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Platten vor die Säue

Kurt Vile - Bottle It In

Autor(en): Vitus Aumann am Donnerstag, 11. Oktober 2018
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Quelle: https://store.matadorrecords.com/new-releases/bottle-it-in

Kurt Vile - Bottle It In

Bei seiner siebten Platte kässt Kurt Vile alle seine Stärken aufblitzen. Gleichzeitig verlangt er aber von seinen Zuhörern auch eine ganze Menge Geduld.

Letztes Jahr waren sie das neue Traumpaar des Indierocks: Courtney Barnett und Kurt Vile brachten 2017 eine gemeinsame Platte raus: Zwei Musiker*innen die von komplett unterschiedlichen Erdteilen stammen, aber irgendwie schon immer so klangen als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Die Erwartungen waren riesig: Nicht wenige gingen davon aus dass Kurt und Courtney zum coolsten Rockerpärchen seit….. naja Kurt und Courtney werden könnten. Aber ihr Kollaborationsalbum Lotta Sea Lice wurde zu einer zwar angenehm unaufgeregten, aber letztendlich doch recht unaufregenden Platte und beide Künstler kehrten zu ihren Solokarrieren zurück.
Jetzt, Fünf Monate nach Kollegin Courtney ist auch Kurt Vile wieder mit neuen Solo-Klängen zu hören. Aber anstatt sich wie seine ehemalige Mitmusikerin den kompletten Frust von der Seele zu schrammeln, erkundet Kurt ganz entspannt seine eigene Komfortzone.

Vertraute Wege

Es dauert etwa eine halbe Minute, bis sich beim Hören von Bottle It In das gute alte Kurt Vile Gefühl einstellt. Seine Singstimme klingt immer noch nach dieser bestimmten Lässigkeit die sich seit Anfang an durch Kurts Musik zieht. Und auch sonst klingt sein retrolastiger Bluesrock mit unüberhörbarem Countryeinschlag angenehm vertraut. So ist es ziemlich erheiternd dem stolzen Einwohner Philadelphias beim Prahlen zuzuhören: Der Opener Loading Zones handelt davon wie er sein Familienleben meistert und sich nebenbei beim Falschparken nicht erwischen lässt.


Auch sonst geht Kurt Vile mit einer enormen Selbstsicherheit in sein siebtes Soloalbum. Beim Arrangieren seiner neuen Platte gab es keine Kompromisse: Kurt hat Bottle it in mit lauter Gitarrensoli, Backing Vocals und Reverse-effekten vollgestopft. Trotzdem wirkt das Album an keiner Stelle überproduziert: Alle Elemente greifen so harmonisch ineinander, dass man sich beim Hören regelrecht in seine Kopfhörer einkuscheln möchte. Dafür fordert Kurt Vile an anderer Stelle einiges an Geduld von seinen Zuhörern ein: Gleich drei Mal Songs sind stolze zehn Minuten lang und auch die anderen Stücke sind kaum kürzer als fünf Minuten. Trotz der beachtlichen Länge verändern Kurts Songs dazu auch noch selten ihre Form. Nachdem sie sich eingegroovt haben, zuckeln die Songs gemächlich vor sich. Das macht das Album nicht unbedingt eintönig, Bottle It In erzählt bei jedem Song eine hörbar eigene Geschichte. Trotzdem fällt es öfters schwer bis zum Ende der Lieder dabei zu bleiben.

Der Dude macht sein Ding

Alles an Kurt Viles neuer Platte schreit nach vergangenen Zeiten. Er ist sich nicht einmal zu schade dafür, einen kompletten Song mit Schallplattenknistern zu unterlegen. Man könnte Kurt Vile mit Sicherheit vorwerfen, sich nur von der Vergangenheit inspirieren zu lassen – Und wahrscheinlich wäre es ihm völlig egal. Der Musiker hat seinen eigenen Kopf und man kann an jeder Stelle des Albums hören, dass er genau die Platte gemacht hat, die er im Sinn hatte. Während Courtney Barnett sich bei ihrer Tell Me How You Really Feel noch über Unsicherheit und Ziellosigkeit singt, hat Kurt längst seine Nische gefunden und sie schätzen gelernt. So ist Bottle It In eine angenehme, stark produzierte Platte geworden, die aber doch ein bisschen zu arm an großen Momenten und Überraschungen ist, um wirklich unvergesslich zu sein: Etwa so wie ein Küstentrip in den Staaten – Mit gut funktionierender Klimaanlage und Navigationssystem, dafür ohne großes Abenteuer.

Gesamtwertung: 3,5 von 5 Punkten 
 

 
Bottle It In von Kurt Vile ist am 12.10.2018 auf Matador erschienen.
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