Mache-einen-Spaziergang-Tag
Münchens gefährlichste Orte
Die bayerische Landeshauptstadt gilt als eine der sichersten Städte Europas. Gewisse Orte sollte ein Fußgänger meiden: Sie sind zu gefährlich!
Odeonsplatz
„La dolce vita“ – das süße Leben – gibt es auch in München. Denn der Odeonsplatz verbreitet italienisches Flair wie kein anderer Ort in München: das älteste Café in Bayerns Hauptstadt, eine Kirche im italienischen Spätbarock und eine Loggia nach florentiner Modell. Klingt nach Lebensfreude und Weltoffenheit, 24/7.
Nein, nicht ganz. Wer montags dort beim Spazierengehen „la dolce vita“ genießen will, erlebt eher Deutschtümelei. Denn die Pegida München beginnt jeden Montag vom Odeonsplatz aus ihren Spaziergang. Das bedeutet Schweinebraten statt Pizza Quattro Staggioni, Helene Fischer statt Eros Ramazotti und „Merkel muss weg!“ statt „ciao, bella!“. So spaziert der nichtsahnende Fußgänger mitten hinein ins aktuelle politische Geschehen.
Hartgesottene Münchner sehen darin jedoch auch eine Chance: Nur montags bekommen sie die Gelegenheit, scharenweise besorgte Bürger in freier Wildbahn zu beobachten.
Wahrscheinlich unbesorgte Bürger auf dem Odeonsplatz. Foto: M94.5/Witzenberger
Nordhaide/ Panzerwiese
Früher gingen dort pflichtbewusste Soldaten bei ihren Truppenübungen spazieren. Das ist heute natürlich nicht mehr der Fall, denn die Stadt München kaufte das ganze Areal auf. Außerdem baute sie insgesamt 1955 Wohnungen und 545 Studenten-Appartments auf den ehemaligen Truppenübungsplatz.
Wer heute in der Nordhaide spazieren gehen will, läuft Gefahr, von Studenten auf ihrem Ausnüchterungsspaziergang oder alteingesessenen Hasenberglern inklusive vierbeiniger Begleitung über den Haufen gerannt zu werden. Am allergefährlichsten sind jedoch die freilaufenden Hobbysportler auf der Panzerwiese: „Ein Jogger hat mich und meine Hunde angegriffen“, berichtete etwa ein 51-jähriger Münchner der tz.
Deshalb beim todesmutigen Spaziergang immer einen gebührenden Sicherheitsabstand vor den neonfarbenen, mit Funktionskleidung ausgestattenen Läufern halten – nur so können die Jogger einen nicht mit einem Bodycheck niederstrecken, weil die Spaziergänger zu langsam unterwegs sind.
Mauerreste auf der Nordhaide. Foto: M94.5/Pichlmeier
Fußgängerzone
Zuallererst: Jeder, der zum bloßen „Spazierengehen“ in die Fußgängerzone geht, ist ein fauler Sportmuffel. Oder ein Tourist, der beim Bummeln ein vermeintlich traditionelles Münchner-Accessoire kaufen will wie die „I love Munich“-Tasche. Auch wenn die Tasche fehlt, für ein Selfie reicht die Innenstadt allemal. Deswegen läuft jeder Innenstadt-Besucher Gefahr, mitten in ein preisverdächtiges Portrait eines selbstverliebten Touristen plus zufälligem Münchner Gebäude im Hintergrund hineinzulaufen.
Leider gilt für Fußgänger auch kein Rechts vor Links: Aus jedem Geschäft können die Einkaufswütigen den nichtsahnenden Spaziergänger mit tausenden Tüten in die Flanke knallen. Rappeln sich die frisch unfallgeschädigten Spaziergänger wieder auf und unternehmen sie angeschlagen die ersten Schritte, werden sie plötzlich von Mimen verfolgt, die die Gangart der Fußgängerzonen-Besucher imitieren.
Pumuckl verfolgt von einem Münchner Patomimen. Foto: M94.5
Schwabing
„Kein Stadtviertel, sondern ein Lebensgefühl“ – So betitelt die offizielle Internetseite der Stadt München das Viertel. Die Münchner könnten das Leben nachmittags in den Cafés genießen und auf der Shoppingmeile flanieren. So lange sie noch können. Denn jederzeit könnte in Schwabing die nächste Fliegerbombe hochgehen – und die Shoppingmeile flambieren. Denn wenn Sprengstoff-Experten die Bombe nicht entschärfen können, bleibt nur eines übrig: Sprengung!
Das Viertel wird weitläufig abgesperrt. Das bedeutet Stress pur für Anwohner und Schwabinger Spaziergänger: Häuser und Straßen räumen, eine neue Bleibe suchen und am Ende wahrscheinlich sogar Scherben einsammeln. Wie nach der Explosion der Fliegerbombe 2012, als das Viertel laut Ex-Oberbürgermeister Christian Ude aussah wie „nach einer Straßenschlacht“.
Auch heuer traf es wieder das Schickeria-Viertel: Rund 3000 Anwohner aus Schwabing-West mussten wegen einer Fliegerbombe ihre Häuser verlassen. Wer also beim nächsten Spaziergang über die Leopoldstraße nicht Gefahr laufen will, mitten in einer Straßenschlacht zu landen oder im Englischen Garten seine Picknickdecke auf eine scharfe Fliegerbombe zu legen, sollte dieses explosive Münchner Stadtviertel am besten meiden.
Bombenstimmung sieht anders aus. Foto: M94.5/Rothe
Stammstrecke
Von Laim bis zum Ostbahnhof: Die Stammstrecke ist der schnellste Weg, um München vom Westen bis in den Osten kennenzulernen. Der Spaziergänger sollte dabei jedoch festes Schuhwerk und leistungsstarke Taschenlampen für die spannenden Wanderungen durch den düsteren Münchner Untergrund mitnehmen.
Nur eine Gefahr droht: Gerüchten zufolge leben auf diesem Gebiet riesige rote Schlangen, die die Gleise auf und ab kriechen und an manchen Stellen eine kurze Pause einlegen. Spaziergänger sollten deshalb warten, bis die erste Schneeflocke auf den Gleisen gelandet ist. Dann gehen die gigantischen roten Schlangen auf der Stammstrecke nämlich von einer Sekunde auf die andere in einen langen Winterschlaf und kriechen nicht mehr oder vieeel seltener die Strecke entlang.
Der Nationalpark "Rote Schlange". Grafik: MVV