MC50 in der Neuen Theaterfabrik
Der Ursprung des Punk
Sie prägten eine Generation, brachten den Punk ins Rollen und benutzen das erste Mal das F-Wort auf Platte. Zur Feier ihres legendären Albums Kick Out The Jams kommen MC50 im November nach München in die neue Theaterfabrik.
Versetzen wir uns zurück in die 60er Jahre in den Vereinigten Staaten. Rebellion liegt in der Luft. Eine ganze Generation ist unzufrieden. Massendemonstrationen auf den Straßen. Proteste gegen den Vietnamkrieg. Die Bürgerrechtsbewegung spaltet das Land. Ständige Angst vor dem Kommunismus und einer roten Verschwörung. Und mittendrin eine Band, die, wie viele andere, für Freiheit und Gleichberechtigung anspielt.
"Kick out the jams, motherfuckers"
Dabei stehen MC5 für rohe Energie. Ihre Songs leben von der Frustration der fünf Bandmitglieder, die die Stimmung in den USA zu dieser Zeit perfekt einfängt. 1964 gründen sich die Motor City 5 in Lincoln Park, einem Vorort von Detroit, Michigan. Rock ‘n‘ Roll, Drogen und Sex auf offener Straße war ihr Motto.
Die Band bestand aus Rob Tyner (Gesang), Wayne Kramer (Leadgitarre), Fred Smith (Rhythmusgitarre), Michael Davis (Bass) und Dennis Thompson (Schlagzeug). Nach einigen lokalen Auftritten wird Danny Fields auf sie aufmerksam. Nach einem Konzert in Detroit nimmt der damalige Manager von Elektra Records die junge Band unter Vertrag.
1968 nehmen MC5 ihr legendäres Album Kick Out the Jams in nur zwei Tagen live im Grande Ballroom in Detroit auf. Der gleichnamige Song polarisiert. Vor allem die Zeile „Kick out the jams, motherfuckers“ geht in die Geschichte ein. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Song mit dem Schimpfwort auf einer Platte eines großen Labels erschien und es in die Läden schaffte.
Obwohl ihr Label die Band drängt, das Wort in „brothers and sisters" zu ändern, unterläuft ihnen ein Fehler. Die Vorabsingle kommt in der ursprünglichen Version in die Läden und landet prompt auf Platz 30 der Billboard-Charts.
Die Gründerväter des Punk
Damals stand die Zeile für Freiheitsdrang und das Sprengen gesellschaftlicher Ketten. Heute ist es eines der bekanntesten Alben der Rockgeschichte. Mit ihrem rotzigen, harten und frechen Sound beeinflussten die Motor City 5 viele Musiker und die Gründung neuer Genres. Sie standen im krassen Gegensatz zum damals vorherrschenden Disco und Artrock Sound. Neben Iggy Pop und den Stooges werden sie als Gründerväter des Punk und Noise Rock angesehen.
Nach ihrem großen Durchbruch verziehen sich die fünf Bandmitglieder in eine Kommune auf dem Land, um sich inspirieren zu lassen. Dort wird ihr Manager John Sinclair beim Verkauf von zwei Joints an Zivilpolizisten verhaftet. Zehn Jahre im State Prison lautet die Anklage. Die Rockwelt war empört. Bald standen viele Konzerte unter dem Motto „Free John Sinclair“. Lediglich die MC5 stritten jeglichen Zusammenhang mit dem Vorfall ab. 1971 kommt Sinclair frei, nachdem sich John Lennon und Yoko Ono für ihn einsetzen.
Sinclair war ebenfalls Gründer der White Panther Party. Dabei setzten sich weiße Bürger für die Rechte der Afroamerikaner ein. Die Organisation war das Äquivalent zur Black Panther Party. Zur Agenda zählte aber auch die Legalisierung aller Drogen und die Befreiung der Soldaten. Auch die Mitglieder von MC5 standen hinter den Forderungen.
Ihr Debütalbum blieb das einzige mit Erfolg
Während Sinclairs Zeit im Gefängnis, trennt sich die Band von ihrem Manager und ihrem Label Elektra. Für ihr zweites Album Back In The USA wechseln sie zu Atlantic Records. Obwohl die Songs an Härte und Energie nicht einbüßen mussten, sind die Texte doch unpolitischer geworden. Es ging sogar soweit, dass MC5 klassische Rocksongs coverten. Folglich können sie nicht an ihren ursprünglichen Erfolg anknüpfen. Auch Konzertangebote bleiben aus.
1971 veröffentlicht das Quintett noch ein letztes, drittes Album High Time, dass aber ebenfalls keinen Anklang mehr findet. Lediglich in Europa kann die Band noch polarisieren. 1972 spielen sie noch im Londoner Wembley Stadion vor 60.000 Menschen neben Chuck Berry und Little Richards. Im selben Jahr spielen sie ihr allerletztes Konzert im Grande Ballroom, dem Ort an dem alles begann.
MC5 wird zu MC50
Als 1991 Frontmann Rob Tyner mit 46 Jahren an einem Herzanfall stirbt, treten MC5 mit wechselnden prominenten Frontleuten - darunter sogar Lemmy - immer mal wieder auf. Drei Jahre später geht Fred Smith ebenfalls in die ewigen Rockgründe ein. 2012 stirbt auch Basser Michael Davis im Alter von 68 Jahren.
Umso mehr kann man sich nun freuen, dass Gitarrist Wayne Kramer anlässlich des 50. Jubiläums von Kick Out the Jams als MC50 auf Tour gehen wird. Mit Kim Thayil von Soundgarden an der Gitarre, Fugazi -Drummer Brendan Canty, Bassist Doug Pinnick von King's X und Zen Guerilla-Sänger Marcus Durant hat er ein krasses Lineup dabei.
Somit kommt auch die „neue“ Generation in den Genuss, der polarisierenden und prägenden Band. Auf dem Programm steht natürlich harter und roher Punk wie zu Ursprungstagen. Und Angesichts der Tatsachen sind die politischen Songs wahrscheinlich aktueller denn je.
MC50 live in der Neuen Theaterfabrik
am 23.11.2018
Einlass: 19:30 Uhr
Beginn: 20:30 Uhr
VVK: 40,95€ zzgl. Gebühren
Präsentiert vom Magic Moshroom