Platten vor die Säue
Born Ruffians - Uncle, Duke & The Chief
Die Kanadier liefern mit ihrer fünften Platte Gute-Laune-Indie inspiriert aus den 60er Jahren und lehnen damit aktuelle Musiktrends bewusst ab.
"Lasst uns eine Band gründen." ist eine der wahrscheinlich häufigsten Ideen von Teenagern in der High School. So auch von Born Ruffians. Bereits im Alter von 15 Jahren fanden sich die Mitglieder in der Highschool zusammen und gründeten die Band. Im Jahr 2008 erschien dann das Debütalbum der Kanadier: Red, Yellow And Blue. Mittlerweile sind die Mitglieder nicht mehr im Teenageralter, sondern in ihren 30ern angelangt. In diesem Alter wurde dem Drummer Steve Hamelin bewusst, dass die Musikkarriere vielleicht doch nicht für immer anhalten würde. Deshalb gab es auch seit 2013 nichts Neues mehr von Born Ruffians zu hören. Hamelin widmete sich nämlich seinem Hauptberuf Lehrer und unterrichtete an einer Highschool. Back to school also. Nach ein paar Jahren als Lehrer ging ihm die Musik scheinbar stark ab. Zum Glück. Denn endlich gibt’s wieder was Neues von den vier Kanadiern. Die fünfte Platte Uncle, Duke & The Chief ist das mittlerweile fünfte Album der Indie-Pop Band. Produziert hat es Richard Swift, der auch schon The Shins unter die Arme griff.
Inspiriert von Papa
Für das Album haben sich Born Ruffians von ihren Eltern inspirieren lassen. Die Musik, die stark an den Sound von Buddy Holly oder den Everly Brothers erinnert, trifft den Zeitgeist einer eigentlich älteren Generation. Namensgebend für den Albumtitel sind die Spitznamen der Väter von Sänger Luke, Bassist Mitch und Schlagzeuger Steve: Uncle, Duke & The Chief. Passend dazu erinnert die Musik von der Gangart an die Surfmusik aus der Ära der Beach Boys. Hin und wieder erklingt eine Elektro-Orgel und Surfgitarren begleiten die Vocals von Sänger Luke. Das untermalt den Retrosound von Born Ruffians perfekt.
Feel-Good und Feel-Serious Indie
Tun, was sich gut anfühlt ist das Motto von Born Ruffians. Auch musikalisch: Die Kanadier wollen nur das tun, was sich gut anfühlt. Das, was gerade hip und angesagt ist ignorieren sie gekonnt und widmen sich stattdessen dem typischen Indie, der einfach gute Laune macht. Die Texte bringen häufig eine gewisse Portion Selbstironie mit. Aber auch nachdenklichere und biographische Texte sind auf der Platte zu hören. Den Opener „Forget Me“ schrieb Luke an dem Tag, als David Bowie starb. Er handelt vom Verlust und darum, dass alles vergänglich ist. Lukes Vater war vor zwei Jahren an Krebs erkrankt. Das hat den Songwritingprozess für Luke noch persönlicher gemacht. Der Track „Spread So Thin“ erzählt von einem seiner Träume, in dem er seinen Vater als Jugendlichen getroffen hat. Die Kanadier kombinieren also ihre gute Laune durch die Musik mit der nötigen Ernsthaftigkeit in den Texten.
„The path you chose, yeah you follow it wherever it goes.“
Gerade dass sich Born Ruffians nicht nach dem musikalischen Zeitgeist richten, macht das Album so authentisch. Verglichen mit dem letzten Album RUFF sind Born Ruffians reifer geworden. Hinter den Texten steckt mehr Ernsthaftigkeit und die Jungs scheinen sich mehr Gedanken über ihre Lyrics gemacht zu haben. Mit dem Sound zusammen eigentlich eine perfekte Mischung. Die neun Tracks auf der Platte harmonieren unheimlich gut miteinander. Zu gut? Dadurch, dass die Kanadier nahezu bei jedem Song voll auf die Tube drücken und damit catchy Hooks liefern, wirkt die Platte bei mehrmaligem Hören etwas eintönig. Die gute Laune ist zwar da, aber trotz ernsthafter Themen fehlt Uncle, Duke & The Chief irgendwie die Ernsthaftigkeit im Sound. Dadurch, dass einfach jeder der neun Tracks Ohrwurmpotenzial hat, ist die Gefahr groß, sich nach Hören der Platte nur noch an einen großen Brei an Gitarrenmusik zu erinnern. Für Indie-Liebhaber und Fans der Band lohnt sich das neue Album von Born Ruffians aber allemal.
Gesamtwertung: 3,5 von 5 Punkten.
"Uncle, Duke & The Chief" von Born Ruffians erscheint am 16.02.18 auf Paper Bag Records.