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Platten vor die Säue

Steven Wilson - To The Bone

Quelle: Caroline Records

Steven Wilson - To The Bone

Der Heiland ist zurückgekehrt! Prog-Halbgott Steven Wilson steigt nach zwei langen Jahren erneut vom Thron herab und verkündet die frohe Botschaft anspruchsvoller Musik!

Steven Wilson kann man mit Fug und Recht als die Lichtgestalt am modernen Prog-Himmel bezeichnen. So war er in den 00er Jahren nicht nur der führende Kopf hinter Porcupine Tree, einer Band, die das altehrwürdige und manchmal auch etwas zu verkopfte Genre des Progressive Rock maßgeblich beeinflusst und für ein breiteres Publikum zugänglicher gemacht hat. Wilson war auch federführend bei der klanglichen Restauration von bahnbrechenden Alben wie Tarkus von Emerson, Lake & Palmer und Jethro Tull’s Aqualung beteiligt. Der gute Mann hat also wirklich Ahnung von dem was er tut.

Auf zu neuen Ufern...

Ende 2009 trug er dann sein Bandprojekt Porcupine Tree endgültig zu Grabe um sich mit seinem Soloprojekt zu neuen klanglichen Ufern aufzumachen. Innerhalb von fünf Jahren konnte er schon auf vier erfolgreiche Alben zurückblicken, die bei Kritikern und Fans zugleich sehr positiv aufgenommen wurden. Nun steht nach dem 2015 erschienen Album "Hand.Cannot.Erase" seine fünfte LP "To The Bones" in den Startlöchern und die Musikwelt ist gespannt: Kann er das Niveau der vorherigen Alben halten?

Zugänglich ja, Kommerz nein!

Bereits im Vorfeld hat Wilson die Single "Pariah" veröffentlicht, die er zusammen mit der israelischen Sängerin Ninet Tayeb eingespielt hat. Die Nummer stieß bei den Fans zunächst auf geteilte Meinungen, da der Song, entgegen Wilsons üblichen Gewohnheiten, doch sehr zugänglich war und eine eingängige Songstruktur aufwies. Allerdings kann man hier entwarnen: das Album ist durchaus Wilsons zugänglichstes Album, aber weiß auch die Prog-Fans zu versöhnen.

Messerscharfe Präzision

So gibt Wilson bereits mit dem gleichnamigen Opener "To The Bone" ganz klar die Richtung des Albums vor. Eingängiger Gesang gepaart mit luftigen Gitarren, die sich im Refrain gegenseitig hochschaukeln um in einem fulminanten Solo zu enden. Dabei schimmert immer wieder Wilsons musikalische Genialität durch. Hier ist keine Note überflüssig, sondern alles durchdacht und mit messerscharfer Präzision genauestens platziert. So versteht es Wilson auch die gesamte erste Hälfte des Albums den Hörer immer wieder mit neuen Aha-Effekten zu verzücken. Er kramt beharrlich für jeden Song ein unvorhersehbares Element hervor, das den stellenweise etwas zu eingängigen Hooklines und Refrains eine angenehm anspruchsvolle Note gibt, die Wilsons Musik so besonders macht.

 

The rubber chicken on vocals #rubberchicken

Ein Beitrag geteilt von Steven Wilson (@stevenwilsonhq) am

3. Aug 2016 um 3:08 Uhr

Er kann es noch!

Ab der zweiten Hälfte des Albums dreht Wilson dann den Spieß um und geht ans Eingemachte. Die Songs werden ausladender, epischer und melancholischer. Von Eingängigkeit ist keine Spur mehr und der Klangtüftler lädt ein in sphärische Instrumentalparts, die auch lange Improvisationen nicht scheuen. Seinen Höhepunkt findet das Album dann im fast zehnminütigen "Detonation", in dem Wilson noch einmal aus allen Rohren feuert und klar zu erkennen gibt, wer der Platzhirsch im Prog-Dschungel ist, ehe er den Zuhörer mit dem abschließenden Track „Song of Unborn“ wohlwollend in die nächste (hoffentlich nur) zweijährige Wartezeit entlässt.

God is in his heaven and all's right with the world

Steven Wilson nimmt seine Musik sehr ernst und das ist gut so. Hatte man bei den Vorabsingles noch das Gefühl, dass sich das Multitalent dem Massenmarkt anbiedern möchte, gelingt es ihm mit "To The Bone" auf höchst zufriedenstellende Weise die scheinbar unüberwindbare Kluft zwischen Mainstream und Anspruch zu überwinden. "To The Bone" ist sicherlich kein Easy-Listening Album. Dennoch gibt es zwischendrin immer wieder wohltuende Verschnaufpausen, ehe wieder alle Register gezogen werden. Steven Wilson muss nun wirklich keinem mehr etwas beweisen!

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Punkten.

"To The Bone" erscheint am 18.08.2017 auf Caroline Records.

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