Home > Plattenkritik > Broken Social Scene – Hug Of Thunder
Platten vor die Säue

Broken Social Scene – Hug Of Thunder

Autor(en): Miriam Fendt am Donnerstag, 6. Juli 2017
Tags: , , , , , , ,
Quelle: Stereogum

Broken Social Scene - Hug Of Thunder

Nach sieben Jahren Pause sind „Broken Social Scene“ zurück– begleitet von orchestralem Indiepop. Das heißt Taschentücher und Feuerzeuge raus, aber sofort.

Eine Retrospektive, also eine Ausstellung, in der das Lebenswerk eines Künstlers oder einzelne Facetten davon ihren Platz in Museum oder Galerie finden und den Besuchern einen Überblick über das Vergangene bringen – eine musikalische Schwester liefern uns „Broken Social Scene“ mit ihrem fünften Album „Hug Of Thunder“. Die Originalbesetzung um Kewin Drew und Brendan Canning hat sich wiedergefunden und lädt zum Rundgang durch das musikalische Können und Werk der verschiedenen Mitglieder, darunter auch Leslie Feist, ein.

Den Start macht „Sol Luna“, ein rein instrumenteller Song, der wie die orchestrale Begleitung einer Eröffnungsfeier klingt. Als eine Art Exposition leitet er das Grundthema des Albums ein: die Vielschichtigkeit. Sie spiegelt sich in den weiteren Songs nicht nur in Sound und Instrumentierung wieder, sondern vor allem auch in den verschiedenen Stimmen und transportierten Emotionen.

​Verschiedene Lenker

Die Tracks auf „Hug Of Thunder“ sind kontrastreich: sphärische, verführerische und reduzierte Songs reihen sich problemlos ein neben den gerade im ersten Teil des Albums angesiedelten schweren, teils aggressiven und vorantreibenden Indiepop-Hymnen. So geben auf Songs, wie „Halfway Home“ oder „Protest Song“ die schnellen Gitarren den Ton an, während „Stay Happy“ oder auch „Towers and Mansons“ im zweiten Teil des Albums allein durch die gemischten Stimmen und Stimmungen dominiert und gelenkt werden.

​Ausgeschmückt bis oben hin

Das scheinbar unüberwindbare Durcheinander und ineinander Verschwimmen verschiedener Stilrichtungen und Techniken findet auf einem handwerklich hohen Niveau statt, sodass alle Songs auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Jeder Track des Albums durchwächst eine eigene Entwicklung, die meist mit einem reduzierten Arrangement von Gitarre, Blasinstrument und Gesang beginnt und sich dann Klangschicht für Klangschicht zum Pathos steigert. Dieser klingt dann mal exotisch, mal blubbernd oder einfach nach Pop. Und zwar nach Pop, der sich kurzerhand dazu entschlossen hat, dem werten, alten Indierockopi die Haare pink zu färben.

In „Hug Of Thunder“ haben die Künstlerinnen und Künstler von „Broken Social Scene“ ihre verschiedenen Facetten eingebracht und sich so von der klassischen Rockmusik gelöst. Jeder Song verdient seine Aufmerksamkeit und nimmt eine individuelle Wirkung auf dem Longplayer ein. Auf ganzer Länge glänzt „Hug Of Thunder“ dann aber doch ein bisschen zu sehr von der dickflüssigen Pop-Glasur, die über Verfremdungseffekte wie Hall, Synthielinien oder den Overload an Orchesterpartien schon sehr großzügig auf dem Album verteilt wurde. Es ist ein Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Doch einmal kosten reicht dann auch.

      

Gesamtbewertung: 3,5 von 5 Punkten.

​"Hug Of Thunder" von Broken Social Scene erscheint am 07.07.2017 auf City Slang.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie