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Platten vor die Säue

Destroyer – Poison Season

Autor(en): Julian Limmer am Donnerstag, 27. August 2015
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Quelle: Dead Oceans

Albumcover Destroyer - Poison Season

Die kanadische Band Destroyer um Dan Bejar legt ihr zehntes Album vor. Ein Meisterstück des Songschreibens - zwischen Zerbrechlichkeit und großen Popmomenten.

Man taumelt durch die laue Nacht, durch Menschenmassen hindurch, vorbei an riesigen Leuchtreklamen, geblendet von tausenden Neonlichtern, Betrunken von der Vielfallt an Eindrücken. Am New Yorker Times Square, wo Musik aus den Broadway Theatern auf die überfüllten Straßen dröhnt und die Stadt niemals Ruhe findet. Dan Bejar besingt auf dem neuen Album seiner Band Destroyer, „Poison Season“, ganze drei Mal diesen magischen Ort im Herzen des Big-Apples. Und ähnlich wie der Times Square, ist auch „Poison Season“ ein großer Spielplatz der Gefühle.

Langer Weg

Der Indie-Wuschelkopf Bejar, der am liebsten abgetragene Tweed Sakkos trägt und meistens eine ernste Miene zieht, kommt eigentlich aus aus dem kanadischen Vancouver. Er hat in Bands, wie der Supergroup „The New Pornographers“ gespielt und ist seit 15 Jahren mit seinem Musikprojekt Destroyer unterwegs. Dabei stießen seine Songs Anfangs auf relativ weinig Beachtung, er wurde lange Zeit als der ewig kauzige Lo-Fi Indie-Rocker abgetan. Sein 2010 erschienenes Album „Kaputt“ katapultiere in dann ins Rampenlicht der Indie-Szene. Nun erscheint sein zehntes Album: „Poison Season.“ Und wie man es von Bejar gewohnt ist, hat er seinen Sound wieder einmal neu erfunden. Die Drum-Maschinen und die flirrend- dumpfen Synthesizer, die auf „Kaputt“ zu hören waren, wurden auf der neuen Platte durch peitschende Bläser-Arrangements und sanfte Streicher ausgetauscht.

Vorhang auf

Ruhige Streichermelodien sind es auch die den Beginn des Albums markieren, untermalt von dezentem Piano-Geklimper. Das ganze erinnert ein bisschen an melancholische Film- oder Theatermusik. Zum Ende des Opener Songs, singt Bejar dann in gehauchter Bob Dylan Manier: „You could fall in love with Times Square, Times Square.“ Der Times Square - wie bei einem Déjà-vu kehrt er immer wieder zurück. Die Platte eröffnet sehr zurückgenommen,  aber was anschließend passiert, gleicht einem bewegten Broadway Stück. Gleich der zweite Song, die erste Singleauskopplung „Dream Lover“, mit seinem Big-Band-artigen Trompeten- und Saxophone-Parts und den treibenden Drums, gibt vor wo der Handlungsstrang des Albums hinführt.

Eine Reise

Eine Reise durch die Geschichte des Pop. Vom Swing der 30er Jahre, über Jazz, bis hin zu Disco und klassischem Rock, die Klangfarben der Platte variieren von Song zu Song. Dabei sind auch klare Referenzen zu den Großmeistern der Musikwelt erkennbar, wie etwa zu David Bowie, während dessen Zeiten zu „Young Americans.“ Songs wie „Midnight Meet the Rain“ könnten aber auch aus der Feder von Soullegenden wie Issac Hayes stammen. Trotz der Vielfalt an Einflüssen und der abwechselnd mal treibend-schnellen, mal balladenartig-ruhigen Songs, verleiht Bejar dem Klang des Albums ein durchwegs einheitliches Gewand.

Letzer Akt

Und obwohl Bejar über große Gefühle, ja, die Liebe singt und sich an manchen Stellen orchestrale Wände vor einem aufbauen, wirkt das Album an keiner Stelle peinlich kitschig oder konstruiert. Neben der Liebe, sind persönliche Krisen ein Thema auf „Poison Season“. Zum ersten Mal singt Bejar auch aus der Perspektive anderer Charaktere. Ja, „Poison Season“ ist ein Aufbruch. Ein Aufbruch für Destroyer selbst, aber auch für den Hörer. Mit der Platte ist Bejar ein verspätetes Meisterwerk gelungen. Ganze 13 Songs, die mit ihren großen Harmonien an Dynamik und Emotionalität kaum zu überbieten sind. Und der letzte Akt des Albums endet, wie könnte es auch anders sein, mit „Times Square“, dem ewigen Spielplatz der Gefühle.

 

Gesamtbewertung: 5 von 5 Punkten

"Poison Season" von Destroyer erscheint am 28. August 2015 auf Dead Oceans

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