Platten vor die Säue
Hovvdy - Cranberry
Das Duo aus dem Süden der USA veröffentlichte am 9. Februar ihr zweites Album. Damit liefern sie eine solide Platte für Freunde der ruhigen Musik.
„Was waren die letzten Worte eines Schlagzeugers bevor er aus der Band geworfen wurde?“
„Hey Leute, ich hab' einen Song geschrieben!“
Von Witzen dieser Sorte hatten Carlie Martin und Will Taylor von Hovvdy anscheinend genug. Die beiden Schlagzeuger beschlossen sich noch weitere Instrumente beizubringen und eine Band zu gründen. Besonders die Gitarre hat es ihnen angetan. Vielleicht ist Charlie und Will auch einfach aufgefallen, dass ihre Nachnamen zwei bekannten Gitarrenmarken gleichen. Wer von den umgeschulten Percussionisten allerdings erwartet, dass dabei brachiale Hau-rein-Musik entsteht, liegt komplett daneben. Hovvdy (ausgesprochen: Howdy) haben mit Cranberry ihr zweites Album veröffentlicht und geben sich ein weiters Mal einfühlsam und nachdenklich. Die Marken Taylor und Martin stellen ja auch Akustik- und nicht E-Gitarren her.
Vergesst Bedroom-Pop, es heißt „Pillow Core“
Das Duo aus Austin, Texas, haucht seine Texte förmlich in die Mikros und erinnert dabei in seiner Zerbrechlichkeit stark an den großen Elliott Smith. Unterlegt sind die Stimmen von simplen Kompositionen: Die sanften Schlagzeug-Beats gehen fast in der verhallten E-Gitarre oder der gestreichelten Akustikgitarre unter – gelegentlich kommt eine Orgel zur Unterstützung dazu. Heutzutage nennt man das Bedroom-Pop oder, wie Hovvdy selbst sagen, „Pillow Core“. An manchen Stellen blitzt dann auch ihre texanische Herkunft auf, wenn plötzlich eine Slide Guitar („Truck“) oder ein Banjo („In The Sun“) für etwas Veränderung sorgen.
Authentizität mit ein bisschen zu wenig Abwechslung
Die meisten Lieder auf Cranberry sind monoton gehalten und so könnten Hovvdy klanglich eindeutig mehr Mut zu Innovation zeigen. Denn der minimalistische Einsatz von elektronischen Elementen auf dem Track „Thru“ sticht auf dem Album deutlich heraus und zeigt, welche Möglichkeiten in der Band stecken. Ihre Texte handeln von Heimat und Freunden sowie dem Beginn und dem Ende von Beziehungen. Themen, die man glaubwürdig und authentisch rüberbringen muss, um nicht zu abgedroschen oder einfallslos zu klingen. Und ja, dies gelingt ihnen gut. Letztendlich ist Cranberry eine solide Platte, die Fans von Julien Baker oder Burkini Beach viel Freude bereiten wird. Einzig die Abwechslung kommt zu kurz. Für die Zukunft bleibt also die Hoffnung, dass Carlie Martin und Will Taylor noch öfter über den Tellerrand hinausschauen.
Gesamtwertung: 3,5 von 5 Punkten.
„Cranberry“ von Hovvdy ist am 09.02.2018 bei Double Double Whammy erschienen.