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Platten vor die Säue

Chvrches - Love Is Dead

Autor(en): Anna Rashid am Freitag, 25. Mai 2018
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Quelle: Vertigo Berlin

Chvrches - Love Is Dead

Zuckrig süße Synthies, Stadionhymnen, EDM-Drops. Dass dahinter Chvrches stecken lässt sich nur an Lauren Mayberrys unverkennbarer Stimme hören.

Das Trio aus Glasgow war 2013 mit ihrem Debüt The Bones Of What You Believe ein großer Lichtblick für Fans von The Knife, The Dø oder Robyn.
Die Indiegemeinde haben sie gekonnt mit ihrem Mix aus Pop und Elektronischem Darkwave-Synthie verzaubert. Lauren Mayberry, Ian Cook und Martin Doherty haben ihren Songs immer dieses gewisse Edge gegeben. Laurens hohe einprägsame Stimme hat dabei die Intensität des Chvrches Sounds geprägt. Nach zwei wunderbaren Album haben Chvrches ihren Sound auf Love Is Dead​ zwar nicht vollends aufgegeben, doch mit einer glitzrigen, supersüßen Popmasse überzogen.

Pinke Zuckerwatte 

Ein Blick auf das Cover verrät schon, wie sich die dritte Chvrches Platte anfühlt. Statt der geometrischen Coverartworks der ersten beiden Alben gibt’s ein pinkes Foto mit schlechten Illustrationen und einem Graffiti-Herz. Es ist wie ein Throwback ins Teenageralter, zurück in die Zeit von Emo und Metalcore. Dann führt der Opener „Graffiti“ schlagartig in eine quietschbunte Popwelt ein. In „Deliverance“, „Forever“ und „Never Say Die“ finden sich Teenie-Hymnen mit repetitiven Elementen. Chvrches tappen damit ähnlich wie Coldplay in die Mainstream-Falle und geben sich komplett dem Stadionpop hin. 
 

Goodbye Indiekids

Die Erwartungen vieler Fans sind vermutlich weit verfehlt. Chvrches wenden sich mit dem Sound eher einer größeren Publikumsmasse zu. Mitverantwortlich dafür ist Produzent Greg Kurstin, der sonst für Adele, Sia und Lilly Allen arbeitet. Das erklärt vielleicht die Auto-Tunes, die übertriebenen Synthies und den EDM-artigen Drops wie in „Miracle“. Im Gesamtbild sind Chvrches jetzt wie ein Party-Remix von ihrem bisherigen Sound und werden somit massentauglicher – was vielleicht auch die Intention dieser Produktion war.

Lichtblicke

Frontfrau Lauren Mayberry ist eine starke Persönlichkeit. Sie kämpft seit beginn ihrer Karriere unermüdlich gegen Sexismus, vorallem in der Musikbranche. Auf Konzerten und bei Inteviews spricht sie offen ihre Meinung aus. Gerade in den Lyrics setzt sie damit ein Statement. So dreht sich beispielsweise der Track „Heaven/Hell“ um Frauenfeindlichkeit. Chvrches drücken in ihren Lyrics auch klar ihren Unmut zur politischen Lage aus. Hauptthema von Love Is Dead ist aber das Erwachsenwerden. Das Zurechtkommen mit unerfüllten Erwartungen, Wehmut und mit Konflikten, die das Erwachsen sein so mit sich zieht. Für den Entstehungsprozess der Texte auf der neuen Platte war das Trio erstmals gemeinsam zuständig. Chvrches beweisen in den klugen Lyrics, dass sie zumindest keine 08/15 - Pop Band sind. In Songs wie „Get Out“ lassen sie auch den altbekannten Chvrches Sounds wieder durchkommen. Musikalisches Highlight der Platte ist „My Enemy“. In Zusammenarbeit mit The National Frontmann Matt Berninger ist ihnen eine düsterer-melodische Ballade gelungen. 
 

„I'm not asking for a miracle“

Mit Love is Dead haben sich Chvrches zwar leider weit vom Indie-Kosmos entfernt, ihren unverkennbaren Sound haben sie aber trotzdem nicht ganz verloren.
Die Zeile "I'm not asking for a miracle", die Lauren im Track "Miracle" singt, trifft auch die Haltung gegenüber der Platte. Für das nächste Album würde es schon reichen, wenn die Chvrches wieder zu ihrem charismatischen Elektro-Synth-Pop der ersten Alben zurückkehren. Es braucht ja gar keine virtuose musikalische Weiterentwicklung oder Erneueruerung. Es braucht kein Wunder, nur die Rückbesinnung zum ursprünglichen Sound.
 
Gesamtwertung: 2,5 von 5 Punkten 
 
 
Love Is Dead von Chvrches ist am 25.05.2018 auf Vertigo erschienen.
 
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