Platten vor die Säue
Robert Forster - Songs To Play
Der Frontmann der früheren Go-Betweens meldet sich nach siebenjähriger Pause mit neuem Soloalbum zurück.
Die Go-Betweens zählen sicherlich zu den ältesten und wichtigsten Indie-Bands aller Zeiten. Grant McLennan und Robert Forster gründeten die Gruppe 1977 in Brisbane, Australien. Über die Jahre waren die beiden langjährig befreundet, auch wenn sich die Go-Betweens zwischenzeitlich aufgelöst haben. Umso größer muss der Schock für Robert Forster gewesen sein, als McLennan 2006 unerwartet einem Herzinfarkt erlag. Forster verarbeitete das auf seinem 2008 erschienenen Soloalbum The Evangelist. Doch seitdem ist es um ihn ruhig geworden; er hat sich in den letzten Jahren hauptsächlich auf seine Tätigkeit als Musikkritiker und Autor konzentriert. Jetzt also, nach sieben Jahren musikalischer Pause erscheint sein neues Album Songs To Play.
Ein musikalischer Neuanfang
"Ursprünglich habe ich mit einem Abstand von fünf Jahren zwischen dem letzten und dem neuen Album gerechnet. Ich wollte eine ganz bewusste Zäsur setzen, weil mir klar war, dass das, was danach kommt ein Neuanfang sein würde." Und tatsächlich, im Vergleich zum letzten Album The Evangelist hat sich einiges in Robert Forsters Musik verändert. Die Songs sind zunehmend von Fröhlichkeit und Lebenslust geprägt, das Vorgänger-Album verbreitete ja eher nachdenkliche, besinnliche Stimmungen.
Für die Produktion von "Songs To Play" hat sich der 58-jährige einige frische Musiker besorgt, zum Beispiel Scott Bromley und LukeMcDonald, die beide Mitglieder der ebenfalls aus Brisbane stammenden Gruppe The John Steel Singers sind. Die haben mit ihrer etwas ausgefallenen Art dem Album seine spezielle Note verliehen, zum Beispiel im Song Love Is Where It Is. Der ist von brasilianischen Einflüssen geprägt, klimpert fast schon wie ein fröhlich-heiterer Bossa Nova vor sich hin.
I love myself, and I always have!
Forsters Qualitäten als Songwriter sind dabei so großartig wie eh und je. Der Track I Love My Self (And I Always Have) ist, wie der Titel schon vermuten lässt, mit einem leicht selbst-ironischen Unterton versehen. Let Me Imagine You nimmt im Text auf ehrliche Art und Weise Bezug auf das wahre Leben: "Please don't twitter / let me imagine you / I find it sweeter / let me imagine you". Dazu erklingen wunderbare, eingängige E-Gitarren-Melodien, die sich perfekt mit der Akustik-Gitarre von Robert Forster abwechseln. In Turn On The Rain findet sich zur Abwechslung ein etwas ruhigeres, typisches Folk-Lied auf der Platte wieder.
Das wichtigste Element bleibt aber: Forsters Stimme. Sehr tief und (im positiven Sinne) eintönig. Sie ist immer noch das, was die Go-Betweens zu ihrer Hoch-Zeit berühmt gemacht hat: Eine Mischung aus den schönen, klaren Tönen des Folk und den dunklen, kratzigen Klängen der Punk- und New-Wave-Bewegung. So gelingt Robert Forster auch diesmal wieder ein tolles Solo-Album. Das lange Warten hat sich allemal gelohnt.
"Songs To Play" ist eingängig, aber nicht langweilig. Abwechslungsreich, aber auf keinen Fall anstrengend. Von neuen Einflüssen geprägt, aber immer noch der originale Robert Forster- und Go-Betweens-Sound. Sowohl für Neu-Entdecker als auch für Fans der Indie-Urgesteine also ein absolutes Muss!
Gesamtbewertung: 5 von 5 Punkten
Wie viele Platten das junge Münchner Musik-Talent Ella Josaline vergeben würde, seht ihr hier:
„Songs To Play“ von Robert Forster erscheint am 18. September 2015 bei Tapete Records.