Platten vor die Säue
Olli Schulz - Scheiß Leben, gut erzählt
Am 2. Februar veröffentlichte der Singer/Songwriter Olli Schulz sein viertes Soloalbum - leider klingen die Songs auf der Platte eher lieblos aneinander gereiht.
In seinem Spotify-Podcast „Fest und Flauschig“, den er zusammen mit Jan Böhmermann betreibt, hatte Olli Schulz die Veröffentlichung seines vierten Albums bereits an der ein oder anderen Stelle erwähnt. Kaum erscheint dann das erste Promosnippet bei YouTube, kommentieren Fans und Hörerschaft fleißig mit Augenzwinkern: “ hattest du ja gar nicht erwähnt“. Reaktion Schulz: eingeschnappt, den eigenen Fans gegenüber.
Optik ist nicht Alles!
Das seit zwei Jahren erwartete Album „Scheiß Leben, gut erzählt“ hat vor allem eines: einen kreativen Titel. Nach „Brichst du mir das Herz, dann brech‘ ich dir die Beine“ ist das der vielleicht amüsanteste Albumtitel von Schulz. Doch die Songs hinter diesem Namen wirken bildlich gesehen leider wie viele kleine, unterschiedlich spitze Scherben, die in sich nicht stimmig erscheinen.
Daher wirkt das Album eher wie eine unvollendete Idee. Zugegebenermaßen eine gute Idee, die nur nicht zu Ende gedacht ist. Im Nachhinein heftete Olli Schulz seinem vierten Soloalbum noch den inoffiziellen Beititel „Mixtape“ an. Dieser trifft gut zu, denn es wirkt wie eine willkürliche Mixtur aus zuvor aussortierten B-Stock-Songs.
Schade, Schade, Schade…
Schade ist, dass einige Grundideen hinter den Songs genial sind. „Junge Frau sucht…“ beispielsweise ist im weitersten Sinne ein „klassischer Olli Schulz“: Vier Akkorde, schnell gespielt und reißerisch auf einer Westerngitarre in die Stahlsaiten gehauen. Der Text beschreibt eine junge Frau , die versucht ein Verhältnis mit einem wesentlich älteren Mann zu beginnen. Alltägliche Geschichten eben, die gesellschaftlich normalerweise ein kleines Bisschen mehr im Hintergrund stehen, versehen mit einem Hauch Humor, trotz ernsthaftem Content. Olli Schulz eben. Im großen Ganzen ist die Platte rund produziert. Verantwortlich dafür ist Schulz‘ Produzent Moses Schneider. Mit hochkarätigen Studiomusikern wie Gysbert zu Knyphausen oder Kat Frankie erhalten die „vierakkordischen" Grundideen von Schulz auch ein solides musikalisches Arrangement.
Dazwischen ist das, was er am besten kann.
Nicht singen, nicht schreiben, nicht spielen, sondern labern ist das, was er am besten kann. Das macht Olli Schulz auf der neuen Platte zumindest zwischen den Songs. Kurze Audiosnippets geben dem ganzen Album einen hörspielartigen Charakter. Ob dies nun als bewusst eingesetztes Stilmittel die Songs voneinander trennt oder der nachträglichen Schaffung von Ordnung in einem Haufen wirr zusammengewürfelter Songs gilt, bleibt offen.
„Scheiß Leben, gut erzählt“ ist definitiv nicht so düster und realkritisch wie sein Vorgänger „Feelings aus der Asche“. Auch seine Texte stellen zur Abwechslung nicht die Traurigkeit und den Weltschmerz in den Vordergrund. Am meisten Abwechslung bietet wohl der Song "Ambivalent". Darin lädt Olli Schulz Rapper Ali As zum Gastpart ein. Leider fügt sich der begnadete Lyriker Ali As mit seinem Talent mehr gezwungen als gekonnt in den Song. Der textlich starke Rap wirkt willkürlich und musikalisch zusammenhangslos auf einen falschen Nährboden gepflanzt.
Eigentlich ganz gutes Leben, so semi-gut erzählt
Während das vorherige Album wie eine poptaugliche, bitterschöne Abhandlung von Ollis Innerem klang, wirkt das aktuelle Werk mehr nach einer technisch gut produzierten Ansammlung lieblos zusammengewürfelter roher Songideen. Ein Trost ist dabei der geniale Albumtitel.
Gesamtwertung: 2 von 5 Punkten.
"Scheiß Leben, gut erzählt." von Olli Schulz ist am 02.02.18 bei Trocadero erschienen.