Platten vor die Säue
Bodega - Endless Scroll
In ihrem Debütalbum durchleuchten die New Yorker Newcomer die schrägen Eigenheiten der heutigen Zeit mit Witz und Wahrheitsgehalt.
Generation Y: Eine Generation, in der jeder scheinbar endlos den Feed seiner präferierten sozialen Netzwerke runterscrollt. Fast jeder stellt sich freiwillig für ein Bombardement von Informationen zur Verfügung. Technik ist unausweichlich. Ob bei der Arbeit oder in der Freizeit, jeder starrt scheinbar von morgens bis abends in einen Bildschirm. Grund genug für die neueste Post Punk-Sensation aus New York, ihr Debütalbum Endless Scroll zu nennen.
Das Quintett macht sich dabei über eine Demographie lustig, der sie selbst angehört. Aber was bleibt ihnen auch anderes übrig? Es ist einfach ein schräges Bild, das die Menschen heute teilweise abgeben. Arg penibel und ein bisschen naiv. Da wird auch schon mal betont, dass auch das Wasser glutenfrei sein soll und neun Dollar für einen Smoothie ausgegeben. Bodega liefern den kritischen Soundtrack dazu, bei dem sie allerdings nicht allzu ernst bleiben.
How did this happen?!
Endless Scroll ist eine Sammlung an unermüdlich antreibenden Stücken, wovon die Hälfte nicht mal zwei Minuten dauert. Ein paar vereinzelte, ruhige Momente („Charlie“, Williamsburg Bridge“) geben dem Hörer die ein oder andere Verschnaufpause, die auch Sänger Ben Hozie gut gebrauchen kann. Hozie bellt seine Texte förmlich ins Mikro. Mit einer Art, die wohl irgendwo zwischen lässig und energisch liegt, erinnert er stark an Kasabians Tom Meighan. Aber auch Hozies Co-Vokalistin Nikki Belfiglio weiß stimmlich zu überzeugen und steuert mehrfach gekonnte Gesangseinlagen bei.
Mit seinem rohen, von rhythmischen Elementen dominierten Klang erinnert Endless Scroll stellenweise stark an das Debütalbum der Cold War Kids. Genauso wie auf deren besagter Platte ist es simples Songwriting ohne unnötige Schnörkel, das die Musik von Bodega ausmacht. Dass das Album mit Austin Brown von einem Mitglied der Parquet Courts produziert wurde, überrascht dementsprechend nicht. In Sachen Power und Drive nehmen sich die beiden Acts nicht viel.
Die Jugend von heute
Bodega treffen mit ihrem Sound und ihren Themen den Zahn der Zeit. Ihr Debüt kombiniert simple, aber authentische Kompositionen, bei denen elektronische Elemente auf ein Minimum reduziert werden und Texte, die aktueller und relevanter nicht sein könnten. Mit einer ordentlichen Portion Humor wird sich mit so gut wie allem befasst, was diese Generation bewegt. Übertriebene Ansprüche, soziale Ängste oder die Dominanz der soziale Medien.
Ironischerweise profitiert eine Band wie Bodega von den Innovationen, die sie so kritisch in ihren Texten belächeln. Denn durch ihre Präsenz in diversen Foren und Blogs werden wohl noch einige Musikliebhaber*innen während endlosem Scrollen auf einen ihrer Songs stoßen und dadurch auf den Geschmack ihres Sounds kommen.
Gesamtwertung: 4 von 5 Punkten.
"Endless Scroll" von Bodega ist am 6. Juli 2018 auf What's Your Rupture? erschienen.