Home > Plattenkritik > Florence + The Machine - High As Hope
Platten vor die Säue

Florence + The Machine - High As Hope

Quelle: Universal

Florence + The Machine - High As Hope

Barock-Pop mit Pauken und Streichern ist man von Florence + The Machine ja gewohnt. Auf ihrem neuen Album zeigt sie, dass sie auch anders kann.

Fünf Glockenschläge und dann ist sie zurück: Florence Welch. Die Glocken läuten das neue Album von Florence + The Machine ein. Und mit dem Opener „June“ eröffnet sie auch schon das Thema der Platte. Magisch und doch gedämpfter, als man das bisher von ihr gewohnt ist.

Im Jahr 2009 erscheint das Debütalbum Lungs. Und mit dem startet Florence Welch auch ihre Sensationskarriere. BRIT-Award und eine Grammy Nominierung und Platz 1 in sämtlichen Ländern. Mit ihrem hymnischen, gewaltigen aber auch theatralischem und affektiertem Barock-Pop singt sich die Sängerin ganz nach oben. Der oft überladene orchestrale Pop ist es, was die Britin ausmacht.

Weniger ist mehr?

Auf dem mittlerweile vierten Album High As Hope scheint sich Florence etwas gezügelt zu haben. Zumindest, was die Instrumentierung mancher Songs angeht. Der erste vorabveröffentlichte Song „Sky Full Of Song“ ist gedämpfter und zurückgenommener, als bisher von ihr gewohnt. Bombastische Tracks ähnlich wie „Shake It Out“ oder ihre Coverversion von „You've Got The Love“ treten auf der Platte in den Hintergrund. Dafür kommt Florence selbst zum Vorschein. Und offenbart nostalgisch ihre Vergangenheit in London („South London Forever“), in der sie mit Magersucht zu kämpfen hatte („Hunger“) oder die Reue, sich aufgrund ihrer Karriere nicht um ihre Schwester kümmern zu können („Grace“). Im letzten Track „No Choir“ erklärt sie, woher diese Emotionalität in ihren Songs kommt. „It's hard to write about being happy“ singt sie. „No chorus could come in about two people sitting, doing nothing.“ Also textlich alles wie gewohnt. Aber diese Übertragung der Gefühle funktioniert eben jetzt auch ohne Pauken und Streicher, sondern einfach nur mit der unverkennbaren Stimme von Florence Welch.

Angekommen in der Komfortzone

Erstmals hat sie das Album selbst koproduziert und sich Starbesetzung mit ins Boot geholt: Kein geringerer als Kamasi Washington spielt auf der Platte Saxophon und Horn. Jamie XX hat bei der Produktion von „Big God“ geholfen Sampha hat den Song „Grace“ mitgeschrieben und singt sogar darauf mit. Nach Alkohol-Exzessen und turbulenten Jahren scheint sich Florence mit ihren 31 Jahren endlich wohlzufühlen. Sie scheint da angekommen zu sein, wo sie so lange hin wollte. Und gerade das hört man auf dem Album.

„In your face“ - Tracks fehlen auf der Platte zwar – keinen der Songs, mit Ausnahme von „Hunger“ kann man auf einem Festival so schön mitgröhlen wie „Shake it out“ - aber irgendwie stört das nicht. Klar sind im Einzelnen die Streicher und Pauken nicht komplett verschwunden. Dann wäre es ja auch nicht mehr so wirklich Florence + The Machine, denn mal ehrlich, das Melodrama auf den bisherigen Alben versetzt einen schon immer wieder in Stimmung. Auf manchen Tracks ist der Hintergroundgesang zwar sehr überproduziert und im Vergleich mit Florence's Stimme im Vordergrund deutlich zu laut, aber insgesamt stimmt das Verhältnis. Sie scheint endlich die perfekte Balance gefunden zu haben und weiß nun, wie und wann und vor allem in welchem Ausmaß sie die bombastischen Klänge am besten einsetzen muss.

Gesamtwertung: 4 von 5 Punkten.

High As Hope von Florence + The Machine ist am 29. Juni 2018 auf Universal erschienen.

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie