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Platten vor die Säue

Japanese Breakfast – Soft Sounds From Another Planet

Quelle: Dead Oceans

Japanese Breakfast - Soft Sounds From Another Planet

Mit der ersten Mahlzeit beginnt ein neuer Tag voller Möglichkeiten. Für Michelle Zauner beginnt mit Album Nr. 2 sozusagen ein neuer Tag in ihrem Dasein als Musikerin.

Die US-Amerikanerin mit südkoreanischen Wurzeln kennt man vielleicht als Ex-Sängerin der Indie-Rock Band Little Big League, spätestens aber seit ihrem Debüt als Japanese Breakfast namens "Psychopomp", das es letztes Jahr in mehrere Best Of 2016-Listen schaffte. Darauf verarbeitete Zauner den Verlust ihrer Mutter an den Krebs. Ein Jahr und ein paar Monate später veröffentlicht sie ihren Zweitling "Soft Sounds From Another Planet", auf dem sie einen Weg aus dem Schmerz und zu ihrem neuen Ich findet.

Anybody Out There?

Klar, bei diesem Albumtitel wie auch bei der Vorabsingle "Machinist" drängt sich zuallererst der Gedanke an ein Sci-Fi-Konzeptalbum auf. Damit wäre sie 2017 gar nicht mal alleine - Sufjan Stevens & Co.'s "Planetarium" lässt grüßen. Entgegen des Namens ist "Soft Sounds From Another Planet" aber eben keine Story über das Universum, Astronauten und Aliens. Mit Ausnahme des modernen Märchens "Machinist", in dem sich ein Mensch in einen Computer verliebt, spielen die Songs von Japanese Breakfast nämlich weder in der Zukunft noch auf einem fremden Planeten. Klanglich unternimmt Michelle Zauner sehr wohl Ausflüge in futuristische Sounds mit mal mehr, mal weniger auffällig eingesetzten Hall- und Auto-Tune Effekten auf ihrer hellen Stimme und Synthesizern, die einem Teil der Platte schwebende Leichtigkeit verleihen. Trotzdem klingt die Musik dabei aber weder kühl noch unnahbar, ganz im Gegenteil: tänzelnde Basslinien, verzerrte Gitarren und warme Bläser (Hörner, Saxophon) holen das große Ganze immer wieder auf den (Erd-)Boden zurück.

Von Lo-Fi-Rock zu Shiny-Pop

Der anfangs angekündigte Neuanfang von Japanese Breakfast äußert sich auf "Soft Sounds From Another Planet" vor allem in der Produktion der Platte. Michelle Zauner hat den charakteristischen Lo-Fi-Sound ihres Debütalbums fast vollkommen abgelegt. Auf ihrem Zweitwerk scheint alles polierter, schimmernder, größer. Sie experimentiert auch mit theatralischen Popmelodien – und es gelingt ihr ziemlich perfekt. "Machinist" ragt dabei als poppigster und elektronischster Track heraus und steht in starkem Kontrast zum Indie-Rocker "12 Steps" oder dem akustisch-reduzierten Album-Closer "This House".

Wer hätte gedacht, dass Vielseitigkeit ein Manko sein kann? Tatsächlich ist aber der Mix aus Sounds und Stilen der einzige Kritikpunkt an "Soft Sounds From Another Planet". Es scheint, als hätte sich Michelle Zauner noch nicht ganz festgelegt, wer sie als Japanese Breakfast in Zukunft sein will – Erdling oder Alien? Dass sie sich für die Musik und für eine Fortsetzung ihrer Solo-Karriere entschieden hat, soviel steht schonmal fest. Und auch die Dämonen der Vergangenheit werden sie in Zukunft nicht mehr heimsuchen (siehe das Video zu "Road Head").

Japanese Breakfast’s "Soft Sounds From Another Planet" ist zwar kein Gesamtkunstwerk über den Weltraum, dafür aber beinahe außerirdisch gut.

Gesamtbewertung: 4 von 5 Platten.

"Soft Sounds From Another Planet" von Japanese Breakfast erscheint am 14.07.2017 auf Dead Oceans.

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