Platten vor die Säue
Neues Album: Little Comets
Hope is just a state of mind - das britische Trio Little Comets liefert auch mit dem dritten Album hörenswerte Indie-Musik ab.
Angeblich ist der Erzengel Gabriel dafür verantwortlich, dass die drei Herren aus Newcastle Little Comets als Bandnamen gewählt haben. Der Himmelsbote soll einem Bandmitglied im Traum einen entsprechenden Auftrag gegeben haben. Solche Geschichten sind allerdings oft geflunkert - entweder, um interessant zu wirken, oder weil der Journalist, der die Fragen stellt, ein Trottel ist.
Der Anspruch: Ehrliche Texte
Wenn es um ihre Lyrics geht, verwehren sich die Little Comets gegen jede Flunkerei. Ehrlich sollen ihre Songtexte sein. Ernsthaft sind ihre Themen mit Sicherheit - häusliche Gewalt, politische Bevormundung und elterliche Gefühle werden auf Hope Is Just A State Of Mind unter anderem besungen. Schon der Eröffnungstitel ist sehr persönlich geraten. Robert Coles singt über seine väterliche Verantwortung ("I cut all the pages from a magazine, so my boy stays true enough to dream.") und baut dazu Baby-Gebrabbel seines Sohnes ein. Man glaubt ihm, dass er dabei nicht nur auf den "Oh-wie-süß-ein-Baby"-Effekt baut, sondern dass er den Hörer an seinem Leben teilhaben lassen will.
Der Sound: Eindeutig Indie
Bands lassen sich ungern in Schubladen stecken. Die Little Comets allerdings machen so eindeutig Indie, dass sie über diese Genre-Zuordnung nicht böse sein dürfen. Ihre Musik ist eingängig, sogar flockig, selbst dann, wenn gelegentlich auf die traditionelle Songstruktur (Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Zwischenteil, Strophe, Refrain) verzichtet wird. Kein Wunder also, wenn man sich beim ersten Hören denkt: "Das kenn' ich doch irgendwoher..."
Auch wenn die Songs oft merkwürdig vertraut erscheinen, sind sie mit vielen Details liebevoll gemacht. Im Vordergrund steht immer die Stimme von Robert Coles. Bei den Arrangements verkünstelt sich das Trio gelegentlich ein bisschen, aber Popmusik darf schließlich ein bisschen artifiziell klingen. Die flirrenden Gitarrenläufe ergeben trotz des zurückhaltenden Gesamteindrucks einen dichten Sound, der mit unkonventioneller Percussion angereichert wird. Auf früheren Alben nutzten die Little Comets statt eines Schlagzeugs sogar Küchen-Inventar, was ihnen das Etikett "Kitchen Sink Indie" einbrachte. Mittlerweile verzichten sie auf Haushaltswaren. Dafür wird etwa bei Salt so gegen den Takt gesungen, dass eine leichte Afrobeat-Anmutung entsteht.
Die Methode: Alles selbstgemacht
Robert Coles, Michael Coles und Matthew Hall legen wert auf ihre Unabhängigkeit. Deshalb machen sie alles selbst: Komponieren, aufnehmen, produzieren und vertreiben. Trotzdem hat es Hope Is Just A State Of Mind auf Anhieb in die Top40 der britischen Charts geschafft. Ein Grund dafür mag sein, dass die Little Comets drei der besten Songs des Albums (Little Italy, Salt und The Blur, The Line & The Thickest Of Onions) bereits 2014 auf EPs veröffentlicht haben. Man kann darin eine großangelegte Werbekampagne sehen.
Britische Radiostationen haben einige Titel in ihre Playlisten aufgenommen. Die Musik stellt schließlich den Inbegriff von Radiotauglichkeit dar - nicht schlecht gemacht, nervt den Hörer nicht, fällt nicht aus dem Rahmen. Und das ist vielleicht das größte Manko: Es mangelt ihr ein bisschen an Charakter, an Eigenwilligkeit. Damit scheinen die drei Briten kein Problem zu haben. Ihre Vorzüge beschreiben sie selbst so: Sie hätten den bestaussehenden Bassisten, einige anständige Songs und eine gute Einstellung.
Gesamtbewertung: 3 von 5 Punkten
Hope Is Just A State Of Mind von Little Comets erscheint am 30. Oktober 2015 bei The Smallest Label.
Und das sagen Ivan & the Parazol zur Platte: