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Platten vor die Säue

Isolation Berlin - Vergifte Dich

Autor(en): Gloria Grünwald am Montag, 19. Februar 2018
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Quelle: Isolation Berlin

Isolation Berlin - Vergifte Dich

Mit ihrem Zweitwerk ist die Indie-Rock Kapelle auf gutem Weg, in die Fußstapfen deutscher Liedermacher wie Tocotronic, Die Sterne oder Udo Lindenberg zu treten.

Mit ihrer unaufgeregten und unkonventionellen Art haben sich Tobias Bamborschke, Max Bauer, David Specht und Simeon Cöster auf Festivalbühnen im ganzen Land in den letzten zwei Jahren ein begeistertes Publikum erspielt. Bis auf "Hallo" und "Dankeschön" wird bei Auftritten aber nur wenig mit demselben gesprochen. Was sollte auch das Geplänkel? Die Songs von Isolation Berlin sind schließlich Wortgewitter genug.

Vergiftet euch

Das Debütalbum von Isolation Berlin Und aus den Wolken tropft die Zeit ist mittlerweile zwei Jahre alt. Jetzt nimmt Vergifte dich Sound und Stimmung des Erstlings wieder auf: auch hier trieft aus den Texten pure Melancholie. Ein starkes Gift steckt in den alles dominierenden Themen: Antriebslosigkeit, Selbsthass und Liebeskummer. Nicht gerade schöne Gefühle, die Songwriter Tobias Bamborschke da mit uns teilt. Wundern tut es aber auch nicht wirklich, hat das Leben in Berlin bei ihm laut eigener Aussage Depressionen hervorgebracht. Das Schreiben scheint er dabei als eine Art Selbsttherapie zu nutzen und, wofür wir ihm nur dankbar sein können. Denn mit den Songs, die so entstanden sind, können sich wahrscheinlich viele (nicht nur Berliner) Mittzwanziger identifizieren.

Generation (WH)Y

"Ich hab’ alles schon erlebt. Ich brauche neue K-K-K-Kicks." Auch wenn ein Urgestein wie Udo Lindenberg bei dem "alles schon erlebt"-Part wahrscheinlich widersprechen würde, bringen Isolation Berlin das große Problem der Generation Y - auch Millennials genannt - auf den Punkt: oft nicht so recht zu wissen, was man mit sich anfangen soll. Ja, das können wir gut, die Jugend von heute, was Udo? Unterstützt werden Bamborschkes Worte der Verzweiflung mal von stampfendem Schlagzeug und wütenden Post-Punk-Gitarren, mal von sanfterer Percussion und leiernden Synthesizern. Auf Vergifte dich halten sich Balladen-ähnliche Songs die Waage mit Ausreißern wie "Die Leute" oder "Kicks", die fast schon brachial daherkommen.

Nach dem Aus die Hoffnung

Heimlicher Hit auf dem Album ist "Marie". Nach "Annabelle" wieder ein Song, der nach einer Frau benannt ist. Eine bittersüße Ode also an eine Marie - und noch dazu ein krasser Ohrwurm. Vielleicht heißt Marie in Wahrheit anders. Ist aber auch egal. Wichtig ist schließlich nur, dass Marie nicht mehr da ist. Und irgendwie ist das okay. Sänger Bamborschke geht es sogar ganz gut damit, weil aus dem Quell seiner Gedanken wieder "ein bunter Garten sprießt". Es gibt also auch Hoffnung bei Isolation Berlin - nicht alles ist beschissen. Die Musik schon gar nicht!

Gesamtbewertung: 4 von 5 Platten

"Vergifte Dich" von Isolation Berlin erscheint am 23.02. bei Staatsakt/Caroline International.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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