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Platten vor die Säue

18+ - Collect

Autor(en): Juness Beshir am Montag, 30. Mai 2016
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Quelle: © Houndstooth

18+ - Collect

„I shouldn’t be listening to this!“ Wieso man sie doch hören muss, was gute Musik erfordern kann und wieso 18+ auf Collect auf Perfektionismus verzichtet.

Vor ihrem Konzert in München spricht das Duo 18+ im exklusiven M94.5-Interview über ihr neues Album. Sie erklären, dass sie komplett online arbeiten, geschuldet der Tatsache, dass Justin in Berlin und Samia in Hawaii lebt. Dabei wissen sie nicht, wo und zu welchem Zeitpunkt Songs entstanden sind, was zu einer eigenen Dynamik geführt hat: „If there is a location that defines our sound it’s the lack of location, or like a million locations. That also explaina how different all the tracks sound and how we try to make a different vibe to each track.“ Diese unterschiedliche Vibes folgen jedoch einem klaren Regelwerk: Auf lo-fi-artigen Hiphop Beats singt Samia leicht gelangweilt, während zwischendurch Justin gedrückt rappt. 

Schwankender Perfektionismus

Dabei versuchen sie in der Produktion keinem Perfektionismus nach zu kommen, sondern entscheiden frei nach Gefühl: „There’s also no criteria for when a song is done. A lot of our songs sound not done - or to some people sound not done - and that’s usually a thing that we like; or at least to put it next to a song that sounds really polished.“ Dieser Kontrast ist besonders bei den Songs Glow und Drama zu hören: Während auf Glow Samias verzerrte Stimme von vereinsamten Gitarrenakkorden und einem mit der Hand geschlagenen Beat begleitet wird, ist im Vergleich Drama ein ausproduziertes Feuerwerk, auf dem Justin zwischen einem geloopten Vocal-Sample, Pianoklängen, Synthies und Drums rappt und Samia eingängige Liebes-Machtverhältnisse in Beziehungen in Frage stellt.

„I shouldn’t be listening to this!“

Im Gegensatz zu ihren ersteren Tapes wollen sich Justin und Samia auf ihrem 2. Studioalbum Collect öffnen und nicht mehr hinter erschaffenen Avataren und Rollen verstecken. Sie wollen sich so ihrem Anspruch von guter Musik nähern: „Personally thinking about good music for us is when we can reach outside ourselves and create something that maybe we didn’t even realize that was there in the first place even within ourselves“. Diese geschaffene Intimität ist auf Collect zu spüren. Sie zeigt sich zwar kodiert hinter einer doch bröckelnden Fassade, die losgelöst von jeglichem Anspruch einem Ideal gerecht zu werden, uns Fremden die eigene Verletzlichkeit präsentiert. Bis das Publikum sich denkt: „I shouldn’t be listening to this!“ Leider schafft es 18+ nicht, in ihren Lyrics sowie in ihrer Soundatmosphäre eine Stringenz beizubehalten, die diese Intimität ausdrücken und folglich verschärfen würde.

Ehrlich bleiben

Es wäre etwas zu einfach, das Duo 18+ als Schauspiel veralteter Meme-Hipsterei zu belächeln. Lässt man sich erst auf ihre Ästhetik und ihre eigenwillige Attitüde ein, entpuppt sich ihr 2. Studioalbum als ein streckenweise bunt leuchtender Soundteppich. Leider mit einigen Flecken und Löchern, die scheinbar leicht zu flicken wären, zu denen sie aber stehen und ehrlich bleiben. In der Hinsicht sind sie manch anderen voraus.

Gesamtbewertung: 3 von 5 Punkten

Collect von 18+ erscheint am 20. Mai 2016 bei Houndstooth (rough trade).

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