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Platten vor die Säue

A Life, A Song, A Cigarette

Quelle: Wohnzimmer Records

All That Glitters Is Not Gold

Auf ihrem neuen Album All That Glitters Is Not Gold klingt die fünfköpfige Band aus Wien wie Zuckerwatte gewordener Pop.

Fast zehn Jahre ist es her, dass die Musikpresse A Life, A Song, A Cigarette den unmittelbar bevorstehenden Durchbruch prophezeit hat. Zweimal wurden sie seitdem für den FM4 Award nominiert, die ganz große Karriere hat aber auf sich warten lassen. Stattdessen lebt man den Plan B: Als Teilzeitband braucht man sich keinem Erfolgsdruck mehr zu unterwerfen. Das Geld wird, wie im Falle des Bassisten, mit Juristerei verdient oder, wie beim Cellisten, als Musiklehrer und Studiomusiker.

Entspannte Entstehungsgeschichte, entspannter Sound

Mittlerweile sind die fünf Musiker zwischen Anfang 30 und Mitte 40 und engagieren sich auch bei anderen Musikprojekten. Die Erfahrung ist da, die große Erwartungshaltung weg, entsprechend entspannt sind sie an die neue Platte herangegangen, mit einer "Schau-ma-mal"-Attitüde. Über zwei Jahre haben sie sich dafür Zeit gelassen. All That Glitters Is Not Gold ist erst die vierte Platte in über einer Dekade Bandgeschichte. Inhaltlich geht es, wenig revolutionär, um Abschiednehmen, Wiedersehen, Erwachsenwerden und ein bisschen Medienkritik.

Nachdem die Österreicher beim Vorgänger Tideland alles selbst gemacht hatten, haben sie sich dieses Mal wieder einen Produzenten in ihr Studio, die Tonkombüse, geholt: Stefan Deisenberger arbeitet sonst mit Naked Lunch und das hört man auch. Am Ende stehen elf Songs auf einer recht ruhigen Platte, die fast schon etwas zu homogen daher kommt. Die Arrangements sind eingängig, gelegentlich werden kleine Klavier- und Glockenspiel-Melodien eingebaut oder es finden sich vereinzelte elektronische Einsprengsel. Die Stimme von Stephan Stanzel ist immer sehr präsent, bis auf eine Ausnahme: To Axion Esti ist ein experimentelles Instrumentalstück, eine Sound-Erkundungstour über 18 Minuten. Im Gegensatz dazu ist die Vorabsingle Blindhearted das vermutlich poppigste Stück der Bandgeschichte, von der A Life, A Song, A Cigarette selbst sagen, dass sie an Liquido erinnert.

Popmusik aus Österreich ohne Hype

Vom großen Jubel über österreichische Musik im Fahrwasser von Wanda und Bilderbuch werden A Life, A Song, A Cigarette nicht profitieren. Dafür sind sie nicht eigenwillig genug. Sie machen Popmusik, die sich wie Zuckerwatte anfühlt: Fluffig, weich und süß. Der Genuss lässt sentimental werden und nostalgische Gefühle aufkommen. Zu viel davon macht aber Bauchschmerzen und die Finger klebrig. 

Auch Pierre und Jonas von der Münchner Band Emma Sunset stimmen voll und ganz in unsere Bewertung ein:

 

Gesamtbewertung: 3,5 von 5 Punkten

 

"All That Glitters Is Not Gold" von "A Life, A Song, A Cigarette" erscheint am 29. Januar 2016 bei Wohnzimmer Records.

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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