documenta 14
100 Tage Museum
Die documenta 14 findet dieses Jahr neben Kassel auch in Athen statt. Ein historischer Rückblick zum Kunstevent des Jahres.
Die documenta ist eine der weltweit bedeutsamsten Ausstellungsreihen für zeitgenössische Kunst. Was es so noch nie gab: dieses Jahr findet die documenta auch in Athen als gleichberechtigtem Ausstellungsort statt. Im Jahr 1955 organisierte der Kasseler Maler und Gestalter Arnold Bode im Museum Fridericianum eine Übersichtsausstellung zur europäischen Kunst des 20. Jahrhunderts – die erste documenta. Die Ausstellung hatte damals große Bedeutung, die entartete Kunst und ihre Künstler sollten nach dem 2. Weltkrieg rehabilitiert werden und Deutschland musste seine Kunstszene komplett neu definieren. Die erste documenta war ein großer Erfolg und so gab es 4 Jahre später die documenta 2, die den Weg kommender Ausstellungen zeichnete.
Redakteurin Nina mischt sich unter die documenta Gäste.
Provozieren und Maßstäbe setzen
Noch heute geht es maßgeblich um die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst, das Austesten von Grenzen und die Standortbestimmung. Aus dem 4-jährigen Rhythmus zwischen den Ausstellungen wurden 5 Jahre. Die documenta beanspruchte für sich den neuesten Tendenzen im Deutschen und später internationalen Kunstbetrieb Raum zu bieten. Eine Einordnung fand statt, die immer auch mit Erstaunen und Empörung verbunden war. Sie setzt neue Maßstäbe für Darstellungsformen in der Kunst.
Eine Kunstperformance: Frau und Klebeband.
Kunstgeschichte schreiben
So war das Projekt 7.000 Eichen von Joseph Beuys auf der documenta 7 ein sehr umstrittenes. Die Finanzierung dauerte jahrelang, doch aus Kritik und Unverständnis wurde Begeisterung für das Werk „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“. Noch heute prägen die Eichen das Stadtbild Kassels. (https://www.youtube.com/watch?v=0s4likrgU0w) Andere Kunstwerke wurden von der Stadt Kassel gekauft und sind seit ihrem Ausstellungsjahr ein wichtiger Bestandteil für das Straßenbild. Darunter sind Kunstwerke wie Man Walking to the Sky (Himmelsstürmer) und Die Fremden, beide aus dem Jahr 1992.
Aussagen des spanischen Philosophen Paul B. Preciado und der griechischen Kulturministerin Lydia Koniórdou über die documenta 14 und ihre Bedeutung.
Politisch und Idealistisch
So verrückt und unterschiedlich die verschiedenen Ausgaben der documenta auch sein mögen, sie alle beanspruchen für sich die kontemporäre Kunstszene einzuordnen und zu dokumentieren. Wie speziell und einzigartig die documenta ist, das bestimmt auch die künstlerische Leitung. Dieses Jahr ist es Adam Szymczyk aus Polen, lange Jahre Direktor und leitender Kurator der Kunsthalle Basel. Bei seinen Auftritten auf der Eröffnung in Athen und Kassel bekam er großen Zuspruch. Szymczyk kommentierte die diesjährigen documenta mit den Worten:
"Wir müssen wieder Verantwortung übernehmen und wie politische Subjekte handeln, anstatt das einfach den gewählten Vertretern zu überlassen. Die aktuelle traurige und gefährliche politische Lage weltweit, die von wirtschaftlichen Interessen und neoliberalen Formeln getragen wird, zeigt uns, dass es nötig ist, kollektiv Energie zu mobilisieren und zu handeln".
Die Leitungen werden von einer international besetzten Findungskommission bestimmt. Dieses Jahr unter anderem durch Vertreter aus Seoul und Dakar. Der documenta Leitung wird absolute künstlerische Freiheit garantiert. Mit den Jahren hat die documenta ihren Objektivitätsanspruch verloren und so sieht sie sich heute als Instanz zur Diskussion weltweit relevanter gesellschaftlicher Probleme. Kunst ist wichtig und aktuell, das ist auch die Botschaft, die dieses Jahr wieder ausgesendet wird. Die documenta ist und soll politisch sein, kein harmonisches Bild vermitteln, sondern auf Reibung setzen. Nur so bleibt sie in ihrer Relevanz den vorgegangenen Ausstellungen treu.