No Quiet Americans

Ganz anders ist das mit Tracks, die allein schon im Titel Ruhe vermitteln. "Quiet Americans" ist einer dieser Songs, die pushen. Und zudem ein echter Hinhörer, der zeigt, dass die vier Amerikaner besser ihre Musik raus lassen, als "quiet" zu sein.

Denn dieser Sound macht Lust auf mehr: Beat und Schlagzeug bilden das Grundgerüst der ersten Single des Albums. Allerdings sorgt der Gesang erst ab dem Refrain für Abwechslung in seiner Melodie. Und auch sonst könnte Meiburgs Stimme definitiv mehr bieten, als das, was man auf dem Album zu hören bekommt.

Der Titel "Wildlife in America" klingt ebenfalls weniger wild, als eher nach einem zufriedenen Schwelgen der Bandmitglieder in ihren Jugenderinnerungen.

Kleiner Rückblick: 2001 kam es zur Gründung von Shearwater in Austin, Texas. Schon damals haben sie mit ruhigerer Musik begonnen. Den Mut zu mehr Energie haben sie seitdem aber zum Glück gefunden.

Generell hat dieses Album wenig Ruhepunkte, was aber auch nicht tragisch ist. Trotzdem sollte man die etwas langsameren Tracks auf dieser Platte nicht übergehen. Shearwater schaffen es, ihre Euphorie in schöne Melancholie zu transponieren.

Hier kombinieren sie Klavier mit Gitarrensound, bleiben dabei aber ihrem Beat treu. Es gibt quasi keinen Song ohne Drums. Vielleicht ein Anstoß für das nächste Projekt, weniger davon zu nutzen?

Alt bewährt, aber gut

Shearwater spielen mit vielen Wiederholungen auf diesem Album, die vor allem in den kurzen und simplen Klaviermelodien zu hören sind. Das mag eintönig klingen, ist aber eher eingängig. Das Klavier wird häufig von einem Glockenspiel begleitet, das sich sehr harmonisch in den Sound der Band einfügt. Auch sonst greifen sie in die Klassik-Trickkiste und ziehen Streicherklänge unter ein Songfinale.

Shearwater haben sich im Vergleich zu ihren letzten Veröffentlichungen nicht großartig verändert. Das dürfte jedem, der in diese Platte reinhört, klar sein. Aber muss denn immer alles neu sein? Sie sind gut in dem was sie machen und das soll bitte auch so bleiben.

Bis auf einen ganz kurzen Pop-Exkurs, der Stimmungen von Mumford & Sons streift, bietet das Album "Jet Plane and Oxbow" also gemütlichen Indie-Rock mit Potential, als zu den Highlights dieses Veröffentlichungsmonats zu gehören.

Gesamtbewertung: 4 von 5 Punkten

Rainer Schaller von der Münchner/Ingolstädter Band Pelzig, die die M94.5 Platte des Monats Dezember 2015 stellen, ist besonders von der großen Bandbreite auf dem neuen Shearwater Album begeistert.

Jet Plane And Oxbow von Shearwater erscheint am 22.01.2016 bei Sub-Pop