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Platten vor die Säue

Pere Ubu - 20 Years in a Montana Missile Silo

Quelle: Cherry Red Records

Pere Ubu - 20 Years in a Montana Missile Silo

Die nach über 40 Jahren Bandgeschichte immer noch relevanten Avantgarde-Schrägköpfe bringen eine neue Studioplatte raus.

"But have you seen my records? This Heat, Pere Ubu, Outsiders, [...]" (LCD Soundsystem, "Losing my Edge")

In der allerersten LCD Soundsystem Single „Losing my Edge“ werden sie erwähnt. Der bekennende Pere Ubu-Fan James Murphy ließ es sich nicht nehmen, wieder auf die längst in Vergessenheit geratene Band aus Cleveland, Ohio aufmerksam zu machen. Damals, 2002, war ihre Hochphase genauso vorbei wie jetzt, und trotzdem tauchen sie immer wieder auf. Es sind die großen Namen, wie auch Pavement und Pixies, die von der kleinen, unbekannten Nerd-Band beeinflusst wurden. Heute ist Pere-Ubu-Mastermind und Frontmann David Thomas das einzig verbliebene originale Mitglied. Für das neueste Werk "20 Years in a Montana Missile Silo" hat er sich allerhand Musikexperten dazu geholt, unter anderem Swans-Mitglied Kristof Hahn. Die Genialität ihrer 1978er Debütplatte "The Modern Dance" werden Pere Ubu wohl nie mehr erreichen - trotzdem versorgen sie uns immer noch mit kurzen, schrägen Avantgarde-Stücken. Und die sind einzigartig wie großartig.

20 Jahre in einem Raketensilo?

Zu Beginn sei erst mal geklärt, woher der merkwürdige Titel der Platte kommt. Laut David Thomas geht es keinesfalls um das Leben in einem Raketensilo in Montana. Warum das Album trotzdem so heißt, weiß Thomas aber auch nicht so recht:

"I wanted to call it ‘Bruce Springsteen is an Asshole', then changed that to 'Robert DeNiro is an Asshole', then decided maybe that wasn't a good idea either. It’s not my job to explain."

Was sich, wie auch immer, festhalten lässt, ist: das insgesamt 12-Track-starke Album klingt stellenweise zumindest so, als wäre es in einem Raketensilo aufgenommen worden. Kein Wunder - schließlich waren Pere Ubu Vorreiter des Industrial-Sounds der späten 70er und 80er.

Avant-Garage, Art-Punk, oder doch Industrial?

Mit Genre-Bezeichnungen tun sich viele Bands schwer, doch Pere Ubu sind wahrscheinlich eine der wenigen Gruppen, bei denen eine solche Einordnung einfach unmöglich ist. Die Band selbst verwendet den eigens erschaffenen Begriff "Avant-Garage", quasi eine Mischung aus Avantgarde-Rock, der die schräg-experimentelle Seite von Pere Ubu abdeckt, und Garage-Rock, der für den teils rohen und rotzigen Sound steht. Der krasse Mix verschiedener Genres spiegelt sich auch auf ihrer neuen Platte wieder. Von klassischem Blues-Rock ("Red Eye Blues") über sanfteren Folk ("The Healer") bis hin zu New Wave und Post-Punk ("Monkey Bizness") ist alles dabei.

Später Erfolg?

Am Ende ist es aber vor allem wieder der typische Gesangsstil von David Thomas, der dem Ganzen ein Konzept verleiht. Teils Sprechgesang, teils fast schon Geschrei - sicher nicht was für jeden. Live trägt er die Texte sitzend mit Blatt vor, stets begleitet von zwei Flaschen Rotwein. Beim letzten München-Konzert der Band 2013 fanden leider nur eine Handvoll Leute den Weg ins Feierwerk - bleibt nur zu hoffen, dass es beim nächsten Mal (falls es das gibt) mehr werden. Nach dieser Platte sollte das auf alle Fälle so sein!

Gesamtwertung: 4 von 5 Punkten.

"20 Years in a Montana Missile Silo" erscheint am 29. September auf Cherry Red Records.

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