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Happy Birthday Autokino

Autor(en): Alexandra Reinsberg am Mittwoch, 30. März 2011
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Kino im Auto, das ist heutzutage mit neuester On-Board-Entertainment-Technik keine Seltenheit mehr. Dabei gibt es das Kino im Auto schon seit 1933, als das erste Autokino in den USA eröffnet wurde. Deutschland musste noch bis in die 60er Jahre warten, bis auch hier im Auto geknutscht, gekuschelt und natürlich Filme genossen werden konnten. Diese Woche feiert das europäische Autokino Geburtstag. Wir widmen ihm daher eine kleine Hommage.  

Es ist dunkel. Das Herz pocht, die Hände schwitzen. Ich lehne mich zurück in den Sitz, versuche locker zu wirken. Nur blöd, dass man an Ledersitzen so schlecht die Hände abwischen kann. Was, wenn ich plötzlich seine Hand spüre? So dunkel wie es ist, kann ich sie ja wohl kaum kommen sehen. Und was wenn er dann zurück zuckt, weil er nur meine schweißnasse Flosse ertastet…? Dann lieber unauffällig an der Jeans trocken reiben. Zum Glück steht ja noch Popcorn zwischen uns und gerade kann ja noch nichts passieren. Welcher Film läuft eigentlich? In der Aufregung habe ich vergessen nachzugucken. Schon komisch hier. Sehen uns die anderen überhaupt? Ich meine es ist ja dunkel und man fühlt sich unbeobachtet. Aber für Spanner wäre das doch ideal hier, oder nicht? Alle schauen nach vorne, nur einer lugt klammheimlich in die benachbarten Fensterscheiben…Ich schaue mich vorsichtig um, aber es ist weit und breit kein Spanner mit Fernglas zu sehen…Dafür viele Scheinwerfer der ankommenden Autos, die mich in regelmäßigen Abständen ins Gesicht blenden. Ich komme mir vor wie Sandy in Grease. Brav sitze ich neben meinem Danny und warte auf eine Konversation. Ob er wohl gleich anfängt zu singen und mir einen Ring überreicht? Ok, ich geb´s zu. Das wäre ein bisschen übertrieben für´s erste Date. Außerdem war´s im Film andersrum. Und dann dieser Retro-Snack-Shop am Eingang. Da fühlt man sich wirklich in die 50er Jahre versetzt. Das Mädchen im Petticoat, der Junge mit Gel und Kamm, auf dem Weg zu ihrem ersten Date. Endlich knutschen in der letzten Reihe, der love lane. Moment mal, warum stehen wir eigentlich nicht in der letzten Reihe?

„Magst du Popcorn?“ „Äh, ja gern. Danke.“ Meine Hand greift schnell in den Eimer zwischen uns. Eigentlich ja ganz nett hier. Auch wenn wir mittig stehen. Er wollte wohl mit mir alleine sein, aber mich nicht gleich nach Hause abschleppen. Da hat sich der junge Mann neben mir doch mal was einfallen lassen. Außerdem gibt es Autokino schon seit 1933 und ich war noch nie in einem. Man ist ungestört, kann sich unterhalten ohne jemanden zu stören, kann langsam näher zusammenrücken und falls man kein Thema mehr findet, läuft immer noch der Film. Soll ich jetzt noch schnell aufs Klo bevor der Film los geht? Dann müsste ich mich jetzt aber beeilen um mich die 200 Meter zwischen den Autos bis dem Häuschen am Eingang hindurch zu schlängeln. Ich bleib lieber hier….Langsam stehen auch alle bereit vor der riesigen Leinwand. Die Motorengeräusche verhallen nach und nach, die Scheinwerfer werden ausgeknipst. Das Autoradio hat er schon auf die richtige Frequenz eingestellt, Werbung für Eis schallt aus den Lautsprechern.

 Ich lehne mich wieder zurück, rieche die Mischung aus Benzin, Leder und Karamell und entspanne mich etwas. Vielleicht kann man auch mal die Jacke ausziehen, das wäre wohl ganz angebracht in unserem fahrbaren Wohnzimmer. Aber wie komme ich hier jetzt aus den Ärmeln? Ich lehne mich wieder vor und versuche die Jacke von meinen Armen abzustreifen, aber irgendwie geht das nicht ganz so elegant wie ich mir das vorgestellt hatte. „Brauchst du Hilfe?“, fragt er, so plötzlich, dass ich zusammen zucke, die Arme rumreiße und den gesamten Popcorneimer umstoße. Alles in seinen Schoß. „Oh Gott, Entschuldigung“, stottere ich und gerade jetzt wird auch noch die Leinwand dunkel. Der Film geht los. „Nicht schlimm, das Bier hast du ja nicht erwischt“, lacht er und ergreift meine Hände, die hektisch angefangen haben das Popcorn aus der Armatur zu sammeln. In dem Moment entspanne ich mich das erste Mal an diesem Abend wirklich, lächle in mich hinein und ich weiß, egal wie schlecht der Film heute Abend ist, ich werde ihn mögen.
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