Platten vor die Säue
Iggy Pop - Post Pop Depression
Mit Josh Homme trifft der Tausendsassa der Rockmusik auf eine der größten Legenden, kann das schiefgehen?
Am 18. März erscheint „Post Pop Depression", das 17. Album von Iggy Pop und vielleicht die letzte Ergänzung zum 22 Alben starken Gesamt(kunst)werk, das unter anderem die unsterbliche Trilogie „The Stooges“, „Fun House“ und „Raw Power“ umfasst, einflussreiche Soloplatten wie die 1977er Combo „The Idiot“ und „Lust For Life“ oder das mit Gold ausgezeichnete „Brick By Brick“ von 1990. Das Problem mit solch einer Diskographie sind natürlich die ständigen Vergleiche mit den vergangenen Großtaten, die ebenso unangemessen wie notorisch sind. Aber ein Künstler muss sich nunmal den Vergleich mit der Vergangenheit gefallen lassen. Iggy Pop darf das. Für sein neues Album "Post Pop Depression" musste er sich dennoch selbst fordern.
James Newell Osterberg
"Sobald du eine Legende geworden bist, magst du es nicht wenn Leute dich herausfordern", Iggy Pop hält nichts von den Rock-Opas die als letztes Hurra nochmal ein sanftes Weihnachtsalbum rausbringen, ein Best Of oder aufgewärmte B-Seiten. Für "Post Pop Depression" verlässt er seine Komfortzone. Er arbeitet mit Josh Homme (Queens Of The Stone Age, Eagles Of Death Metal) zusammen, stellt sich den Herausforderungen von neuem Songwriting, Aufnehmen, Produzieren. Er verlässt die ausgetrampelten Pfade früherer Zeiten und macht damit alles richtig. Iggy Pop fühlt sich nicht wie ein Fremdkörper in der modernen, zugegebenermaßen oft anbiedernden, Musiklandschaft an, sondern vielmehr wie der Ritter in glänzender Rüstung, gekommen um allen Möchtegern-Rockstars, Pop- Diven und DJ Play-Drückern das Mikrofon mit voller Kraft, bis zum Anschlag in den... naja ihr wisst schon.
Joshua Michael Homme
Böse Zungen behaupten ja Josh Homme habe 2009 mit "Humbug" die Arctic Monkeys versaut, andere er habe sie weitergebracht, von der zarten Indie-Pflanze zur gestandenen Rock-Eiche. Hat Josh Homme Iggy Pop versaut? Nein! Der Tausendsassa des Rock 'n' Roll beweist auch auf "Post Pop Depression" warum er mit so vielen verschiedenen Künstlern zusammenarbeiten kann. Klar, die Platte klingt manchmal - nein, eigentlich oft - nach den Queens Of The Stone Age, aber sie klingt auch immer wieder mal nach Bowie, nach den Stooges und vorallem nach Iggy Pop, was natürlich auch daran liegt, dass dieser Mann mit seiner Stimme jeden Song zu seinem machen kann.
Matthew Helders
Was diese Platte außer den starken Gitarrenarrangements so stark macht, sind ganz klar die Drums. Mit Matt Helders (Arctic Monkeys) sitzt ein absolutes Rhythmus-Tier am Schlagzeug, der auch noch den Mozarts Reqiuem zu einer tanzbaren Rocknummer trommeln würde und der Pop und Homme, so scheint es, mit jedem Erzittern des Snare Felles, Energie und Dynamik liefert.
Wo ist also der Haken? Das Haar in der Suppe? Warum ist "Post Pop Depression" kein perfektes Album? Mit 9 Songs fällt die Platte nicht gerade üppig aus und das wäre eigentlich auch kein Problem, würden "Sunday" und "Vultures" nicht doch die Genialität von Songs wie "Gardenia", "German Days" und vor allem "Paraguay" ein wenig schmälern. Nichtsdestotrotz beweist Iggy Pop mit diesem Album, dass er wirklich zu den ganz großen seines Fachs gehört. Sollte "Post Pop Depression" sein letztes Werk sein, es wäre vollkommen okay, aber auch unglaublich schade.
Unsere "Sound of Munich"-Gäste von Line Walking Elephant finden die Platte auch gut, irgendwie. Irgendwie aber auch nicht. Aber seht selbst:
"Post Pop Depression" von Iggy Pop erscheint am 18. März 2016 bei Caroline