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Platten vor die Säue

Gloria - Geister

Quelle: Gloria bei Grönland Records

Albumcover "Geister" von "Gloria"

Schwermütige Texte vom TV-Spaßvogel Heufer-Umlauf, Musik vom Wir-sind-Helden-Bassist Tavassol: Glorias zweites Album macht depressiv.

Irgendwann probiert's fast jeder halbwegs musikalische Promi mit Singen, oft mit eher mittelmäßigem Erfolg: Manchmal, weil es tatsächlich an Talent mangelt. Manchmal, weil sich Kritiker und Konsument von vornherein einig sind, dass hier nur jemand seinen Bekanntheitsgrad ausnutzt, um die Öffentlichkeit mit der Verwirklichung eines Kindheitstraumes zu belästigen. Rockstar zu sein hat auch für Fernsehmacher noch seinen Reiz. Klaas Heufer-Umlauf, der sein Geld sonst bei Circus HalliGalli verdient, traut man in Anbetracht seines TV-Schaffens eigentlich keine besonders tiefen Gedanken zu. Die reserviert er für sein Musikprojekt Gloria und hat dabei mit Mark Tavassol einen erfahrenen Musiker und Produzenten an seiner Seite.

Ein zu gutes Wort zieht seine Kreise...

...und alle, die es hören, zu sich auf seine Seite. Das sind die ersten Worte auf Geister, nach einer knappen Minute Instrumental-Einleitung. Damit sind dann auch die Prioritäten der Platte in Worte gefasst: Zuerst geht es um die Texte und den Gesang von Heufer-Umlauf, der Rest hält sich angenehm zurück, auf dramatische musikalische Effekte wird verzichtet. Damit ist Geister noch ein bisschen ruhiger als das selbstbetitelte Debutalbum von Gloria.

Die Entscheidung fällt schwer, ob man dieses Album unbedingt mögen will (weil man merkt, dass sich zwei Menschen dafür ordentlich ins Zeug gelegt haben) oder ob man es doch nur so lala finden kann - zu oft erinnern die Lyrics an Schreibwerkstatt: Da werden zu viele Silben in einen Satz gepresst, damit sich's noch ausgeht auf die Melodie. Da werden rhetorische Stilmittel eingeflochten, die einen Deutschlehrer stolz machen würden - nur leider wirken sie häufig unnatürlich und vermitteln den Eindruck, dass die ganze Angelegenheit tiefgründiger erscheinen soll, als sie eigentlich ist. Wer die Quintessenz der Lieder beim ersten Hinhören nicht verstanden hat, für den werden die entscheidenden Sätze im Refrain wiederholt.

Zu viel Pathos

Es ist vielleicht das große Problem deutschsprachiger Popmusik: Was auf englisch romantisch klingt, hört sich im Deutschen schnell pappig-süß, über-pathetisch oder grönemeyerisch-lebenskrisen-depressiv an. Kein Wunder also, dass sich ein paar Musikkritiker schon Sorgen um das Wohlbefinden von Heufer-Umlauf machen. Was bei Gloria fehlt, ist ein gelegentliches Augenzwinkern, das Olli Schulz in seiner ebenfalls eher schwermütigen Musik unterbringt. Oder der leichtfüßige Flow und der lustig-spielerische Umgang mit Sprache, wie ihn etwa Käptn Peng beherrscht. Oder der unangestrenge Twist in den Metaphern, der die Texte von Wir sind Helden ausgezeichnet hat.

Und dann zündet die Musik

Wer über die holprigen Stellen hinweg hört, kann sich an Klaas' Stimme mit ihrem angenehmen Timbre erfreuen. Dazu sind die Arrangements von Mark Tavassol gelungen: An den richtigen Stellen und in der richtigen Dosierung setzt er mal eine Trompete (Schwaches Gift), mal ein Cello (Der Pilot), ein Klavier (Geister) oder einen fast schon rockigen Basslauf (Stolpersteine) ein. Nicht revolutionär, aber fein austariert ist die Musik - man merkt, dass hier einer produziert, der viel Erfahrung hat. So wird die unaufdringliche Komposition auf's zweite Hinhören zum eigentlichen Highlight von Geister.

Man darf die Platte also durchaus mögen: Unsere Kollegen von afk max aus Nürnberg haben sie zur CD der Woche gewählt. Für Hörer, die eine gewisse Toleranz gegenüber schwermütigen Gedanken mitbringen, kann Geister eine wirkliche Entdeckung sein. Menschen mit einer Abneigung gegen Gefühlsduseligkeiten macht Gloria eher depressiv.

 

Gesamtbewertung: 2,5 von 5 Punkten

 

Das sagt die Münchner Band Wendekind (die sich mit deutschsprachigen Texten auskennt) zu Gloria:

Geister von Gloria erscheint am 7. August 2015 bei Grönland Records (Rough Trade).

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