anderen Beruf besser“, erzählte Ude über den Beruf des Journalisten. Den SZ-Journalisten Ude bezeichnete der heute 70-Jährigen als einen der „einflussreichen Persönlichkeiten“, über deren Artikel am nächsten Tag diskutiert wurde. Ude entschied sich aber: Raus aus dem Journalismus, rein in die Juristerei.
Der Jurist Ude
Dort war er nur Teil einer „anonymen Masse“ im weiträumigen Hörsaal Audimax der LMU. Die Entscheidung hin zum Jura-Studium begründete er so: „Ich wollte mit 19, 20 nicht am Ende meiner Laufbahn angekommen sein.“ Ude bezeichnete den Beruf des Rechtsanwalts als öffentlichen Beruf – vor allem durch seine Betätigung im Feld des Miet- oder Medien- und Äußerungsrechts.
Perspektivenwechsel
Die Arbeit als Pressesprecher der Münchner SPD bezeichnete Ude als „Perspektivenwechsel“. „Eine professionelle Gegnerschaft“ zum Journalisten, meinte Goodwin. Dafür ist laut Ude die „Interessensituation“ verantwortlich. Der Journalist wolle einen regelkonformen Text abliefern. Der Interessenvertreter dagegen will, dass „der eigene Laden gut wegkommt“. Dem Journalist komme deshalb eine besondere Aufmerksamkeit hinzu, nie in Interessenverstrickungen hineinzugeraten.
Massenkommunikation
Für Alt-OB Ude steht im Sinne des Kommunikationsberuf der Kontakt zur Bevölkerung im Vordergrund. Dabei besonders wichtig: Zitate liefern, die die Überschrift bestimmen. „Kurz fassen, aber markige, knackige Sätze liefern.“ Denn Ude redete mit der Münchner Öffentlichkeit, benutzte dadurch die Medien als Kanal – ganz einem „Gesetz der Massenkommunikation“ folgend. Der Kommunikationsberuf der heutigen Zeit unterschiedet sich aber deutlich von demjenigen, den Ude noch in den 60er Jahren kennengelernt hat.
Kommunikationsberufe in der Krise
„Man wird heute allerdings kaum noch praktizierende Journalisten finden, die vom Beruf schwärmen.“ Journalisten berichten Ude Massenentlassungen und konstatieren eine laufende Abwälzung technischer Aufgaben auf die Redakteure. Neben einem Zeitungssterben und einen Funktionsverlust der Printpresse könnte es laut Ude aber andere elektronische Medien geben, die interessanter werden. Dort trete der bewertende, kommentierende Journalist nicht mehr so in Erscheinung. Ude resümierte: „Also ich glaube, der Journalistenberuf hat insgesamt schon eine Krise und vor allem ein etwas angeschlagenes Selbstbewusstsein.“
Die Veranstaltungsreihe geht weiter
Eine These, die sich auch mit dem nächsten Gast der Veranstaltungsreihe „Kommunikationsberufe“ diskutieren lässt: Am 4. Mai wird Zeit-Chefredakteur Giovani di Lorenzo im afk-Studio ein Interview geben. Die Veranstaltung wird als Livestream über Facebook empfangbar sein.