Platten vor die Säue
Queens of the Stone Age - Villains
Wenn Leute das neue Album hören, sollen sie laut Josh Homme etwas fühlen, tanzen oder einen Spagat machen. Aber schlafen geht auf gar keinen Fall.
Am Anfang steht eine vor sich hin zupfende Gitarre und hallende Vocals die aus dem Jenseits scheinen. Erster Höreindruck: „… Like Clockwork“ Part 2. Doch dann der Break: knochentrockene Drums und dazu Josh Hommes catchy Gitarrenspiel:
„I was born in the desert, May
Seventeen in seventy-three
When the needle hit the groove
I commenced moving
I was chasing what's calling me”
Der erste Song des neuen Queens of the Stone Age Albums gibt den Takt vor, textlich und musikalisch. Sand kam ins Getriebe des „Clockworks“ und der Trübsal blasende „Vampyre of Time and Memory“ ist tot. Auf der neuesten Platte laden die „Villains“ zum Tanz und Josh Homme bettelt „Feet Don’t Fail Me!"
Das „bad guy” Album
Das entspricht auch dem Motto, das die Queens vorab ausgerufen haben: Weg vom schleppenden und mitunter trägen Sound vom letzten Album. Die Band verschrieb sich selber einer Entschlackungskur, um zum Kern ihres Sounds vorzustoßen. Der erste Ballast, der dran glauben musste, war die gewohnte Zusammenarbeit mit Gastmusikern auf dem Album. Trugen bei „…Like Clockwork“ Größen wie Dave Grohl, Alex Turner und der wahrhaftige Sir Elton John ihr Scherflein hinzu, sollte diesmal die Band mit ihren eigenen Ressourcen auskommen. Mastermind Josh Homme sah die Veränderungen als notwendig an:
„If you just hang with that same thing you become a parody of yourself, like a cartoon character.”
Bei den Fans jedoch verursachten die weiteren Bekanntmachungen zum neuen Album Schweißperlen auf der Stirn: Mark Ronson als Produzent! „Uptown Funk“ als Vorbild für den Sound! Poppig und tanzbar soll es werden! Kennen und schätzen gelernt hatten sich Josh Homme und Mark Ronson bei gemeinsam durchzechten Nächten. Schließlich lud Ronson Homme mit ein, gemeinsam am letzten Lady Gaga Album „Joanne“ zu arbeiten. Dass sie mit dem neuen Album anecken werden, war den Queens gar nicht mal so unrecht, so Homme:
„In a world of desperately going for ‘likes’ I think ‘Villains’ is more like ‘we’ll take the dislikes, we’ll take all the outcasts’. This album is here to do bad guy stuff.”
„There’s no reason not to conjoin rock’n’roll and dance and hallelujah and darkness and all that in one thing"
Wie prophezeit ist das Album auch poppig geraten und hat so manche catchy Melodie. So schlimm wie die Fans befürchtet haben, ist es jedoch nicht. Die Queens bleiben die Queens. Mal mit treibenden Drums und knackigen Riffs („Head Like a Haunted House", „The Evil Has Landed") oder mit ausladenden melancholischen Balladen („Villains of Circumstance"). Ronsons Einfluss beschränkt sich auf ein paar Claps („The Way You Used to Do") und eingestreute Synthies hier und da (besonders präsent auf „Hideaway"). Am interessantesten klingt das 6 Minuten 41 lange Brett „Un-Reborn Again“: Was anfangs wie eine klassische psychedelische Queens-Midtempo-Nummer klingt, wird recht passend mit Synthie-Elementen ergänzt und endet in einem furiosen Finale mit weiblichen Backgroundvocals, Streichern und sogar einem Saxophon (!).
Tatsache ist: Die Queens haben oft mit der Instrumentierung experimentiert, der Einsatz von Streichern oder Synthies ist ihnen auch nicht neu und auf den vergangenen Alben war oft ein Track mit Blasinstrumenten dabei. Fast schon ein Running Gag. Ebenfalls machte Josh Homme nie einen Hehl aus seiner Liebe zu catchy Riffs oder einer poppigen Hook:
„Rock should be heavy enough for the boys and sweet enough for the girls. That way everyone's happy and it's more of a party.”
Fazit
Auf ihrem bereits 7. Album haben Queens of the Stone Age den opulenten Bombast des letzten Albums abgestreift und wirken damit reduzierter und auch zugänglicher. Das ist an sich eine erfrischende Veränderung. Die Befürchtung der Fans, dass Mark Ronson „ihre” Queens verdirbt ist nicht eingetreten. Doch müssen sich Homme und Co. auch immer wieder ihrer eigenen Messlatte stellen. Und die ist besonders durch ihr Frühwerk sehr hoch. Unterm Strich ist „Villains” also ein gutes Album einer Band, von der man weiß, dass sie auch noch viel mehr kann.
Gesamtwertung: 3,5 von 5 Punkten.
„Villains" erscheint am 25.08.2017 auf Matador Records.